Ganderkesee

Ganderkesee

von Redaktion
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Gemeinde im Oldenburger Land

Die selbstständige Gemeinde Ganderkesee findet sich im niedersächsischen Landkreis Oldenburg. Im Norden grenzt sie an den Landkreis Wesermarsch, im Osten an die Stadt Delmenhorst. Die Hansestadt Bremen ist ca. 20 km entfernt. Die Gemeinde mit einer Gesamtfläche von 138 qkm gliedert sich in 25 Ortsteile oder Bauerschaften, von denen als Hauptpunkte mit der größten Bevölkerungsdichte der Kernort Ganderkesee, die Ortsteile Bookholzberg, Rethorn, Schierbrok sowie Heide und Elmeloh zu nennen sind. In den anderen Gemeindeteilen überwiegt die Landwirtschaft. Insgesamt zählt die Gemeinde Ganderkesee 31.700 Einwohner.

Reizvolle Landschaften eröffnen sich durch die Lage der Gemeinde am Nordrand des Naturparks Wildeshauser Geest und im Urstromtal der Weser. Von hügeliger Geest über artenreiche Wald- und Moorareale bis hin zur fruchtbaren Marsch ist alles vertreten. Die pittoreske Gemeinde beeindruckt durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten und gilt als eine niedersächsische Faschingshochburg.

Geschichte der Gemeinde Ganderkesee

Eiszeiten und Wärmeperioden haben die Landschaft des Gemeindegebietes geprägt, was  durch das reiche Vorkommen an Sand, Ton, Kies, Steinen und Findlingen belegt ist. Vorherrschend sind Geestböden. Funde aus der jüngeren Steinzeit sowie Großsteingräber zeugen davon, dass die Marschen schon ab 4.000 vor Chr. besiedelt waren. Im westlichen Gemeindegebiet gab es eine eisenzeitliche Siedlung mit einem Eisenverhüttungsplatz. Die germanischen Chauken, die später im Stamm der Sachsen aufgingen, nahmen um 200 v. Chr. das Marschgebiet unter ihre Herrschaft.

Die erste urkundliche Erwähnung des Gemeindegebietes fand 860 unter dem Namen „Gandrikesarde“ statt. Der Name Ganderkesee, der im Laufe der Zeit mehrfach geändert wurde, ist auf den germanischen Vornamen  „Gandrik“ und die Bezeichnung „Arde“ für Erde zurückzuführen.

Erzbischof Adalbert von Bremen ließ um 1052 eine Gaukirche in Ganderkesee errichten. Durch den Grafen von Oldenburg, der einen Markt sowie das Kirchweihfest einführte, avancierte das Gebiet bis in das 16. Jahrhundert zum wirtschaftlichen Handelszentrum der Region. Die Grafen von Oldenburg erbauten bereits um 1260 die Burg Delmenhorst, um das Gebiet zu sichern. Um die Burg bildete sich eine Siedlung, die 1371 zur Stadt ernannt wurde. Zum Ende des Mittelalters bestanden noch die Adelsgüter Elmeloh, Nutzhorn und Holzkamp. Von 1667 bis 1773 stand das Landesgebiet unter dänischer Herrschaft und wurde von 1773 bis 1918 von den Oldenburger Grafen aus dem Hause Holstein-Gottorp regiert.

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Die Kirche besaß im 17. Jahrhundert die großen Ackerflächen mit Heide und Wanderdünen. Die Heideflächen dienten der Schafzucht, der Anbau von Getreide und Gemüse war auf den kargen Böden kaum möglich. Die Bevölkerung lebte weitestgehend in Armut, was durch schwere Krankheiten wie Pest und Typhus noch verstärkt wurde. Durch den Landesvater Herzog Peter Friedrich Ludwig (1785-1829) erfuhr Ganderkesee eine positive Wende. Mit der Agrarreform im 19. Jahrhundert, die eine Aufteilung der Gemeindeflur mit sich brachte, ging es im Gemeindegebiet bergauf. Vergrößerte Ackerflächen und Dünger, die den Ertrag auf den Böden steigerten, brachten ebenso wie die Aufforstung mit Kiefernwald den Aufschwung.

Drei schwere Stadtbrände richteten ab dem 18. Jahrhundert große Schäden an, wodurch etliche Bauten zerstört wurden. 1814 erfolgte die Ernennung Ganderkesees zum Amtssitz mit den Kirchspielen Hude und Ganderkesee. Seit 1972 ist die Gemeinde Schönemoor eingemeindet. 1987 wurde Ganderkesee selbstständige Gemeinde.

Wirtschaft und Verkehr in Ganderkesee

Die Wirtschaft in Ganderkesee wird von einem Branchenmix aus Handel, Handwerk, Dienstleistungen und Logistik bestimmt. Die Anzahl der Unternehmen hat kontinuierlich in den letzten Jahren zugenommen. Über 6.000 Personen aus anderen Regionen pendeln täglich zur Arbeit in das Gemeindegebiet. Auch die Landwirtschaft hat heute noch eine wirtschaftliche Bedeutung.

