Pizza mit Analogkäse? Käseimitate verbreitet
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Analogkäse: Kunstkäse als Ersatz

von Redaktion
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Verbrauchertäuschung oder sinnvolles Produkt?

Immer häufiger verwenden Hersteller von Pizza oder Baguette, aber auch Bäckereien und Gastronomieunternehmen keinen echten Käse mehr. Auch im Supermarktregal gibt es hier und da Käsepackungen, die keine echten sind. Analogkäse ist das Produkt, das den echten Käse in einigen Bereichen mehr und mehr verdrängt.

Analogkäse bzw. Kunstkäse – was ist das?

Statt eines echten Milchproduktes ist Analogkäse ein Imitat, das nur zu einem geringen Anteil oder gar nicht aus Milch besteht. Bei der Produktion wird das Milchfett und häufig auch das Milcheiweiß durch andere Stoffe ersetzt. Das war traditionell Rindertalg, bei den heutigen Industrieproduktionen sind dies in erster Linie Palmöl, Soja, Wasser und Stärke sowie eine Reihe von Emulgatoren und Geschmacksverstärkern. Das macht aus einem tierischen Pordukt ein künstliches veganes Angebot. Zudem ist die Reifezeit überflüssig. Damit sinken die Herstellungskosten, weshalb das Produkt bei unter Preisdruck stehenden Waren zum Einsatz kommt.

Wer gerne Pizza aus der Tiefkühltruhe isst, der muss je nach Preislage der Pizza damit rechnen, statt echtem Käse Analogkäse auf dem Teller zu haben. Immer mehr Hersteller von Fertigpizzen und Fertigbaguettes, aber auch Großbäckereien und viele Gastronomiebetriebe und Großküchen verwenden aus Kostengründen den Ersatzkäse.

In welchen Produkten ist Kunstkäse zu finden?

Das bekannteste Produkt, in dem dieses Käseimitat zu finden ist, das ist die Pizza. Analogkäse ist aber auch in einer fertigen Lasagne oder in gefüllten Tortellini zu finden, die nur in der Mikrowelle oder im Backofen aufgewärmt werden müssen. Einfach und schnell ist dieser Käse auch eine Alternative für Nudelrezepte wie der Nudelauflauf oder die traditionellen Käsespätzle, und auch hier ist das Käseimitat im Spiel. In vielen der Billigbäckereien ist der künstliche Käse ebenfalls beliebt, denn wer dort ein Brötchen mit Käse isst, der beißt vielfach in Analogkäse.

Wie oft wird Käseimitat verwendet?

Schon heute werden in Deutschland jedes Jahr über 100.000 Tonnen des Ersatzkäses verarbeitet. Ein großer Teil geht in den Export, aber nach Schätzung von Lebensmittelexperten verwenden vor allem Bäckereien, Großküchen und Gaststätten rund 20 bis 30% Ersatzkäse für die Herstellung ihrer Speisen. Leider wird das Imitat oft normal als Käse angeboten und das ist verboten.

Muss Analogkäse gekennzeichnet werden?

Wer auf der Speisekarte vielleicht ein Schnitzel Hawaii mit Ananas und überbackenem Käse entdeckt und sich nicht sicher ist, ob es sich dabei um Analogkäse handelt, der sollte einfach fragen. Es ist nicht verboten, den milchlosen Ersatz zu verwenden, aber er darf nicht als “echter Käse” ausgegeben werden. Laut einer Verordnung der EU müssen alle Produkte gekennzeichnet werden, in denen echtes Milcheiweiß durch künstliches Eiweiß ersetzt wurde. Da auch im Imitat künstliches Milcheiweiß ist, darf er also nicht als echt angepriesen werden. Zudem müssen laut Verbraucherzentrale Niedersachsen die Ersatzstoffe genannt sein.

Ist Kunstkäse eine Verbraucherbeschummelung?

