Der Nikolausstiefel als Ort für Geschenk

Der Nikolausstiefel

von Redaktion
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Wissenswertes rund um den Brauch am 6. Dezember

Am 6. Dezember feiern die Niedersachsen Nikolaus. Stiefel werden hinausgestellt und am Morgen des Gabentages sind diese – hoffentlich – gut gefüllt mit Geschenken und Köstlichkeiten. Doch woher stammt der Brauch um den Nikolausstiefel?

Die Legenden und Mythen um den Heiligen Nikolaus sind zahlreich und kleine Kinder im Kindergarten lernen ihn vorrangig als zur See fahrenden Bischof kennen, der den Fischern volle Netze beschert, Hungersnöte mildert und in großer Seenot den rettenden Anker wirft. „Niklaus ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann…“ – So lautet eine Zeile aus dem berühmten Kinderlied „Lasst uns froh und munter sein“, das die Traditionssymbolik des Nikolausstiefels auf den Punkt bringt. Es geht darum, eine Freude in die dunkle Jahreszeit zu zaubern, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, die Vorfreude aufs Christkind zu schüren.

Der Nikolausstiefel ist zu einem Konsumartikel geworden, der mit noch mehr und teuren Konsumprodukten, und mit Verlaub gesagt auch völlig sinnfreiem unpassenden Krimskrams, bestückt wird. Dabei liegt der einzigartige Reiz doch im Einfachen und Traditionellen. Mandel, Nuss und Apfelkern und ein Schoko-Weihnachtsmann, dazu selbstgebackene Plätzchen von der Oma – So sieht die klassische Befüllung aus. In der Neuzeit finden sich im Schuh hochwertige Elektronik, Kosmetika, Spielzeug und andere Dinge, die eigentlich erst unter dem Weihnachtsbaum liegen sollten.

Auf welcher Legende und/oder Symbolik beruhen Brauch und Kult rund um den Nikolausstiefel und den Nikolausabend? Und warum wird das Nikolausfest unterschiedlich gefeiert? Wer war der echte Nikolaus überhaupt? Sind Weihnachtsmann und Nikolaus dieselbe Person? Ist üppiges Schenken Sinn und Zweck von Nikolaus?

Wer es genauer wissen will, der findet in diesem Beitrag einige Antworten. Aber wie das so ist mit dem Heiligen Nikolaus und dem amerikanischen Weihnachtsmann – eine hundertprozentige Gewähr für die Richtigkeit der Angaben gibt es nicht, da vieles eben auf Legenden, Erzählungen und der praxisbezogenen Erweiterung bzw. Abänderung von Überlieferungen beruht.

Wer war der Heilige Nikolaus?

Nikolaus wurde in einen Dorf namens Patara (heute Türkei) gegen Ende des 3. Jahrhunderts geboren. Sein Vater wählte bewusst den Namen Nikolaus für den Jungen aus, denn dieser bedeutet „Sieger des Volkes“ oder „Überwinder der Untugenden“. Vom kirchlichen Leben geprägt, nahm er mit 19 Jahren die Priesterweihe entgegen und wirkte bis zu seinem Tod am 6. Dezember 343 als Bischof von Myra in Likien. Seine Eltern vermachten ihm schon früh ein großes Vermögen, das er jedoch nicht selbst behielt, sondern es unter den Armen verteilen ließ. Barmherzigkeit, Mildtätigkeit und Nächstenliebe waren seine Kennzeichen, auf denen auch die zahlreichen Mythen und Legenden über den Heiligen beruhen. Aufgrund dieser Geschichten ist Nikolaus der Schutzpatron der Seeleute, Bäcker, Weber und Schüler. Insbesondere für die Kinder hatte Nikolaus ein großes Herz und beschenkte sie mit größter Freude.

