Schlafapnoesyndrom – Alarmsignal Schnarchen
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Schlafapnoesyndrom – Alarmsignal Schnarchen

von Michael Weber
7 Minuten Lesedauer

Atemaussetzer sind Hinweis auf Schlafapnoe

Häufiges und andauerndes Schnarchen stört nicht nur Mitbewohner oder sogar Nachbarn, sondern kann auch ein Anzeichen für das Schlafapnoesyndrom sein. Schlafapnoe ist ein Leiden, das von den Betroffenen meistens nur an den Auswirkungen bemerkt, aber häufig nicht richtig zugeordnet werden kann. Müdigkeit, Sekundenschlaf, mangelnde Leistungsfähigkeit bis hin zu Depressionen können damit einhergehen. Die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Bluthochdruck steigt.

Bei der Schlafapnoe kommt es nicht nur zum Schnarchen des Betroffenen, sondern auch zu Atemaussetzern – das Schlafapnoesyndrom. Das wäre in einer minimalen Anzahl bei allen Menschen normal. Wenn sich aber die Aussetzer von über zehn Sekunden Länge auf eine Anzahl von über zehn häufen, liegt vermutlich aber eine Schlafapnoe vor, die gesundheitlich erhebliche Folgen und Beeinträchtigungen mit sich bringen kann. Hier muss ein Arzt aufgesucht werden, der eine Diagnose stellt und Therapieansätze für dieses Leiden aufzeigt.

Das Schlafapnoesyndrom hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Deshalb ist eine Behandlung nicht nur sinnvoll, sondern zum Teil unbedingt erforderlich. Dabei können bei leichten Fällen verschiedene Hilfsmittel wie Schlafschienen oder Nasenklammern ausprobiert werden. Diese reichen aber beim diagnostizierten Schlafapnoesyndrom mit erheblichen Atemaussetzern in der Regel nicht aus. Für diese Fälle hat sich in den meisten Fällen eine Atemmaske bewährt, die das Blockieren der Atemwege durch die Rachenmuskulatur verhindert. Eine solche Maske muss in einem Schlaflabor individuell an den Betroffenen angepasst werden, um gute Ergebnisse zu erzielen. So kann jeder Patient mit dieser Funktionsstörung gut gelebt werden.

Vorbeugend oder unterstützend können Schnarcher aber selbst eine ganze Menge von Tipps befolgen, um das Auftreten des Schlafapnoesyndroms nicht zu durch Fehlverhalten unterstützen. Dazu gehören eine gesunde Lebensführung, Ausdauersport und die sogenannte Schlafhygiene, die von frisch gelüfteten Schlafräumen über kein spätes Essen bis hin zu einem regelmäßigen Schlafrhythmus viele Aspekte beinhaltet. Das verhindert möglicherweise nicht das Auftreten von Schlafapnoe, aber es begünstigt meistens einen besseren Verlauf.

Betroffene können sich einer der vielen Selbsthilfegruppen anschließen. Dort finden sie eine Reihe von Menschen, die unter ähnlichen oder gleichen Symptomen und Problemen leiden. Auch die manchmal auftretende psychische Belastung wird in einer Schlafapnoe-Selbsthilfegruppe gemeinsam getragen und verliert so an Bedrohung. Das Schlafapnoesyndrom begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Eine Schlafapnoe-Selbsthilfegruppe hilft, sich damit zu arrangieren.

Mechanismus des Schlafapnoesyndroms – wie kommt es zu den Atemaussetzern?

Schlafapnoe geht mit zum Teil lautem Schnarchen einher. Dieses Schnarchen wird durch die Rachenmuskulatur hervorgerufen, wobei das Schnarchgeräusch selbst dabei vom Zungenansatz stammt. Dieser setzt sich vor den Rachen und wird durch den Luftstrom bewegt. Das Schnarchen kann ein Hinweis auf das Schlafapnoesyndrom sein.

