Tendomyopathie: Weichteilrheuma oder Fibromyalgie
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Tendomyopathie: Weichteilrheuma oder Fibromyalgie

von Michael Weber
4 Minuten Lesedauer

Selten erkannte chronische Krankheit

Eine sehr außergewöhnliche Erkrankung ist die Tendomyopathie. Weichteilrheuma und Fibromyalgie wird die generalisierte Tendomyopathie ebenfalls genannt. Hinter diesem schwer auszusprechenden Namen verbirgt sich eine unspezifische Sehnen-Erkrankung, bei der Muskeln und Sehnen schmerzen. Nach Schätzungen leiden bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland an diesen Symptomen, die zu einer erheblichen Belastung im Alltag führen.

Die Symptome sind dabei äußerst unspezifisch. Überall punktuell auftretende Schmerzen, Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Probleme mit dem Verdauungstrakt und eine schnell auftretende Müdigkeit sind Anzeichen, die zunächst schwer einzuordnen sind, aber auf Tendomyopathie hinweisen können. Der Dauerschmerz führt dann zusätzlich zu einer enormen psychischen Belastung, die sogar in depressiven Stimmungen münden kann. Aus dieser Gesamtverfassung heraus muss der Betroffene immer wieder mit Schmerzattacken rechnen, die sein Wohlbefinden erheblich beeinflussen.

Die Symptome führen insgesamt zu einer mangelnden Leistungsfähigkeit, die einer rheumatischen Erkrankung ähnelt, weshalb Tendomyopathie auch Weichteilrheumatismus genannt wird. Betroffen sind vor allem Menschen im Alter zwischen Mitte 30 und Mitte 50. Unter diesen leiden Frauen sehr viel häufiger an den Symptomen als Männer.

Tendomyopathie ist schwer zu diagnostizieren und kann deshalb zu Fehleinschätzungen der Symptome führen. Sogar ein Simulieren der Patienten wird von manchen Ärzten vermutet. An verschiedenen Druckpunkten lässt sich die Erkrankung durch schmerzende Muskeln und Sehnen aber nachweisen bzw. einordnen. Hier zeigen sich durchaus auch tastbare Verhärtungen.

Die Therapie hängt vom Fachwissen des Arztes ab und beinhaltet meistens physiotherapeutische und wegen der Krankheitsbelastung auch psychotherapeutische Ansätze. Eine Heilung ist eher selten, denn auch bei einem guten Heilungsverlauf kann es immer wieder zu akuten Rückfällen kommen.

Diagnose bei Weichteilrheuma

Das Problem bei Tendomyopathie sind die sehr unspezifischen Symptome. Schmerzen, besonders Rückenschmerzen, kann jeder an einem schlechten Tag haben, Schlafprobleme sind nicht zuletzt auch von psychischen Problemen begünstigt und wiesen häufig Ähnlichkeiten zu den Symptomen des Schlafapnoesyndroms auf. Auftretende Magen-Darm-Probleme schieben viele auf ihr Essen. Die Anzeichen werden aus diesem Grund häufig lange Zeit nicht als Symptome einer Erkrankung wahrgenommen. Der Schmerz ähnelt zudem Rheuma, sodass es häufig zunächst zu Fehldiagnosen kommt.

Suchen die Betroffenen dann einen Arzt auf, folgt das nächste Problem. Die Diagnose von Tendomyopathie ist entsprechend schwierig, eben weil viele andere Ursachen ähnliche Symptome aufweisen können und selbst bei genauen Untersuchungen sind nicht immer eindeutige Befunde möglich. Zudem ist trotz der großen Zahl von Betroffenen die Krankheit noch nicht allen Ärzten detailliert bekannt. Abzuklären ist außerdem eine Borelliose-Erkrankung, die ähnliche Symptome aufweisen kann.

Sind Entzündungshinweise ausgeschlossen, liegt keine rheumatische Erkrankung vor. Anhand der Überprüfung einiger über dem Körper verteilter Druckpunkte können dann Schmerzen nachgewiesen werden, die auf eine Tendomyopathie hinweisen. Dabei lassen sich vom Arzt auch leichte Verhärtungen ertasten, die stark auf das Vorliegen einer Tendomyopathie hinweisen.

