Burg Plesse

Burg Plesse

von Redaktion
6 Minuten Lesedauer

Sehenswürdigkeit bei Bovenden

Die Burg Plesse, von der heute noch eine mittelalterliche Burgruine erhalten ist, liegt im Süden von Niedersachsen, nahe dem Flecken Bovenden im Landkreis Göttingen und 7 km nördlich von der Universitätsstadt Göttingen entfernt. Entstanden ist die ursprüngliche Burg aus Bruchsteinen um 1015. Im Mittelalter war sie 400 Jahre lang der Wohnsitz der Herren von Blesse und hat danach wechselnde Besitzer und Verwalter gesehen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden noch vorhandene Teile der Burg restauriert und eine Gaststätte eingerichtet.

Heute lädt das Restaurant zu mittelalterlichen Tafelrunden ein, auch Veranstaltungen werden auf dem Burggelände durchgeführt. Im romanischen Burggarten lernen Besucher originale Pflanzen aus der mittelalterlichen Burgzeit kennen. Die „Perle des Leinetals“ ist darüber hinaus durch ihre reizvolle Lage auf einem Bergsporn im Göttinger Wald ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Für den Erhalt, die Fortschreibung der Geschichte, Forschung und Aktionen setzt sich der Verein der Burgfreunde Plesse mit großem Engagement ein.

Lage und Bestandteile der Burgruine Plesse

Die Burg, für die auch die Namen Plesseburg, Ruine Plesseburg und Spornburg gebräuchlich sind, findet sich im nordwestlichen Teil des Göttinger Waldes am Pleßforst auf einem Bergsporn aus Muschelkalk in 350 m Höhe, der einen Südwestausläufer des Wittenberges (386 m) bildet. Eine genauere örtliche Zuordnung erfolgt zum Flecken Bovenden im Landkreis Göttingen. Hier liegt die Plesseburg östlich und oberhalb vom Bovender Ortsteil Eddigehausen. Durch die Lage am Solling-Harz-Querweg ist die Ruine das Ziel vieler Ausflügler und Naturerkunder.

Der Bergfried oder Hauptturm (Verteidigungsturm) weist eine Höhe von 23 m und einen Durchmesser von ca. 15 m auf. Die Stärke der Turmmauer beträgt über 4 m. Der untere Teil wurde im 12. Jahrhundert aus Steinquadern errichtet. Darüber findet sich unregelmäßiges Bruchsteinmauerwerk. Der Zinnenkranz stammt aus dem 19. Jahrhundert. Weiterhin steht noch der kleine Turm als Wartturm (Sydekum) mit einer Höhe von 22 m, einem Durchmesser von etwa 7 m und einer Stärke von etwas über 2 m. In früherer Zeit konnten beide Türme lediglich über eine Pforte in 10 m Höhe betreten werden. Heute dient der Bergfried mit angelegter Innentreppe als Aussichtsturm mit einem herrlichen Blick auf Leinetal, Solling und Harz. Zudem ist hier eine Ausstellung zur Geschichte der Burg eingerichtet.

Durch Restaurierungsmaßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert konnten weitere Teile der Burg erhalten werden. Dies sind das Steinhaus und die Kapellenruine auf der Hauptburg, die zwei Türme der Burggraben, das mittlere Tor mit Pforthaus und das äußere untere Tor. Darüber hinaus stehen von den ursprünglichen Außenmauern heute noch die Mauer des Caningartens in der Vorburg und Teile der Eckbastionen Catzengarten und Eichsfeld.

Nicht auf dem Gelände zu finden, aber Mittelpunkt vieler Sagen und Legenden ist der Brunnen der Burg. So soll von diesem Brunnen ein unterirdischer Gang zur Quelle Mariaspring existiert haben. Diesen Gang gab es historischen Dokumenten zufolge unterhalb der Burg im Ort Eddigehausen. Er verband die Plesseburg mit einem Wohnauskeller der Domäne. Vermutlich handelt es sich bei dem Sagenbrunnen, um den 100 m tiefen Brunnen im Innenhof des Vorwerks Deppoldshausen, der 1937 auf insgesamt 130 m Tiefe ausgeschürft wurde.

