Analyse von Sensationsfunden: Kuperbeil und Ulfberht-Schwert
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Sensationsfunde analysiert: Steinzeit-Beil und Mittelalter-Schwert

von Michael Weber
3 Minuten Lesedauer

Neue Erkenntnisse zeichnen Geschichtsstränge von Niedersachsen neu

Niedersachsen ist durch die Megalithkultur geprägt. Im Übergang aus der Steinzeit errichteten die immer sesshafteren Menschen Steingräber und ähnliche Bauten an vielen Orten. Neues Licht auf diese Zeit wirft eine Untersuchung eines Kupfer-Beils. Ebenso interessant ist die Untersuchung eines sogenannten Ulfberht-Schwert aus dem Mittelalter. Beide Funde sind sensationell und wurden wissenschaftlich vom Landesamt für Denkmalpflege sowie von der Leibnitz Universität in Hannover untersucht. Heute stellten die Forscher die Ergebnisse ihrer Analysen vor. Dabei zeigt sich ein neues Bild über die niedersächsische Historie der jeweiligen Epochen.

Gabriele Heinen-Kljajic, Ministerin für Wissenschaft und Kultur, äußerte sich bei der Veranstaltung in Hannover: „Archäologische Funde hauchen der Menschheitsgeschichte Leben ein. Das jüngst entdeckte jungsteinzeitliche Kupferbeil und das hervorragend erhaltene Ulfberht-Schwert aus dem frühen Mittelalter werfen ein völlig neues Licht auf unsere Landesgeschichte. Die Funde belegen, dass schon sehr frühe Kulturen ausgeprägte technologische und künstlerische Fertigkeiten besaßen, komplexe Handelsbeziehungen aufbauten und außerordentlich mobil waren.” Möglich waren die Erkenntnisse durch eine interdisziplinäre Untersuchung der Funde.

Das Kupfer-Beil aus Niedersachsen

Das Kupferbeil hat ein Detektorgänger 2011 bei Steinbergen (Rinteln) zufällig gefunden. Die Waffe ist 403 Gramm schwer und 9,5 cm lang sowie 1,7 cm dick. Datiert ist der Fund auf die erste Hälfte des vierten Jahrtausends vor Christus. Damit handelt es sich um den ältesten Metallfund in Niedersachsen. Die Analysen der Wissenschaftler ergaben, dass das Kupfer aus dem Ostalpenraum stammt.

Damit lässt sich ableiten, dass die neuen Eliten der frühen Bauernkulturen sich das Kupfer aus dem Ostalpenraum beschafft und dann im Norden als Prestigeobjekt verehrt haben. Spannend ist die weitere geografische Einordnung. Denn in Südosteuropa und Skandinavien sind solche Beile typische Funde. Daraus könnte sich ableiten lassen, dass das heutige Niedersachsen eine Mittlerrolle auf der Landkarte der Kulturentwicklung innehatte. Denn die Region befand sich genau zwischen der etwas fortschrittlichen „süddeutschen“ Bevölkerung und der späten Megalithkultur im Norden. Die bisherigen Kupferfunde zeigen, dass dieses Metall einen großen Einfluss auf die jeweilige Entwicklung hatte.

Die Forscher weisen im Zusammenhang mit der Findung darauf hin, dass die Genehmigungspflicht für die Suche mit Metalldetektoren äußerst wichtig sei. Denn jeder Fund, der unberücksichtigt in Privatsammlungen oder im Kunsthandel lande, ist sei ein großer Verlust für das kulturelle Erbe. So gingen wichtige Teilchen im großen Archäologiepuzzle unwiederbringlich verloren.

Das Ulfberht-Schwert aus dem 10. Jahrhundert

Das gilt auch für spätere Metallfunde wie den des Ulfberht-Schwertes. Dieses wurde 2012 bei Baggerarbeiten in der Weser bei Hessisch Oldendorf entdeckt. Der Inschrift zufolge und nach aufwendigen wissenschaftlichen Analysen lässt sich die Klinge zweifelsfrei den Ulfberht-Schwertern zuordnen. Damit ist es in Niedersachsen erstmals gelungen, ein solches seltenes Schwert zu finden. Gefertigt wurden die Waffen im Fränkischen Reich. Sie waren mit einem Ausfuhrverbot belegt, konnten aber immer wieder von Wikingern und Slawen erbeutet werden. Bisherige Fundorte lagen überraschenderweise fast ausschließlich in Nordeuropa, davon einige Fälschungen bzw. Imitate.

Die Analyse des Metalls zeigte den Ort des Metallabbaus auf. Demnach stammt das Erz aus dem Rheinischen Schiefergebirge im Hintertaunus. Ausgehend von der abgesicherten Annahme, dass die Ulfberht-Schwerter aus einem Kloster stammen, kommen nach Angaben der hannoverschen Forscher in erster Linie die als Waffenschmiede bekannten Klöster in Lorsch oder Fulda in Betracht.

Das Ulfberht-Schwert ist durch die Namenssignatur „+VLFBERH+T“ gekennzeichnet. Griff und Klinge bestehen aus verschiedenen Eisenarten. Die Klinge ist aus hochwertigerem, gehärtetem Eisen geschmiedet und kommt fast an die von Stahlschwertern heran. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Es lässt sich datieren auf das 10. Jahrhundert. Der Fund aus Niedersachsen gehört von der Stilistik der Klinge eher zu den typischen Exemplaren. Allerdings gibt es dennoch nur einen einzigen Fund aus der Ukraine, der ihm in der Kombination von Klinge und Griff ähnelt.

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