Therapie der Tendomyopathie

Wird eine Tendomyopathie diagnostiziert, hängt es vom Arzt ab, wie die Krankheit behandelt wird. Die schulmedizinischen Erkenntnisse sind hier noch nicht allzu weit. Neben verschiedenen Schmerzmitteln kommt vor allem die Überweisung zu einem Physiotherapeuten infrage. Dort lernen die Patienten unter Anleitung leichte krankengymnastische Übungen, die auch zuhause ausgeführt werden können. Zusätzlich können Behandlungen mit Kälte oder Wärme Schmerzen linden. Viel Erkrankte suchen daher gern eine Sauna oder Therme auf. Auch eine Infrarot-Wärmekabine im eigenen Haus kann positiv wirken. Besonders die Kombination mit dem Infrarot-Lichtspektrum stützt Körper und Psyche. Einen ähnlichen Effekt können Massagen erzielen. Sie helfen, akute Schmerzen zu linden und den Körper insgesamt zu entspannen.

Wirkungen sind auch mit Akupunkturbehandlungen und lokalen Betäubungen erzielt worden. Außerdem sind Entspannungsübungen wichtig, um Körper und Geist die Anspannung zu nehmen. Autogenes Training und Yogaübungen sind eine der Möglichkeiten, dies zu erreichen.

Wichtig bei Tendomyopathie ist, die Schmerzen nicht zu ignorieren und nicht unbehandelt zu lassen. Eine auf die jeweiligen Schmerzen abgestimmte Schmerztherapie ist unbedingt anzuraten, um die eh schon große Gesamtbelastung des Körpers zu reduzieren.

Wegen der andauernden Schmerzen und der damit verbundenen enormen Beeinträchtigung des Alltags neigen Betroffene bei Tendomyopathie zu depressiven Momenten. In solchen Fällen ist eine parallele Behandlung der Patienten bei einem Psychotherapeuten anzuraten.

Selbsthilfegruppen bei Tendomyopathie

Wegen der schwierigen Befundlage werden an Tendomyopathie erkrankte Menschen schnell in die Ecke von Simulanten oder psychisch anfälligen Personen gestellt. Neben der Belastung durch starke Schmerzen und eine geringe Leistungsfähigkeit haben die Betroffenen zusätzlich mit dem Makel der Unglaubwürdigkeit zu kämpfen. Sie fühlen sich von Ärzten nicht verstanden, stoßen auf Zweifel und finden häufig niemanden, der ihre Lage verstehen kann oder will.

Aus diesem Grund ist Patienten mit einer Tendomyopathie eine entsprechende Selbsthilfegruppe wie eine Fibromyalgieselbsthilfegruppe zu empfehlen. Dort treffen sie auf Menschen, die an ähnlichen Symptomen leiden und mit die Schmerzen und Problem im wahrsten Sinne des Wortes nachfühlen können. Die Menschen in der Selbsthilfegruppe begegnen den Neuankömmlingen offen und verständnisvoll, sie fangen die Verzweiflung der Betroffenen auf, spenden Trost und machen Mut.

Neben dieser psychosozialen Komponente verfügen Selbsthilfegruppen über Kenntnisse und Kontakte, die den Betroffenen enorm weiterhelfen können. Selbsthilfegruppen sind nicht nur Hilfe zur Selbsthilfe, sondern ein Fundus von Erfahrungen, Wissen und Beziehungen. Noch wichtiger aber ist, dass Selbsthilfegruppen über detaillierte Informationen über die Behandlungsmöglichkeiten von Tendomyopathie verfügen. Daneben findet hier auch ein reger Austausch über Ursachen und Therapieformen statt und es gibt häufig Vorträge und Diskussionen mit Fachleuten.

Eine Selbsthilfegruppe bietet den Betroffenen aber noch mehr. Sie bildet die Grundlage eines erweiterten oder neuen Freundeskreises. Die Mitglieder von Selbsthilfegruppen unternehmen regelmäßig etwas miteinander, auch unabhängig vom Thema Tendomyopathie. Die Selbsthilfegruppe wird hier zur Anlaufstelle zur Freizeitgestaltung, bei der Menschen, die unter ähnlichen Schmerzen leiden, gemeinsam Zeit verbringen, etwas erleben, von der Erkrankung abgelenkt werden und somit ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen.

Wichtiger Hinweis

Alle Angaben sind ohne Gewähr und ohne medizinisches Fachwissen verfasst. Bitte konsultieren Sie bei Verdacht auf diese Krankheit oder/und andauerndem Schmerzen einen Arzt.

Foto: Clipdealer

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