Die Symbolik des Nikolausfestes und welche Rolle der Nikolausstiefel spielt

Der Gedenktag des Heiligen Nikolaus ist der 6. Dezember. In vielen Regionen ist es jedoch üblich, „Nikolaus“ schon am 5. Dezember abends zu feiern. Auch haben sich verschiedene Rituale eingebürgert, die parallel oder alternativ stattfinden. Eines davon ist das Herausstellen von Schuhen oder Stiefeln, damit der Nikolaus diese über Nacht mit Geschenken befüllt. Oder die Kinder erwartet am Nikolausabend ein gefüllter Nikolausstiefel oder Nikolausteller. Zu manchen Kindern kommt der Nikolaus ins Haus und bringt entweder einen Himmelsengel oder den Knecht Ruprecht mit. Dann hat er die Geschenke in einem großen Jutesack dabei. Oft wird auch gesagt, der Nikolausstiefel ist für die Kinder gedacht, zu denen der Nikolaus nicht persönlich kommen kann. Eine weitere Möglichkeit ist der Weihnachtsteller, auf dem auch ein kleiner Nikolausstiefel platziert sein kann. Die Nikolaus-Tradition ist vielfältig und jeder kann sie so leben, wie er es gewohnt ist.

Der Brauch geht definitiv auf die Großzügigkeit und die Freude am Schenken des Heiligen Nikolaus zurück. Aus allen Legenden wird oft eine Geschichte hervorgehoben, die den Brauch des Nikolausstiefels belegen soll. Demnach soll Nikolaus drei armen Schwestern, die der Vater aufgrund fehlender Mitgift nicht verheiraten konnte, aus der Not geholfen haben, in dem er jedem der Mädchen einen Goldklumpen durch ihr Fenster geworfen hat. Diesen Brauch haben die Menschen im Mittelalter dahingehend abgewandelt, dass die Kinder am Nikolaustag beschenkt werden und zwar durch das Werfen der Geschenke in die Kindermenge. Da die kleineren Kinder aber beim Fangen im Nachteil waren, kam man auf die Idee mit den Stiefeln und Socken, die der „Nikolaus“ über Nacht wundersam füllte.

Übrigens: Vor der Reformation in Deutschland fand die Weihnachtsbescherung am 6. Dezember statt. Dann wurde die Bescherung auf den 24. Dezember gelegt und das Christkind sollte fortan die großen und wertvollen Geschenke bringen.

Nikolausfigur - klassische Darstellung

Weihnachtsmann und Nikolaus – keineswegs die gleiche Figur

Heute verwenden wir im Sprachgebrauch beide Begriffe oft synonym. Doch es gibt besondere Unterschiede. Santa Claus ist der Weihnachtsmann in Amerika, der auf seinem Rentier über die mit Schnee bedeckten Dächer fliegt und am Weihnachtsabend die Geschenke praktischerweise durch den Kamin wirft. Auch dieser Brauch wird der abgewandelten Legende um die Goldklumpen zugeordnet. So soll der Weihnachtsmann armen Familien Goldmünzen durch den Kamin geworfen haben, die in den zum Trocknen aufgehängten Socken hängenblieben. Der Weihnachtsstiefel ist hier die Weihnachtssocke. Der Weihnachtsmann steht also für unser Christkind.

Nikolaus war ein Mann der christlichen Kirche und Bischof. Sein Gewand unterscheidet sich daher auch vom amerikanischen Santa Claus. In der christlichen Geschichte wird der Heilige Nikolaus mit einem purpurfarbenem Bischofsmantel, Mitra, Bischofsstab sowie dem Rauschebart abgebildet. Es ist ein alter würdevoller Mann, der großen Respekt einflößt. Der Weihnachtsmann hingegen trägt seit einigem Jahrzehnten einen zweiteiligen roten Anzug mit breitem schwarzem Gürtel sowie eine Weihnachtsmünze (inspiriert von einem der größten amerikanischen Softdrinkhersteller). Nur der Bart erinnert hier an die authentische Nikolausfigur. Aber auch bei uns vermischen sich die Kostüme von Santa Claus und Nikolaus oftmals. Auf Kinder macht jedoch der authentische wirkende Nikolaus bedeutend mehr Eindruck, ganz zu schweigen vom unheimlichen Knecht Ruprecht.