Problematisch ist das künstlich erzeugte Produkt, wenn es normal als Käse deklariert wird. Neben eventuellen Allergien und dem zum Teil deutlich höheren Fettgehalt ist besonders die falsche Etikettierung verbraucherunfreundlich. Das gilt auch für Produkte im Gastronomiebereich, wenn der Käufer im Unwissen gelassen wird, ob es sich um richtigen Käse oder Analogkäse handelt. Nach EU-Verordnungen darf der Kunstkäse jedenfalls nicht als Käse bezeichnet werden. Bei vielen der Einsatzgebiete wird der Verbraucher getäuscht oder seine falsche Annahme im Raum stehen gelassen. “Überbacken” heißt es da schlicht auf der Packung. Und welcher Verbraucher schaut schon ganz genau auf die Liste der Inhaltsstoffe. Die Landesvbereinigung der Milchwirtschaft in Niedersachsen kritisiert die Bezeichnung, meint aber, dass Verbraucher an der Kühltheke bei klassischen Käsesorten sicher zugreifen können.

Analogkäse ist manchmal sinnvoll

Analogkäse hat aber auch für manche Verbraucher Vorteile. Veganer freuen sich beispielsweise, ein käseähnliches Produkt essen zu können. Anders als Vegetarier lehnen Veganer alle tierischen Produkte ab. Sie essen weder Eier noch Honig, sie tragen keine Schuhe aus Leder, sie trinken keine Milch und verzichten auf alle Milchprodukte, also auch auf Käse. Die künstliche Form des Produktes stellt für alle Veganer eine Alternative dar, wenn es zum Beispiel um den Genuss einer Pizza, eines Raclettes und einer Lasagne geht. Allerdings muss ein echter Veganer immer darauf achten, dass sich im Imitat auch kein Rindertalg, sondern nur Soja und Palmöl befinden. Für Vegetarier und Veganer bedeutet Analogkäse die Möglichkeit vielfältiger zu kochen und dabei auch auf Käse nicht mehr verzichten zu müssen, wie zum Beispiel zum Überbacken.

Schnelle Herstellung ohne Reifeprozess

Guter Käse muss reifen, und da die Lebensmittelindustrie eine schnelllebige Industrie ist, die ständig neue Produkte auf den Markt bringt, ist das Käseimitat eine gute Sache. Dieser lässt sich relativ schnell und auch in großen Mengen herstellen und weiter verarbeiten. Analogkäse ist nicht gesundheitsschädlich, aber trotzdem sehen viele Menschen in dieser Form des Käses mehr Nachteile als Vorteile. Das liegt vielleicht auch an der Haltung der Industrie, die bei vielen Produkten geschickt versucht, das Imitat als echt zu verkaufen. Wenn Verbraucher über das, was sie essen, besser informiert werden und wenn die Industrie besser aufklären würde, dann hätte auch der Kunstkäse bessere Chancen, akzeptiert zu werden. Das Produkt hat mit einem schlechten Image zu kämpfen, weil es billig ist, schlecht ist das Produkt deshalb aber nicht. Keiner würde auf die Idee kommen, Margarine als Analogbutter anzupreisen, aber der Name Analogkäse ist geläufig und wird häufig als negativ wahrgenommen, obwohl dieser Käse viele Vorteile hat.

Wo kann man Analogkäse kaufen?

Wer gezielt Analogkäse kaufen möchte, der kann das zum Beispiel bei Großhändlern, die sich auf Produkte für die vegane Küche spezialisiert haben. Aber auch viele Internetshops bieten den Käseersatz an. Hier wird auch privaten Kunden die Möglichkeit gegeben, Käseimitat zu kaufen. Restaurantbesitzer kaufen ebenfalls beim Großhändler, ebenso wie viele Bäckereien. Künstlicher Käse kostet im Schnitt 40% weniger als echter Käse, daher ist es kein Wunder, dass immer mehr Gerichte mit damit angeboten werden. In Bioläden sowie im Einzelhandel mit Spezialisierung auf vegane Kost ist ebenfalls dieser Kunstkäse zu finden. Aus Niedersachsen kommt außerdem ein spezialiserter Anbieter: Happy Cheeze aus Cuxhaven hat veganen Käse im Programm.

Foto: Clipdealer