Ernst wird es, wenn während des Schlafens die Rachenmuskulatur komplett erschlafft und die gesamten Atemwege blockiert. Dann kommt es zum nächtlichen Atemsaussetzer. Der Stillstand hält nicht lange an, da das Gehirn die Unterversorgung mit Sauerstoff im Blut wahrnimmt und mit einem Arousal, einer Weckreaktion, auf den Zustand antwortet. Das Atmen wird wieder aufgenommen und der Schlaf geht weiter. Weiter heißt aber auch, dass er unmerklich kurzzeitig unterbrochen ist. Da bei Betroffenen des Schlafapnoesyndroms diese Weckreaktionen viele Male in der Nacht auftreten, werden die eigentlich wichtigen Tiefschlafphasen und Traumphasen unterbrochen. Diese Schlafprobleme nimmt der Betroffene einer Schlafapnoe nicht wahr, aber er spürt morgens nach dem Aufwachen die Folgen. Der erholsame Schlaf hat nicht stattgefunden, der Körper ist müde und schlapp.

Für den Körper sind während der Schlafphase zwei Dinge wichtig. Zum einen muss das Gehirn auf die Atemaussetzer mit einer Weckreaktion antworten, damit die Luftzufuhr wieder hergestellt wird. Zum anderen fällt als Folge der Aussetzer die Sauerstoffsättigung erheblich ab. Das belastet das Herz-Kreislauf-System zusätzlich und begünstigt Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Was für Lebenspartner oder Mitbewohner auf dem ersten Blick bzw. Hören nur eine nächtliche Belästigung ist, das andauernde Schnarchen, entpuppt sich häufig beim genaueren Hinsehen als Schlafapnoe des Schnarchers. Die Atemaussetzer lassen besonders Lebenspartner dabei manchmal in Panik geraten. Sie versuchen, den Schnarcher zu wecken. Dadurch wird dessen Schlaf aber noch zusätzlich unterbrochen, er wird schlimmstenfalls ganz aus dem Schlaf gerissen. Wenn sich Atemaussetzer häufen, was meistens nur von Lebenspartnern bemerkt wird, sollte der Betroffene im eigenen Interesse dringend einen Arzt aufsuchen, um das Vorliegen einer Schlafapnoe abzuklären.

Auswirkungen des Schlafapnoesyndroms – von Schnarchen über Müdigkeit bis zu Herz-Kreislauf-Problemen

Gleich nach dem Aufwachen kommt es zur ersten Folge der Schlafapnoe: Mattigkeit, Müdigkeit. Die Betroffenen des Schlafapnoesyndroms fühlen sich wie gerädert oder völlig zermatscht. Der erholsame Schlaf mündet nicht in einem erholten Aufwachen, weil er wegen der Schlafapnoe einfach nicht erholsam war. Die Sauerstoffzufuhr war eingeschränkt, das Schnarchen groß, die Atemaussetzer zu viele.

Das hat auch im weiteren Tagesverlauf der Betroffenen einer Schlafapnoe erhebliche Konsequenzen. Immer wieder kann es – zum Teil zu plötzlichen – Müdigkeitsattacken kommen. Diese können so drastisch ausfallen, dass ein Sekundenschlaf möglich wird. Im Straßenverkehr ist das fatal. Aber auch sonst ist die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, die gesamte Leistungsfähigkeit, bei Betroffenen des Schlafapnoesyndroms eingeschränkt.

Meistens wissen es die Betroffenen aber nicht einmal, da sie von ihrer Schlafapnoe keine Kenntnis haben und das Gefühl des ausgeschlafenen, frischen Körpers und Geistes nicht kennen. Sie verlieren es jede Nacht an ihr Schlafapnoesyndrom.

