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Niedersachsens deftige Delikatesse
Niedersachsen ist ein Land mit vielen Attraktionen. Die ausgeprägte Esskultur gehört zweifellos dazu. Zu den bekanntesten Gerichten des Bundeslandes zählt dabei Grünkohl mit Pinkel.
Grünkohl mit Pinkel ist ein traditionelles Gericht aus dem Norden Deutschlands, insbesondere aus Niedersachsen und Bremen. Seinen Ursprung hat es in der ländlichen, bäuerlichen Küche, da die Zutaten – Grünkohl, Schweinefleisch und Wurst – traditionell in dieser Region leicht verfügbar waren. Hinzu kommt, dass Grünkohl als Wintergemüse in der kalten Jahreszeit geerntet wird und somit erntefrisch auf den Tisch kommen kann. Die regionaltypische Spezialität wird in den meisten Restaurants und Landgasthöfen im Nordwesten Niedersachsens, aber auch in anderen Regionen des Bundeslandes angeboten.
Grünkohl mit Pinkel – das typische Winteressen
Das Gericht Grünkohl mit Pinkel ist sehr sättigend und reichhaltig, deshalb wird die schmackhafte Kombination gern an kalten Tagen genossen – ein typisches Winteressen eben. Neben dem tollen Geschmack ist der hohe Vitamin-C-Gehalt des gesunden Gemüses ein Pluspunkt.
Wissenswertes zum Grünkohl
Grünkohl (Federkohl) ist ein robustes Blattgemüse, das zur Familie der Kreuzblütler gehört. Es ist eng verwandt mit anderen Kohlsorten wie Brokkoli, Blumenkohl und Rosenkohl. Die Pflanze zeichnet sich durch seine dunkelgrünen, lockigen Blätter aus und ist bekannt für den leicht bitteren Geschmack, der sich durch den ersten Frost süßlich verändert.
Grünkohl ist ein kältetolerantes Gemüse, es benötigt sogar Frost, um geschmacklich zu gewinnen. Daher beginnt die Ernte frühestens im Spätherbst und geht durch den gesamten Winter weiter. Nach der Ernte wird Grünkohl gründlich gewaschen und die harten Stiele entfernt. Die Blätter werden in der Regel gehackt und ergänzen viele Gerichte. Im Oldenburger Raum gibt es eine ganze kulinarische Kohlkultur, die das Gemüse in allen Varianten kennt – gedünstet, gebraten, gekocht oder sogar roh.
Wissenswertes zur Pinkel-Wurst
Die Pinkel ist eine sehr fette Grützwurst und besteht hauptsächlich aus Speck, Schweineschmalz und diversen Gewürzen. Außerdem enthält sie Grütze aus Hafer oder Gerste.
Während in Norddeutschland die Pinkel überwiegend zu Grünkohl serviert wird, ist sie im südlichen Teil Deutschlands gar nicht erhältlich und ziemlich unbekannt. Weitere Zubereitungsformen sind Kombinationen mit Salzkartoffeln oder Bratkartoffeln. Manchmal wird Pinkel auch zusammen mit anderen Wurstsorten wie Kochwurst, Kassler oder Mettwurst serviert.
Zur Herstellung der Pinkelwurst werden grob geschrotete Hafergrütze, Speck, Zwiebeln und Gewürze wie Salz, Pfeffer und Majoran verwendet. Diese Mischung wird in Schweinedärme gefüllt und zu Würsten geformt. Anschließend werden die Würste geräuchert und getrocknet.
Woher die Wurst ihren seltsamen Namen hat, ist nicht ganz geklärt. Eine wahrscheinliche Behauptung ist diese: Der plattdeutsche Name für Rinderdarm ist Pinkel, in welchen die Wurstmasse noch heute gefüllt wird. Andere Quellen behaupten, das Wort gehe auf das plattdeutsche „tröpfeln“ zurück. Damit gibt es eine Verbindung zur Herstellungsweise. Die Hafergrütze wird dabei mit Brühe gemischt und quillt auf, sodass die Masse aus der Wursthülle herauströpfelt, wenn sie nicht richtig verschlossen ist. Dieses Tröpfeln steht für „pinkeln“.
Das Kultessen nicht nur im Oldenburger Land
Grünkohl mit Pinkel hat in Niedersachsen fast Kultstatus und wäre ohne die würzige Wurst undenkbar. Besonders in den Gegenden um Bremen und Oldenburg sowie Friesland genießt man die Pinkel zum Grünkohl.
Das Rezept für den deftigen Klassiker
Traditionell wird Pinkel mit Grünkohl serviert, das ist die klassische Kombination. Dabei wird die Wurst in den letzten 20 bis 30 Minuten des Grünkohlgarens in den Topf gegeben und erhitzt. Die Grütze in der Pinkel bindet die Flüssigkeit des Grünkohls und sorgt so für eine angenehme Konsistenz des Gerichts.
Die Zubereitung ist insgesamt relativ einfach. In einen großen Top, einen Bräter oder eine große Pfanne kommt Fett, klassisch Schmalz. Die Kohlblätter werden grob zerkleinert, mit Zwiebel angedünstet und gegart. Hin und wieder wird mit Wasser oder – besser – Gemüsebrühe aufgegossen. Wer mag, kann ein bis drei Teelöffel Hafergrütze und etwas Senf hinzugeben. Das ergibt eine cremigere und leckere Substanz. Während des Garens sollten bis zu 20 Gramm Zucker hinzugefügt werden. Das rundet den Geschmack ab.
Diese Masse benötigt insgesamt je nach Blattgröße bis zu 90 Minuten. Etwa eine halbe Stunde vor Ende der Garzeit kommen Pinkel, Schweinebauch und Kasseler mit in den Topf. Am Ende wird abgeschmeckt: Pfeffer, nur wenig Salz und ein Hauch Pigment ergeben den klassischen Geschmack.
Klassischer Serviervorschlag für Grünkohl mit Pinkel
Serviert wird das Gericht mit Salzkartoffeln, Kartoffeln, Weißbrot oder pur. Wer lieber in lustiger Runde Grünkohl mit Pinkel probieren möchte, der kann bei einer beliebten Kohlfahrt Niedersachsens Gastfreundschaft kennenlernen. Übrigens hilft nach Meinung von Fans des Gerichts ein Glas Korn bei der Verdauung. Das sollten aber nur Leute probieren, die sonst auch ein Gläschen Gebrannten genießen.
Foto: Clipdealer