Namensherkunft der Burg – Verschiedene Annahmen

Über die Herkunft des Burgnamens, der auch den Herrschaftsnamen „von Plesse“ begründete, gibt es verschiedene Annahmen. Plesse bedeutet allgemein „Blässe“ oder Farblosigkeit“. So wird angenommen, dass Plesse vom Flurnamen Plesse im oberen Leinetal abgeleitet ist, mit dem der helle Felssporn gemeint ist, auf dem die Burg erbaut wurde. Der Begriff Plesse findet sich schon als Burgstandort in einem Schriftstück des Abtes Konrad von Abdinghof aus dem Jahre 1160.

Johannes Letzner definiert „Plesse“ in dem von ihm 1587 verfassten „Stammbuch der Edlen von Schwanringen, und Herren zu Plesse“ als Synonym für das „Pletzken“ oder den Platz an dem die Burg stehen sollte. Der Begriff „Pletzken“ wurde laut Überlieferung von Gottschalk von Schwanringen benutzt, als dieser sich über den gefunden Bauplatz für die Burg mit einem poetischen Ausruf freute. Darin bemerkt er ebenfalls, dass „Plesse“ fortan das „Pletzke“ ersetzen soll, weil dieses Wort leichter auszusprechen sei.

Die dritte Theorie im Bunde stellte Joachim Meier in seiner Dokumentation „Origines et Antiquitates Plessenses“  aus dem Jahr 1713 auf. Seiner Meinung nach ist die Herleitung von Pletzken oder Pläzken eine fette Mönchslüge und sollte von ihm widerlegt werden. Er geht davon aus, dass „Pleße“, „Bleße“ oder „Blaße“ ein „gar altes Teutsches Wort“ ist und die Stirn oder das Vorderteil des Hauptes bedeutet, ähnlich wie die „Blesse“, die weiße oder helle Zeichnung von der Stirn bis zur Schnauze bei Tieren.

Burggeschichte im Überblick

Erstmals wird die Burg Plesse im Jahr 1015 als Besitz des Bischofs Meinwerk von Paderborn erwähnt, der diese seiner Kirche vererbt. Um das Jahr 1150 herum richten sich die Herren von Höckelheim ihren Wohnsitz auf der Burg ein und nennen sich von nun an „von Plesse“. Im Jahre 1192 tauschen Kaiser Heinrich VI. und die Paderborner Kirche die Burg Desenberg gegen die Burg Plesse, dieser Tausch wird drei Jahre später wieder rückgängig gemacht.

Im 13. und 14. Jahrhundert bildet die Herrschaft von Plesse ein unabhängiges Gebiet im Herzogtum Braunschweig, um sich gegen die Ausdehnung Braunschweigs zu wehren. Die Menschen, die um die Burg herum angesiedelt sind, werden durch eine Domäne am Fuße des Burgberges versorgt. Über 400 Jahre haben die Herren von Plesse die Burg als Wohnsitz, Herrschafts- und Verwaltungszentrum genutzt, als das Geschlecht im Jahre 1571 ausstirbt. Die Burg geht an die Landgrafen von Hessen.

Im dreißigjährigen Krieg ist die Burg für die Bewohner der umliegenden Dörfer ein wichtiger Schutzwall. 1624 bezieht Landgraf Moritz von Hessen, der aus Kassel geflohen ist, die Burg. Kaiserliche Truppen belagern die Burg im Jahr 1627, woraufhin Burg und Herrschaft Plesse zeitweilig an den Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt abgetreten werden. 1660 wird der Amtssitz an den Flecken Bovenden übertragen. Die Ära der Burg endet, sie wird endgültig aufgegeben. Die Einwohner der Umgebung brechen Steine aus der verlassenen Burg, die sie als Baumaterial für eigene Zwecke verwenden. Die Burg verfällt mehr und mehr, lediglich an die 20 Sagen halten die Plesseburg im Gespräch.

1760 wendet sich das Blatt, immer mehr Göttinger und Angehörige der Universität entdecken die Burg als Ausflugsziel. 1801 besucht Johann Wolfgang von Goethe die Burg und schreibt ein melancholisches Gedicht. Nach ihm ist eine Linde auf dem Burggelände benannt.

