Ärztemangel: Unterversorgung droht
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Ärztemangel: Unterversorgung droht

von Michael Weber
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Ärztevereinigungen schlagen Alarm

Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der Hausärzte dramatisch abnehmen, warnten heute die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV, erklärte: „Stellt man der Zahl der Abgänge die voraussichtlichen Zugänge bis zum Jahr 2020 gegenüber, so wird es dann in Deutschland knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher. Diese Zahl ist alarmierend.“ Schon jetzt fehlten in einigen Bundesländern Ärzte, in Niedersachsen sind derzeit 219 Hausarztplätze unbesetzt. Besonders betroffen sind ländlichen Räume, in denen Ärzte häufig keinen Nachfolger mehr finden können.

Beide Vereinigungen stellten heute in Berlin eine neue Arztzahlstudie vor. Diese zeigt immer größer werdende Lücken in der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung. Und das, obwohl es verschiedene Maßnahmen und Ansätze gibt, dieser Versorgungslücke zu begegnen. In Niedersachsen ist beispielsweise das Modellprojekt MoNi in Arbeit, bei dem ärztliche Helferinnen und Helfer Aufgaben wie Blutdruckmessen und Medikamentengabe übernehmen sollten, um den Hausarzt zu entlasten. Nach den Zahlen von BÄK und KBV gehen bis zum Jahr 2020 allein im ambulanten Bereich 51.774 Ärzte in den Ruhestand. Darunter sind allein 23.768 Hausärzte. Diese Prognose fußt unter anderem auf dem aktuellen Durchschnittsalter der Ärzte, das 2009 bei 51,9 Jahren lag. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vize-Präsident der BÄK, stellte auf Grundlage der Studienergebnisse deutlich klar: „Kaum jemand bestreitet noch, dass wir uns auf dem Weg in eine Wartelistenmedizin befinden. Es gibt eine fortschreitende Ausdünnung der ambulanten Versorgung in der Fläche und wachsende Zugangsprobleme zu manchen hoch spezialisierten Versorgungsangeboten.“

Probleme gibt es auch in Kliniken. Dort seien aktuell 5.000 Stellen unbesetzt und die Personalsituation angespannt. In zehn Jahren würden zudem fast 20.000 Oberärzte und Chefärzte in den Ruhestand gehen. Diese Zahl sei kaum zu kompensieren, zumal das Studium und Angebote aus dem Ausland die Zahl der Bewerber negativ beeinflussten. So beendet jeder sechste Student sein Medizinstudium nicht. Weitere zehn Prozent stehen nicht dem heimischen Gesundheitssystem zur Verfügung. Sie arbeiten in anderen Bereichen und eine große Zahl von ihnen folgt lukrativen Angeboten aus dem Ausland. „Diese Mediziner fehlen uns hier. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für Ärzte in Deutschland attraktiver werden“, so Köhler. Montgomery forderte: „Ärztliche Arbeit muss sich lohnen – privat und finanziell. Es geht um die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen und Ärzte. Eine Gesellschaft des langen Lebens braucht Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis und nicht in anderen Berufsfeldern, sonst bricht die gesundheitliche Versorgung in Deutschland ein.“

Foto: Clipdealer

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