Auf die Geste kommt es an: Was wirklich in den Nikolausstiefel gehört

Der Nikolausstiefel findet sich heute in vielen Variationen, klassisch rot und weiß mit Plüschbesatz oder aber in allen bunten Farben mit Punkten oder Karos, applizierten Schneemännern, Elchen und Rentieren. Er ist aus diversen Stoffen, Wolle, Filz, Plastik oder Papier gefertigt und wartet zudem mit ausgefallenen Formen auf.

Hüttenschuhe, Gummistiefel, Moonboots, Hausschuhe sind die gängige Option, wenn die eigenen Schuhe als Nikolausstiefel dienen sollen. Nur geputzt müssen sie sein, sonst bleiben sie leer oder es finden sich schmutzige Kohlen, alte Kartoffeln oder eine Rute am nächsten Morgen darin.

Der Nikolaus bringt Freude und Licht in die dunkle Jahreszeit. Er ist der Vorbote des Christkindes. Und es gibt auch eigentlich klare Vorgaben für die Befüllung. Nicht Smartphone, Schmuck, Spielzeug und Hightech-Elektronik gehören hinein, sondern etwas Süßes und Gesundes zum Naschen. Schokolade in weihnachtlichen Formen, Nüsse, Gebäck (Spekulatius – das Bischofsgebäck!), Lebkuchen, Äpfel, Mandarinen und Orangen. Natürlich dürfen auch zeitgemäße Weihnachtssüßigkeiten mit in den Stiefel wie z. B. essbare Schneesterne oder Rentiernasen, auch ein handliches Quizspiel oder ein Minipüppchen sind erlaubt. Nur die ganz großen und teuren Geschenke gehören ursprünglich nicht in den Nikolausstiefel. Denn diese sind dem Weihnchtsmann (oder Christkind) vorbehalten, es sei denn, man praktiziert die ursprüngliche, vorlutherische Variante des Weihnachtsfestes.

Nikolausstiefel für Männer und Frauen

Auch Erwachsene können dieser reizvollen Tradition nicht widerstehen, warum auch? Nikolaus ist zwar ein Fest für Kinder, aber der Gedanke der Aufmerksamkeit kennt kein Alter. Auch unter den erwachsenen Niedersachsen sollte weniger mehr sein und vor allen Dingen passend. Ein feines Weihnachtsbier für den Mann oder eine Weihnachtsmann-Salami sind witzige Ideen. Frauen mögen es auch mal romantischer mit einem Wellnessprodukt, erlesenen Teespezialitäten oder Badepralinen. Das Notfallhirn oder ein Fluch- und Schimpfwörterbuch sollten dann doch zu anderen Anlässen verschenkt werden.

Post an den Nikolaus

Kinder könnn den Nikolaus auch per Post erreichen und ihm Wunschlisten oder ein paar Fragen schicken. Es gibt in Deutschland zwei Adressen, eine davon liegt im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg, in Nikolausdorf. Die andere liegt im Saarland, in St. Nikolaus. Die Adressen lauten:

An den Nikolaus
49681 Nikolausdorf

Nikolaus
66351 St. Nikolaus

In Niedersachsen gibt es übrigens noch zwei Postadressen für das Christkind bzw. den Weihnachtsmann. Auch diese können Kinder nutzen. Eine Antwort ist möglich. Die Adressen lauten:

An das Christkind
21709 Himmelpforten

An den Weihnachtsmann
Himmelsthür
31137 Hildesheim

Wer weiß, vielleicht erfüllt sich ja so der eine oder andere Wunsch. Zumindest dürfte die Überraschung groß sein, wenn eine Antwort vom Nikolaus oder Weihnachtsmann im Briefkasten liegt.

Fotos: Clipdealer

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