Deutschland: 80 Personen evakuiert, da Gebäude als unsicher eingestuft wurde

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Rund 80 Menschen in der westdeutschen Stadt Essen mussten im Laufe der Nacht evakuiert werden, da ihre Häuser als unsicher eingestuft wurden, teilte die örtliche Feuerwehr am Samstag mit.

Ein achtstöckiges Gebäude wurde aufgrund erheblicher Bedenken hinsichtlich eines ehemaligen Kohlebergwerkstunnels, der unter den Wohnungen liegt, geräumt.

Die Gebäude liegen im Essener Stadtteil Freisenbruch.

Stillgelegter Tunnel stellt ernste Gefahr dar

Wie Feuerwehrsprecher Nico Blum mitteilte, wurde festgestellt, dass eine Öffnung im Tunnel, die bislang zur Belüftung diente, nicht ausreichend mit Beton ausgefüllt worden sei.

Blum sagte, die Sicherheit der Häuser könne nicht mehr hundertprozentig gewährleistet werden.

Eine Operation zur Verlegung der Bewohner begann am Freitag gegen 22.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr UTC/GMT) und dauerte bis 3.00 Uhr Ortszeit am Samstag.

„Rund 30 Menschen sind in Notunterkünften untergebracht“, sagte Blum.

Die anderen wurden von Freunden und Verwandten aufgenommen.

Am 22. Juni 2024 werden in Essen (Deutschland) Barrieren um einen Wohnblock errichtet, der einsturz- oder beschädigungsgefährdet ist.
In der westdeutschen Stadt Essen wurden über Nacht rund 80 Einwohner evakuiert

Laut WDR mussten die Bewohner mitten in der Nacht rasch ihre wichtigsten Habseligkeiten zusammenpacken und mit von den Behörden bereitgestellten Fahrzeugen abreisen.

Der Sender zitierte eine Anwohnerin mit der Aussage, ihr seien lediglich 15 Minuten gegeben worden, um das Nötige zusammenzupacken und das Gebäude zu räumen.

Eine Spezialfirma soll nun damit beauftragt werden, den Tunnel mit Beton zu verfüllen.

Der Sprecher der Feuerwehr sagte, es werde Wochen dauern, bis die Bewohner nach Hause zurückkehren könnten.

Im Ruhrgebiet, der ehemaligen industriellen Hochburg des Landes, verlaufen mehrere tausend Kilometer an Bergwerksschächten und Tunneln unter der Erde.

Das Ruhrgebiet spielte eine Schlüsselrolle im Wirtschaftswunder der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, das ein Wirtschaftswachstum von 9 Prozent des BIP pro Jahr und eine starke Nachfrage nach Kohle und Stahl mit sich brachte.

Aufgrund der zunehmenden ausländischen Konkurrenz und der Energiekrise der 1970er Jahre verlor die deutsche Steinkohle ihre Wettbewerbsfähigkeit und der Sektor erlebte – wie auch andere Industriezweige – einen starken Niedergang.

In dem ehemaligen Bergbaugebiet kommt es immer wieder zu Gebäudeeinstürzen, unter anderem durch Dolinen, die durch verfallende unterirdische Tunnel entstehen.

Im Jahr 2000 versanken zwei Garagen und ein Auto in einem 500 Quadratmeter großen Krater, der in einem Wohngebiet von Bochum, einer Stadt rund 12 Kilometer westlich von Essen, zum Vorschein kam.

Für den Vorfall wurde ein stillgelegter Bergbauschacht verantwortlich gemacht.

Ein weiteres Erdloch entstand 2004 in Siegen, westlich von Köln und Bonn.

Eine Hausecke und zwei Fahrräder stürzten in den Krater, mehrere Dutzend Bewohner mussten evakuiert werden.

mm/rm (dpa)

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