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Brexit – Folgen für Niedersachsen

von Michael Weber
2 Minuten Lesedauer

Stimmen zur Entscheidung Großbritanniens

Niedersachsen ist mit Großbritannien traditionell eng verbunden. Das gilt nicht nur für das Königshaus und die Welfendynastie oder die britischen Truppen, die das Bundesland befreit und neu errichtet haben. Es gilt auch für viele wirtschaftliche, kulturelle und private Verflechtungen. Nun wird all das auf eine harte Probe gestellt. Es wird sich einiges ändern. Denn Großbritannien möchte die Europäische Union verlassen.

Referendum: 51,9 Prozent der Briten wollen aus der EU raus

Grund ist das gestrige Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU. 51,9 Prozent der Wählerinnern und Wähler haben sich für einen Austritt entschieden. An dieses Votum wird sich die britische Regierung halten. Damit fallen Regelungen zum Binnenmarkt mit Zöllen und freiem Handel sowie die Wahl des freien Wohnsitzes und viele Annehmlichkeiten für beide Seiten weg. Schlimmer noch ist die Zerreißprobe, denen sich das Land nun ausgesetzt sieht. Nordirlands Bestrebungen nach einer Wiedervereinigung mit Irland sowie die Abspaltungswünsche von Schottland sind schon jetzt auf der Agenda. Auch die EU wird leiden, verliert sie doch massiv an politischem Gewicht. Und die Idee eines vereinten Europas löst sich in Luft auf.

Brexit beeinträchtigt Niedersachsens Handel mit Großbritannien

Auch für Niedersachsen wird der Brexit Folgen haben. Laut Angaben des Statistischen Landesamtes ist Großbritannien nach den Niederlanden der zweitwichtigste Abnehmer von Waren aus dem Bundesland. Waren im Wert von sieben Milliarden Euro lieferte Niedersachsen auf die Insel. Die Hälfte davon stammt aus der erweiterten Automobilbranche (Autos, Wohmnmobile, Lkw und Kfz-Teile). Mit Abstand zweitwichtigstes Exportgut sind Fleischwaren.

Bei der Einfuhr belegt das Vereinigte Königreich immerhin den sechsten Platz der Partnerländer.  Waren im Wert von 3,3 Milliarden Euro kamen von der Insel in das BUndesland. Rund ein Drittel davon sind Produkte der Erdölindustrie.

Durch die nun anstehenden Änderungen beim bisher freien Handel könnte der wichtige beidseitige Handel stark beeinträchtigt werden. Experten vermuten deutliche Handelseinbußen. Auch Arbeitsplätze seien in Gefahr.

Stimmen aus Niedersachsen zum Brexit

So erklärte der Präsidenten der IHK Hannover, Dr. Christian Hinsch: “Aus Sicht der niedersächsischen Wirtschaft kann man die Entscheidung der Briten nur bedauern.” Weiter sagte er: “In der nächsten Zeit erwartet die Unternehmen die Unsicherheit eines nie dagewesenen Ausstiegsprozesses, aber möglicherweise auch neue Geschäftschancen.” Es sei zwar im Interesse der niedersächsischen Wirtschaft, die Handelsbeziehungen aufrecht zu halten, einen Binnenmarkt könnten bilaterale Abkommen aber nicht ersetzen.

Wirtschaftsminister Olaf Lies sprach in diesem Zusammenhang von einem “historischen Fehler” Großbritanniens. Er sagte: “Wirtschaft und Handel stehen vor einem schwierigen Prozess und werden sich deutlich umstellen müssen. Wir werden als Landesregierung gemeinsam mit unseren Partnern nach Wegen suchen, um dabei die Wirtschaft nach Kräften unterstützen.” Zugleich machte er deutlich, dass die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und dem übrigen Europa Schaden nehmen werden. Dadurch sei auch Niedersachsen stark getroffen.

Ministerpräsident Stefan Weil nannte in einem Statement die Entscheidung der Briten für den Brxit “bitter für Europa, bitter für Großbritannien und bitter für Niedersachsen”. Er bezeichnete den kommenden Austritt als “unvernünftig”. Er sieht in dem Abstimmungsergebnis einen Auftrag an die Politik: “Europa muss wieder enger zusammen rücken. Wir alle müssen die Vorteile eines geeinten Europas immer wieder engagiert nach außen darstellen.”

Die Zukunft muss zeigen, welche weiteren Folgen der Brexit für das Land und die Menschen in Niedersachsen hat. Denn nicht zuletzt leben in Niedersachsen auch viele Briten, die sich auf neue Regelungen einstellen müssen.

 

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