Das sind die täglichen und offensichtlichen Einschränkungen durch das Schlafapnoesyndrom. Die Gefahr, die eine Schlafapnoe mit sich bringt, ist aber noch größer. Die Wahrscheinlichkeit von Depressionen steigt, der Blutzuckerspiegel ist häufig erhöht, die Betroffenen haben eine Tendenz zu mehr stressbedingte Leiden wie Magengeschwüren oder Hörstürze. Die gesamte Herz-Kreislauf-Funktion ist tendenziell anfälliger, weshalb ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck oder auch Herzinfarkte und Schlaganfälle besteht.

Es ist nicht klar, ob und welche dieser genannten Folgen im Einzelfall auftreten. Sobald ein Dauerschnarcher aber einige dieser hier genannten Charakteristiken aufweist, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um weitere Schritte zu besprechen. Der Hausarzt wird bei einem begründeten Verdacht auf das Schlafapnoesyndrom in einem solchen Fall an einen Fachmediziner überweisen, der prüft, welche Therapieform notwendig ist.

Die Diagnose Schlafapnoesyndrom – Messwerte im Schlaflabor

Nachdem ein begründeter Verdacht für eine Schlafapnoe vorliegt, gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Der behandelnde Arzt kann zur Absicherung der Problematik dem Patienten ein kleines Messgerät mitgeben, das unter anderem den Die Atemströmung, Herzfrequenz und Blutsauerstoffsättigung misst. Diese Messung erfolgt zuhause. Meistens bleibt der Patient dabei nur eine Nacht am Gerät verkabelt, bis die Datenlage zur Eingrenzung eines Schlafapnoesyndroms ausreichend ist. Dabei werden Messelektroden am Körper und in der Nase angebracht. Zeigt die Auswertung der Messergebnisse bei gleichzeitigem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut mehr als zehn Atemaussetzer von zehn oder mehr Sekunden Länge, ist eine Schlafapnoe wahrscheinlich.

Nach dieser Erstprüfung werden diese Patienten zu einer intensiveren Untersuchung in ein Schlaflabor eingewiesen. Dort werden zusätzliche Daten erfasst und der Schlaf des Patienten gefilmt. Dabei können auch typische Indizien für eine Schlafapnoe festgestellt werden, die sogenannten Arousals. Dabei reagiert der Körper mit einer Weckreaktion auf den durch das Schnarchen und die Atemaussetzer bedingten deutlichen Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut. Diese Weckreaktionen begleiten die Atemaussetzer und führen zu einer regelrechten Zerstückelung des Schlafes und damit der Tief- und Traumschlafphasen, ohne deren ausreichenden Längen sich die Patienten nicht „ausgeschlafen“ fühlen. Genau diese Charakteristiken des Schlafapnoesyndroms können in einem Schlaflabor gut nachvollzogen werden.

Stellt sich im Schlaflabor heraus, dass der Patient am Schlafapnoesyndrom leidet, müssen weitere Therapieschritte ins Auge gefasst werden. Reichen frei verkäufliche Hilfsmittel nach Meinung des Arztes nicht aus, muss die Behandlung mit einer Atemmaske oder alternativen Möglichkeiten aufgenommen werden.

Therapie und Hilfsmittel bei Schlafapnoe- Atemmasken und andere Möglichkeiten

Je nach Schweregrad des Schlafapnoesyndroms kann eine medizinische Behandlung des Patienten notwendig sein oder der Einsatz von Hilfsmitteln für Betroffene einer Schlafapnoe ausreichen. Frei verkäufliche Hilfsmittel für Schlafapnoe sind zum Beispiel besondere Schnarchschienen oder spezielle Nasenklammern. Zur medizinischen Behandlung eines Schlafapnoesyndroms gehört dagegen das individuelle Einstellen einer Atemmaske.

Eine Schlafmaske umschließt die Atemwege im Gesicht vollständig. Durch ein Gerät gelangt ein ständiger Strom von feuchter Luft in den Rachen. Damit wird der Körper animiert, zu atmen und die Atemaussetzer unterbleiben. Eine solche Schlafapnoe-Maske muss jede Nacht benutzt werden und wird zum ständigen Begleiter des Betroffenen der Schlafapnoe. Dennoch ist es in den meisten Fällen eine sinnvolle Therapieform des Schlafapnoesyndroms und sorgt für eine neue Lebensqualität.