Burg Plesse wird 1815 in das Königreich Hannover integriert. Die ersten Restaurierungsarbeiten, begründet durch das Aufkommen des Denkmalschutzes, beginnen 1821, der kleine Turm kann gesichert werden. König Georg V. und seine Frau unterstützen die Restaurierung in den folgenden Jahren tatkräftig, auch eine Gaststätte wird auf Wunsch des Königs eingerichtet. 1980 erreichen die Arbeiten mit der Restaurierung des Herrenbaus und der Freilegung des Gewölbekellers, der in das Restaurant integriert wird, ihren Höhepunkt. 2005 findet die Neueröffnung des Restaurants statt. Bereits seit 1945 ist die Plesseburg im Besitz des Landes Niedersachsen. 1978 wurde der Verein Freunde der Burg Plesse e.V. gegründet.

Speisen und Feiern auf Burg Plesse

Das Restaurant mit Rittersaal und Gewölbekeller bietet eine abwechslungsreiche Speisekarte, die sich nach der Saison richtet. Daneben gibt es eine Wandererkarte mit reichhaltigen Snacks. Das Rittermahl ab 12 Personen präsentiert sich mit verschiedenen Menüs vom Bauerngelage über den Landsknecht-Schmauß bis hin zur Fürstenspeiß. Das Rittermahl ist auch in veganer und vegetarischer Ausführung verfügbar. Auf Wunsch sind Gaukler, Musikanten und anderes fahrendes Volk zur Unterhaltung vor Ort. Im Rittersaal stehen 55 Plätze, im Gewölbekeller 35 und im Burghof 200 Plätze zur Verfügung.

Auch Feiern lässt es sich in und auf der Burg sowie im Außengelände wunderbar. Das Ambiente bietet sich stimmungsvoll für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeiern an. Das Standesamt Bovenden führt hier auch Trauungen durch. Öffentliche Veranstaltungen im Jahresverlauf wie verschiedene Burgkonzerte von klassisch bis rockig, der Dämmerschoppen mit wissenschaftlichem Diskurs oder Lesungen und Theateraufführungen finden auf Burg Plesse in einem unvergesslichen Rahmen statt.

Der romanische Burggarten

1987 ist der romanische Burggarten von einem studentischen Arbeitsteam angelegt worden. Die Idee zu diesem Garten hatte der Göttinger Botanikprofessor Dr. Ulrich Willerding. In diesem Garten finden sich ausschließlich Pflanzen, die im Zeitraum von 700 bis 1250 in Schriftquellen zur Burg erwähnt sind oder aber Samen, die bei archäologischen Grabungen entdeckt wurden. 1989 kam bei Ausgrabungen ein Ofen aus der Zeit um 1200 zutage, in dem man einst Wildfrüchte und Getreide trocknete. Die darin gefundenen Reste von über 30 verschiedenen Pflanzenarten dienten dem Arbeitsteam als wertvolle Grundlage. Im Burggarten sind Arzneipflanzen, Nahrungspflanzen, Zierpflanzen und Färberpflanzen zu entdecken.

Verein der Burgfreunde Plesse und seine Aktivitäten

Der gemeinnützige Verein, der 1978 ins Leben gerufen wurde, zählt mittlerweile über 500 Mitglieder. Die Aufgaben der ehrenamtlichen Arbeit sind vielfältig. Sie umfassen die bauliche Erhaltung, Restaurierung, Erschließung und Pflege der Burg und des Umfeldes, Mitarbeit beim Denkmalschutz, Förderung der wissenschaftlichen Bearbeitung von Geschichte und Herrschaft sowie ansprechende Präsentation der Ergebnisse, Sammlung und Auswertung von Materialien und Fundstücken inklusive Dokumentation. Last but not least gehören auch die Organisation von Veranstaltungen, Führungen, Studienfahrten, etc. sowie die Sponsorensuche zu den Tätigkeitsbereichen.

Der Verein betreut die Kinder- und Jugendgruppe „Wurzeln“, die heute an die 20 Mitglieder hat. Die jungen Mitglieder können die Burg erkunden, das Leben im Mittelalter und der frühen Neuzeit kennenlernen und an Exkursionen teilnehmen.

Adresse:
Burgschänke Plesse
Ritterstieg 99
37120 Bovenden

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