Hamburger Kundgebung zum „Kalifat“ löst Forderungen nach Bestrafung aus

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Ein bayerischer Spitzenpolitiker forderte am Mittwoch härtere Konsequenzen für die Befürworter eines „Kalifats“ Deutschlands: Sie müssten mit Gefängnisstrafen und dem Verlust der Staatsbürgerschaft rechnen.

Alexander Dobrindt, Vorsitzender der bayerischen konservativen Christlich-Sozialen Union (CSU) im deutschen Bundestag, reagierte gemeinsam mit Abgeordneten aller politischen Gräben auf eine Berichten zufolge in Hamburg stattfindende Kundgebung, bei der strenges islamisches Recht als Ersatz für die deutsche Demokratie gefordert wurde.

Was hat Dobrindt gesagt?

„Wer in Deutschland die Scharia (das strenge islamische Recht) einführen und ein Kalifat ausrufen will, ist ein Feind unserer Demokratie“, sagte Dobrindt, dessen Partei im Deutschen Bundestag in Opposition zur Regierungskoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz steht.

„Der Staat muss ihnen mit Konsequenz und Härte entgegentreten“, sagte er.

Dobrindt forderte Mindesthaftstrafen für „Kalifatsextremisten“, außerdem die Streichung von Sozialleistungen, den Verlust von Aufenthaltstiteln oder der doppelten Staatsbürgerschaft und ein Verbot aller Organisationen, die in Deutschland ein Kalifat errichten wollen.

„In Deutschland gilt: Rechtsstaat, nicht Theokratie“, sagte er.

Was sagten andere Politiker?

Als Reaktion auf Bedenken forderte die deutsche Innenministerin Nancy Faeser die Polizei auf, alle während der Kundgebung begangenen Verbrechen energisch zu verfolgen.

„Keine Terrorpropaganda für die Hamas, keine Hassrede gegen Juden“, sagte Faeser von Scholz‘ Mitte-Links-Sozialdemokraten der Berliner Tageszeitung Tagesspiegel Zeitung.

„Wenn es zu solchen Straftaten kommt, muss bei Demonstrationen sofort und energisch eingegriffen werden.“

Scholz, selbst ehemaliger Hamburger Bürgermeister, sagte am Montag, solche Verstöße müssten strafrechtlich verfolgt werden.

„Alle stattfindenden islamistischen Aktivitäten müssen mit den rechtsstaatlichen Möglichkeiten und Möglichkeiten bekämpft werden“, sagte Scholz.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck, ein Politiker der Grünen, sagte, die Demonstration habe die Prinzipien des deutschen Staates als Republik in Frage gestellt.

„Das ist eine Demonstration, die sich nicht mehr auf die Verfassung stützt“, sagte Habeck, der auch Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ist.

Was ist bei der Kundgebung passiert?

Nach Angaben der Polizei hätten sich rund 1.100 Menschen der Kundgebung angeschlossen, zu der Personen mit Verbindungen zur islamistischen Szene aufgerufen hätten.

Die Teilnehmer der Veranstaltung, die im Stadtteil St. Georg stattfand, protestierten gegen eine ihrer Meinung nach islamfeindliche Politik und eine Medienkampagne gegen Muslime in Deutschland.

Redner warfen den Politikern „billige Lügen“ und „feige Berichterstattung“ vor, indem sie vor dem Hintergrund des israelischen Krieges gegen die Hamas in Gaza alle Muslime in Deutschland als Islamisten brandmarken. Berichten zufolge forderten einige auch, Deutschland zum Kalifat zu machen.

Die Teilnehmer hielten Transparente hoch mit Botschaften wie „Deutschland – eine Diktatur der Werte“ und „Das Kalifat ist die Lösung“.

Die von einem starken Polizeiaufgebot begleitete Kundgebung verlief friedlich.

Nach Angaben des Hamburger Verfassungsschutzes (BfV) stehen die Personen, die die Veranstaltung angemeldet haben, der als extremistisch eingestuften Gruppe Muslim Interactive nahe. Das BfV ist der Inlandsgeheimdienst Deutschlands.

Der Hamburger Polizeipräsident Falk Schnabel sagte, dass einzelne Transparente auf Straftaten untersucht würden, und fügte hinzu, dass es beim Versammlungsrecht im Wesentlichen darum gehe, ob es friedlich sei.

rc/nm (dpa, KNA)

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