Die Wirksamkeit vieler anderer Mittel wie Nasenklammern oder bestimmte ätherische Öle sind umstritten. Ein interessanter Ansatz zur Behandlung des Schlafapnoesyndroms ist hier eine Schlafschiene, die während des Schlafs den Unterkiefer nach vorne streckt. Dabei wird das Blockieren der Atemwege durch die Rachenmuskulatur erschwert. Eine solche Schiene ist aber in der Regel nur bei einer leichten Schlafapnoe sinnvoll. Weiterhin können ggf. bestimmte Medikamente oder ein Zungenmuskeltraining die Eindämmung der Schlafapnoe begünstigen.

Eine neue Therapie des Schlafapnoesyndroms ist die operative Vergrößerung des Nasen-Rachen-Raums hinter der Zunge. Hierbei konnten bislang gute Ergebnisse erzielt werden. Allerdings ist diese Operation noch nicht sehr verbreitet.

Prävention beim Schlafapnoesyndrom: Wie Betroffene selbst vorbeugen können

Das Wichtigste vorweg: Sobald ein Schnarcher die typischen Charakteristiken des Schlafapnoesyndroms aufweist, sollte er zum Arzt gehen, um sich ausführlich beraten zu lassen. Dennoch lassen sich mit der Umstellung des eigenen Verhaltens in vielen kleinen Dingen das Schnarchen und die Schlafapnoe gegebenenfalls positiv beeinflussen. Das Zauberwort: Schlafhygiene!

Unter Schlafhygiene sind eine Reihe von Maßnahmen zusammengefasst, die den Schlaf, positiv beeinflussen. Das ist besonders für Betroffene der Schlafapnoe wichtig, da ein guter Schlaf eine gesunde Ausgangslage ist, um die Folgen der Schlafapnoe im möglichen Rahmen zu minimieren oder zumindest die Wirkung nicht noch zusätzlich zu verstärken.

Alkohol und Betäubungsmittel, aber auch viele Medikamente fördern Schlafprobleme. Besonders Alkoholiker sind anfällig für eine Schlafapnoe. Deshalb sollten Betroffene auf Alkohol und Drogen möglichst verzichten. Die Wirkung von Medikamenten sollte mit einem Arzt besprochen werden. Auch fülliges Essen zu später Stunde sollte vermeiden werden. Der Körper sollte im Schlaf keine Schwerstarbeit verrichten müssen. Dies gilt besonders für Betroffene des Schlafapnoesyndroms.

Der Schlafrhythmus sollte möglichst immer gleich sein, am besten mit einem Einschlafpunkt vor Mitternacht. Außerdem empfiehlt es sich, den Raum vor dem Schlaf kräftig zu lüften oder die Nacht über das Fenster offen zu lassen. Aber auch das kann Nachteile haben, denn eine Geräuschkulisse sollte vermieden werden. Deshalb sollte auch der Fernseher kein Einschlafmittel sein. Das Bett selbst trägt zum Schlafkomfort bei, wenn die Matratze eine angenehme Härte hat.

Abseits der Schlafhygiene trägt regelmäßiger Sport zu einer Stärkung des bei Schlafapnoe häufig überdurchschnittlich belasteten Herz-Kreislauf-Systems bei. Auch das Reduzieren von Körperfettwirkt meistens positiv auf den Körper und den Schlaf. Betroffene von Schlafapnoe sollten deshalb Ausdauersport treiben und auf ihr Gewicht achten.

Wichtiger Hinweis

Alle Angaben sind ohne Gewähr und ohne medizinisches Fachwissen verfasst. Bitte konsultieren Sie bei Schlafproblemen oder/und andauerndem Schnarchen einen Arzt.

Foto: Clipdealer