Deutsche Beamte gaben am Dienstag bekannt, dass die Zahl der protokollierten politisch motivierten Straftaten im Jahr 2023 im Rahmen eines anhaltenden Aufwärtstrends auf einen neuen Höchststand gestiegen sei.
Die Nachricht kommt, nachdem es in Deutschland im Vorfeld der Europawahlen im Juni zu einer Reihe gewaltsamer Angriffe auf politisch aktive Personen gekommen ist, die Parteien fördern. Es kommt auch zu einer Zeit zunehmender antisemitischer Angriffe und eines erneuten Krieges im Nahen Osten.
Wie sich die Zahlen auswirken
Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, sagte, die politisch motivierte Kriminalität habe sich in den letzten zehn Jahren mit 60.028 erfassten Straftaten fast verdoppelt.
Diese Zahl ist die höchste seit der ersten Erhebung der Zahlen im Jahr 2001.
Der Anstieg gegenüber 2022 beträgt weniger als 2 %, wird aber dennoch als Teil eines unwillkommenen Trends gesehen.
„Das sind Taten, die gegen unsere offene und freigeistige Richtergesellschaft verstoßen. Das sind Taten, die oft gegen die Menschenwürde und gegen unsere Demokratie verstoßen“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die neben Münch über die Zahlen sprach.
Der Minister wies auf die zunehmende Gewalt gegen Politiker hin und forderte „ein klares Stoppsignal gegen Bedrohung und Gewalt“ durch schnellere und spürbarere Strafen sowie eine geringere Zahl von Einstellungsverfahren.
Positiv ist, dass es mit 3.561 Gewaltdelikten weniger Gewaltdelikte gab als im Jahr 2022 – ein Rückgang von 2 %.
Ein großer Teil des Gesamtanstiegs wurde auf antisemitische Vorfälle seit dem 7. Oktober und den Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza zurückgeführt.
„Der 7. Oktober war ein tiefer Einschnitt für Juden – auch in Deutschland“, sagte Faeser und wies darauf hin, dass die Zahl antisemitischer Straftaten mit 5.146 fast doppelt so hoch war wie im Vorjahr.
„Seit dem 7. Oktober haben wir eine völlig andere Situation“, sagte Münch.
Wie sieht das Gesamtbild aus?
Die Veröffentlichung der Statistiken erfolgt nach einer Reihe von Angriffen auf Politiker in den letzten Wochen inmitten einer zunehmend polarisierten Lage
Klima, bei einem Angriff wurde ein Mitglied des Europäischen Parlaments mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Den Zahlen des Innenministeriums zufolge sind die rechtsextremen Ideologien motivierten Straftaten im vergangenen Jahr in Deutschland um fast ein Viertel gestiegen.
Der Anstieg um 23,21 % im Vergleich zu 2022 erfolgte mit 28.945 registrierten derartigen Straftaten im vergangenen Jahr.
Ursächlich hierfür waren vor allem Propagandadelikte, Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Volksverhetzung, Nötigung oder Drohungen sowie Verstöße gegen die Versammlungsordnung.
Auch die durch linke Doktrinen getriebenen Straftaten stiegen im Jahr 2023 um 11,48 %, insgesamt wurden 7.777 Straftaten registriert.
Unterdessen stiegen die durch rechte oder linke Ideologien motivierten Gewaltverbrechen im Jahr 2023 etwa gleich stark an – um 8,55 % bzw. 8,79 %.
Politiker beklagen eine erhöhte Neigung zu politischer Gewalt in Deutschland. Der Diskurs hat sich nach rechts verschoben, wobei die Unterstützung für die rechtsextreme AfD im letzten Jahr stark zugenommen hat und die politischen Gräben immer größer wurden.
rc/wmr (dpa, epa, Reuters)