Deutschland: Islamistischer Terror stellt „anhaltend hohes“ Risiko dar

von Otto Hofmann
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Deutsche Sicherheitsbehörden erklärten am Montag, dass die Bedrohung durch islamistischen Terrorismus im Land nach wie vor hoch sei. Angesichts der Unruhen im Nahen Osten versuchten mehrere Gruppen, ihre Rekruten zu radikalisieren.

Innenministerin Nancy Faeser sagte, die deutschen Geheimdienste stünden in „sehr gutem Kontakt“ mit den Sicherheitsbehörden in Österreich, wo ein vereitelter Terroranschlag zur Absage von drei Konzerten von Taylor Swift geführt hatte.

Was hat der Minister gesagt?

Faeser sprach von einer „ernsten islamistischen Bedrohung“, die man gerade in Wien gesehen habe, wo die Musikveranstaltungen stattfinden sollten.

„Unser Land steht auch im Fokus dschihadistischer Organisationen, insbesondere des IS und seines derzeit gefährlichsten Ablegers ISPK“, sagte der Minister.

„Islamistische Terrororganisationen, aber auch islamistische Einzeltäter, die sich oft im Alleingang radikalisieren, sind eine ständige Gefahr“, betonte sie.

“Klar ist, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Aber Drohungen nehmen wir sehr ernst.”

Nach einem Treffen mit dem deutschen Inlandsgeheimdienst BfV in Köln erklärte Faeser, es sei ihr ein Anliegen, neue Kompetenzen für die Sicherheitsbehörden voranzutreiben.

Geheimdienstchef betont Gefahr

Der deutsche Inlandsgeheimdienst BfV erklärte, nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober und der darauffolgenden israelischen Operation im Gazastreifen versuchten die militante Organisation „Islamischer Staat“ und ihre Ableger sowie Hamas und Hisbollah, über das Internet eine Radikalisierung in Europa zu fördern.

Es bestehe ein “abstrakt hohes Risiko”, betonte auch BfV-Vizepräsident Sinan Selen. Auch Einzeltäter und kleine Gruppen würden im Internet von islamistischen Terrorgruppen beeinflusst und könnten in ihren Plänen unterstützt werden.

Mit dem Ende der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und der Olympischen Spiele in Frankreich sei die „Sicherheitslage nicht vorbei“, sagte Selen. Der Kampf gegen den Terrorismus könne nur im internationalen Rahmen funktionieren, fügte er hinzu.

Zuvor hatten die österreichischen Behörden über den vereitelten Anschlag berichtet, der zur Absage der Taylor-Swift-Konzerte geführt hatte.

Die Polizei nahm einen 19-jährigen Hauptverdächtigen sowie einen zweiten jungen Mann fest. In der Nähe seines Wohnhauses im niederösterreichischen Ternitz, rund 80 Kilometer südlich von Wien, seien Sprengstoff und Waffen gefunden worden, teilte die Polizei mit.

Der 19-jährige Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln habe vorgehabt, sich selbst und eine große Menschenmenge vor dem Stadion zu töten, sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Leiter der Generaldirektion für öffentliche Sicherheit (DSN).

Er sagte, der Hauptverdächtige habe dem derzeitigen Anführer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen. Der entscheidende Hinweis, der zu dem Verdächtigen führte, stammte US-Medienberichten zufolge von einem ausländischen Geheimdienst.

Serie von Anschlägen und Komplotten in Deutschland

Islamistische Extremisten haben in den letzten zehn Jahren in Deutschland mehrere Anschläge verübt. Der mit Abstand tödlichste war ein Amoklauf mit einem Lastwagen auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, bei dem 12 Menschen getötet wurden.

Im Juni verurteilte ein deutsches Gericht einen 15-jährigen Jungen zu vier Jahren Gefängnis, weil er einen islamistischen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen geplant hatte.

In einem anderen Fall wurden zu Ostern zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter von 15 bis 16 Jahren festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, in derselben Region Westdeutschlands einen islamistischen Anschlag geplant zu haben.

Im Januar nahmen Ermittler drei Personen fest, die angeblich einen Anschlag auf den Kölner Dom in der Silvesternacht geplant hatten.

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