Bundesverkehrsminister Volker Wissing sagte am Dienstag in Berlin, die Deutsche Bahn müsse vor allem im Fernverkehr ihre Pünktlichkeit verbessern, zudem in Bereichen wie Verwaltung und Management Kosten einsparen und zugleich die Verluste reduzieren bzw. die Profitabilität steigern.
Er sagte, es sei Aufgabe der Unternehmensleitung, einen präzisen Plan auszuarbeiten und umzusetzen, der bis 2027 abgeschlossen sein müsse. Er wolle jedoch vierteljährliche Fortschrittsberichte, aus denen hervorgehe, ob die Ziele erreicht würden.
Angesichts der für den 28. September 2025 angesetzten Bundestagswahl dürfte Wissing selbst nicht viele solcher Meldungen erhalten.
Mängel bei der Bahn im Fokus nach der EM in Deutschland und Modernisierung des Schienennetzes
Obwohl nachlassende Pünktlichkeit, häufige Streiks und andere Probleme bei der Bahn schon seit Langem ein wunder Punkt im Inland sind, erregte das Thema in diesem Sommer noch größere internationale Aufmerksamkeit, da Deutschland Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 2024 ist.
Horrorgeschichten mitreisender Fans über verpasste Spiele und verspätete Ankünfte, von denen viele ihre Überraschung über die Probleme in einem Land zum Ausdruck brachten, das einst für seine Leidenschaft für Pünktlichkeit und seine gut gepflegte Infrastruktur und seinen öffentlichen Nahverkehr berühmt war, taten zur bereits vorhandenen Frustration deutscher Pendler und Politiker noch ein Übriges.
Erschwerend kam hinzu, dass fast unmittelbar nach dem Wettbewerb ein umfangreiches Modernisierungsprogramm des Schienennetzes begann.
Obwohl die Maßnahme als Maßnahme angepriesen wird, die letztlich erhebliche Verbesserungen bringen wird, wird sie kurzfristig zu langwierigen Sperrungen, Umleitungen und Verspätungen auf wichtigen Eisenbahnstrecken im ganzen Land führen, die sich insgesamt über mehrere Jahre erstrecken werden.
Was sagte der Verkehrsminister?
Die dringlichste Forderung von Volker Wissing (FDP) war, die Pünktlichkeit des schnellen Fernverkehrs müsse “kurzfristig deutlich verbessert” werden.
Er wolle außerdem, dass die Überbelegung dieser Dienste verringert werde.
Wissing forderte eine “Straffung” des Konzerns. Dies solle vor allem die Verwaltung und das Management betreffen. In der Stellungnahme des Verkehrsministeriums heißt es dazu, die Bahn müsse Doppelstrukturen abbauen und die “Personalproduktivität” steigern.
“Wir wollen ein Reformprogramm, das bis 2027 läuft und kontinuierliche Verbesserungen bringt”, sagte Wissing in Berlin. Dazu werde auch eine “engmaschige” Beobachtung durch sein Ministerium gehören. “Wenn in einem Quartal ein Ziel verfehlt wird, werde ich persönlich informiert.”
Wissing kritisierte die Verluste der DB Fernverkehr-Tochter, die den Güter- und Fernverkehr betreibt. Die Tochter müsse die Auslastung ihrer Züge optimieren und zu einem finanziell nachhaltigeren Betrieb zurückkehren.
Zudem forderte er Verbesserungen und Einsparungen beim Kauf neuer Züge, eine schnellere Digitalisierung im Unternehmen sowie eine stärkere Widerstandsfähigkeit des Schienennetzes gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
Gibt Schuld an früheren Versäumnissen und sagt, die Regierung habe „Vorschüsse“ geleistet
Bei seinem Amtsantritt im Jahr 2020 habe er die Bahn in einem schlechten Zustand vorgefunden, sagte Wissing. Den Zustand des Schienennetzes und seiner Instandhaltung bezeichnete er stellenweise als „desolat“.
Er argumentierte jedoch, dass die Bundesregierung, die 100 Prozent der DB-Aktien besitzt, während seiner Amtszeit damit begonnen habe, Schritte zu unternehmen, um die Situation zu ändern.
Als Beispiele nannte er die Gründung eines Infrastrukturressorts bei der Bahn zum Jahresbeginn, den Beginn der Generalüberholung des Schienennetzes sowie eine verbesserte finanzielle Unterstützung durch den Bundeshaushalt.
„Wir sind eingesprungen und haben Vorleistung erbracht, nun muss auch die Bahn liefern“, sagte er.