Deutschland: Neuer Online-Atlas vergleicht Leistungen von 1700 Krankenhäusern

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Der Bundeskrankenhausatlas bzw. Bundes-Klinik-AtlasSeit Freitag ist die Website für deutsche Einwohner online.

Über das neue Portal können sich Patienten online über die Stärken und Schwächen einzelner Krankenhäuser in Deutschland informieren.

„Mit dem Bundeskrankenhausatlas bieten wir Patienten einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhausdschungel in Deutschland“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Vorstellung in Berlin. „Mit nur wenigen Klicks können sie Krankenhäuser vergleichen und das beste Krankenhaus in ihrer Nähe für die von ihnen benötigte Behandlung finden.“

Das Portal bietet Informationen zu jeder einzelnen der rund 1.700 Kliniken in Deutschland. Allerdings sind nicht alle Informationen sofort verfügbar. Der Atlas wird in den kommenden Monaten schrittweise aktualisiert.

Rechtsgrundlage für den Atlas ist das im März vom Deutschen Bundestag verabschiedete Krankenhaustransparenzgesetz. Der Atlas ist Teil der Lauterbacher Krankenhausreform, die unter anderem auf eine stärkere Spezialisierung abzielt.

Welche Informationen enthält der Atlas?

Bereits heute können Patienten im Atlas erfahren, welche Einrichtungen welche Eingriffe anbieten, wie oft sie dort durchgeführt werden und wie viele Pflegekräfte vor Ort verfügbar sind. Außerdem wird angegeben, welche Kliniken Zertifikate als Nachweis ihrer Spezialisierung auf bestimmte Behandlungen besitzen.

Laut Lauterbach werden „in einigen Wochen“ auch die Komplikationsraten für ausgewählte Operationen veröffentlicht. Mit anderen Worten: Daten darüber, was wie oft schiefgeht. Solche Daten werden bereits gesammelt, aber nicht veröffentlicht.

„Das wird dazu führen, dass die Patienten bei ihren Operationen wählerischer sein werden“, sagt Lauterbach. Dass manche Krankenhäuser dann für bestimmte Eingriffe gemieden werden, sei durchaus beabsichtigt, sagte der Minister. Er verwies auf Studien, die „sehr große Unterschiede“ in der Versorgungsqualität einzelner Krankenhäuser zeigten.

Die Wahl des richtigen Krankenhauses reduziere auch das Sterberisiko, fügte Lauterbach hinzu. Jedes Jahr kommt es zu Tausenden vermeidbarer Todesfälle, einfach weil Patienten in einem Krankenhaus behandelt werden, das nicht über die erforderliche Qualifikation verfügt.

Vorsichtige Erwartungen der Patientenvertreter

Patientenvertreter begrüßten den neuen Online-Service, warnten aber davor, dass Kliniken „jüngeren, vielversprechenden Patienten“ den Vorzug geben würden, um eine gute Erfolgsbilanz vorweisen zu können.

„Die Folge wäre eine Diskriminierung älterer, chronisch kranker und pflegebedürftiger Menschen“, warnte Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Der Sozialverband Deutschland begrüßte den Atlas, sagte aber, er müsse sich nun bewähren.

„Es bleibt abzuwarten, wie groß der Mehrwert für die Patienten wirklich ist“, hieß es.

Im Internet gibt es bereits Portale zum Vergleich von Krankenhausqualitäten, wie sie beispielsweise von Krankenkassen angeboten werden. Lauterbach zeichnet sich der neue Bundesatlas durch seine einfache Verständlichkeit und große Datenmenge aus.

Das System sei so konzipiert, „dass jeder es verstehen kann“, sagte Lauterbach, der selbst Medizin studiert hat.

dh/msh (AFP, dpa)

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