Ganderkesee ist durch die Anschlussstellen Ganderkesee West und Ost sowie Hude an die Autobahn A28 angebunden. Weiterhin sind die Bundessstraßen B 212 und B 213 vom Gemeindegebiet aus erreichbar. Durch die Gemeinde führen die Schienenverbindungen Oldenburg-Bremen mit Haltepunkten in Bookholzberg, Schierbrok, Hoykenkamp sowie Osnabrück-Bremen via Bahnhof Ganderkesee. Der Busverkehr wird mit Linien der Weser-Ems-Busverkehr GmbH bedient, außerdem gibt es einen BürgerBus, der die Ortschaften in der Gemeinde anfährt. Der Flugplatz Ganderkesee Atlas Airfield steht für Flüge nach Bremen zur Verfügung. Darüber hinaus ist im Südosten das Segelfluggelände Große Höhe zu finden.

Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde Ganderkesee

Von den Anfängen der Gemeinde erzählt die Kirche St. Cyprian und Cornelius, die im Ortskern von Ganderkesee nach der ersten Gaukirche errichtet wurde. Im 12. Jahrhundert wurde der Turm mit der gewölbten Eingangshalle erbaut, im 15. Jahrhundert entstand die gotische Hallenkirche. Zu den Kostbarkeiten der Gaukirche gehört die berühmte Arp-Schnitzer-Orgel aus dem Jahre 1669. Zu den sehenswerten und schönsten Sakralbauten gehört die Wallfahrtskirche St. Katharina im Ortsteil Schönemoor, die 1324 als Backsteinkirche erbaut wurde.

Mühlen und Backhäuser erinnern an alte Traditionen und werden heute vielseitig genutzt. So steht „De lütje Anja“, eine einstöckige Galerieholländer-Mühle von 1870, heute heiratswilligen Paaren als Trauungsort zur Verfügung. Die Wassermühle Elmeloh stammt vermutlich aus dem Jahre 1844 und war bis 1961 als Mehlmühle in Betrieb. Mit den Backhäusern in Rethorn und Hohenböken finden sich zwei Traditionshäuser, in denen bis heute Brot gebacken wird.

Die alte Schule in Bürstel, erbaut 1899, dient heute als Heimatstube mit Exponaten aus der guten alten Zeit. Die Stedingsehre in Bookholzberg ist eine Freilichtbühne mit Kulissendorf, die durch die Nationalsozialisten errichtet wurde, um das Bühnenstück „De Stedinge“ des Oldenburger Heimatdichters August Hinrichs aufzuführen. Mit dem „Heidewall“ bei Delthun präsentiert sich eine nordwestdeutsche Ringwallanlage, die vom 9. Jahrhundert bis in das Mittelalter genutzt wurde. Westlich von Ganderkesee warten zwei Großsteingräber, ein weiteres findet sich in Stenum. Die Zeugnisse aus der Steinzeit gehören zur Straße der Megalithkultur.

Mit dem  Urwald „Hasbruch“ zeigt sich ein urwüchsiger, 630 ha großer Eichenwald mit über 1.000 Jahre alten Bäumen. Der Wald ist sich selbst überlassen und gedeiht wild. 29 ha Kernbereich stehen seit 1938 unter Naturschutz. Einer der wenigen, historisch alten Wälder in Nordwesteuropa findet sich mit dem Stenumer Holz, einem 100 ha großen Wald zwischen Schierbrok, Rethorn und Stenum. Hier stehen Eiche, Buche und Hainbuche, die von einer abwechslungsreichen Flora begleitet sind. Reiz- und geheimnisvoll gibt sich auch das Wald- und Naturschutzgebiet „Der Stühe“, das dem einstigen Wilddieb Hasen-Ahlers mit einem Denkmal gewidmet ist.

Das 2000/2001 entstandene Jugendprojekt „FingerTipp und DaumenGrün“ in Rethorn bildet einen überdimensionalen Daumenabdruck in einer ehemaligen Sandgrube ab. Hier konnten sich verschiedene Kleinklimazonen auf offenen Sandrasen entwickeln, die vielfältige und seltene Pflanzen- und Tierarten beherbergen.

Freizeitspaß und Veranstaltungen

Neben Radeln, Reiten, Wandern und einer Vielzahl weiterer Sportarten kann man in der Gemeinde, die von einem regen Vereinsleben profitiert, auch entspannte Auszeiten im Bäder und SaunaHuus nehmen. Seit 1964 besteht das Freibad im Ort Ganderkesee, das 2012 um ein SaunaHuus erweitert wurde.

Ganderkesee ist überregional bekannt als Faschingshochburg. Eingeleitet werden die großen Umzüge durch die kurzweiligen Büttenabende. Der Fasching um den Ring ist das große Veranstaltungshighlight. Am Rosenmontag ziehen 110 Festwagen, Fuß- und Musikgruppen durch den Hauptort. Ebenso beliebt bei Einheimischen wie Gästen sind das jährliche Osterfeuer des Ortsvereins Elmeloh/Almsloh, der Weihnachtsmarkt in Ganderkesee und die „Plattdüütsche Week“.

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