Bildung: Risikoland Niedersachsen
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Bildung: Risikoland Niedersachsen

von Michael Weber
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Bildungsbericht offenbart Probleme

Niedersachsen ist nach Ansicht der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag unter den deutschen Flächenländern das Bildungsrisikoland Nummer Eins in Deutschland. Das gehe aus dem in dieser Woche veröffentlichten Bericht „Bildung in Deutschland 2010“ hervor. Dieser wurde vom Bundesbildungsministerium zum dritten Mal vorgelegt und gilt als aktuelle Bestandsaufnahme zur Entwicklung des gesamten deutschen Bildungswesens. Der Bildungsbericht soll mit seinem auf Indikatoren fußenden Gesamtüberblick eine Grundlage für die bildungspolitische Diskussion liefern.

Frauke Heiligenstadt, stellvertretende Vorsitzende und schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte heute in Hannover: „Der Bildungsbericht stellt eindeutig und zweifelsfrei fest: Die hohe segregierende Wirkung des Bildungssystems muss aufgehoben werden. Nicht das Gliedern und Ausgrenzen ist richtig, sondern allen Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen zu ermöglichen ist oberste Pflichtaufgabe.“

Drei besondere Risikofaktoren für den Bildungserfolg hatten die Verfasser des Berichts ausgemacht: Erwerbslosigkeit der Eltern oder von alleinerziehenden Elternteilen, niedriger schulischer oder beruflicher Abschluss der Eltern oder des alleinerziehenden Elternteils sowie ein Familieneinkommen unter 60 Prozent des Durchschnitts. Hier sieht die SPD eine Gefahr für Niedersachsen. Heiligenstadt sagte: „424.000 Kinder in Niedersachsen wachsen in zumindest einer der genannten Risikolagen auf. Das sind 28 Prozent. 76.000 Kinder in Niedersachsen, oder fünf Prozent, müssen sogar mit allen drei Risikolagen zurechtkommen. Niedersachsen belegt damit unter den Flächenländern gemeinsam mit Schleswig-Holstein einen unrühmlichen ersten Platz.“

Ein weiteres Problem offenbart der Bildungsbericht bei der Bildungsbeteiligung. Diese liegt in Niedersachsen durchweg im Vergleich mit den anderen Bundesländern relativ niedrig. Bei den Unter-Dreijährigen liegt sie mit 12,1 Prozent den drittschlechtesten Wert auf und auch in den anderen Altersgruppen sind die Quoten zum Teil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Lediglich in der Altersgruppe der die 16- bis 19-Jährigen erreicht die Quote einen Wert knapp über dem Durchschnitt. Die Bildungsbeteiligungsquote drückt den Anteil der Personen aus, die in den jeweiligen Altersgruppen Bildungseinrichtungen besuchen. Zugleich erwerben in Niedersachsen unterdurchschnittlich viele Kinder eine Hochschulreife und überdurchschnittlich viele einen Hauptschulabschluss.

Die SPD nimmt den Bildungsbericht der Bundesrepublik zum Anlass, eine gute Personal- und Finanzausstattung anzumahnen. SPD-Landesvorsitzender Olaf Lies kritisierte vor dem Hintergrund von Medienartikeln, die über geplante Kürzungen im Bildungsbereich berichten: „Es sieht so aus, als ob Herr Wulff einfach nicht begreifen will, dass Investitionen in Bildung dringend notwendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft sind. Stattdessen streicht er den Bildungsetat zusammen.“ Schulexpertin Heiligenstadt forderte weiter, dass frei werdende Ressourcen aufgrund zurückgehender Schülerzahlen im Bildungssystem verbleiben müssten, um notwendigen Gestaltungsspielraum zu erhalten. Die Ressourcen müssten zumindest auf dem gegenwärtigen Niveau verbleiben.

Foto: Clipdealer

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