Deutschland: Jährlicher Diskriminierungsbericht verzeichnet Anstieg der Fälle um 22 %

von Otto Hofmann
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Bei der Zentralstelle zur Bekämpfung von Diskriminierung (ADS) in Deutschland gingen im Jahr 2023 10.772 Beschwerden aus der Bevölkerung ein. Das ist der höchste Wert eines Jahres und ein Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

“Unsere Fallzahlen zeigen einen alarmierenden Trend”, sagte die Leiterin der Agentur, Ferda Ataman, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Berichts.„Mehr Menschen als je zuvor erleben die zunehmende Polarisierung und Radikalisierung der Gesellschaft am eigenen Leib. Die Lage ist ernst.“

Welche Arten der Diskriminierung kamen am häufigsten vor?

Der größte Teil der Beschwerden, etwa 3.400 Fälle oder 41 Prozent der Gesamtzahl, betraf rassistische Diskriminierung.

Darauf folgten knapp über 2.000 Beschwerden wegen Diskriminierung aufgrund einer Behinderung oder chronischer Krankheit.

Dicht dahinter folgte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität mit knapp 2.000 Beschwerden im Jahr. Die Agentur verzeichnete auch einen Anstieg der Beschwerden aufgrund von Altersdiskriminierung, Religion oder Weltanschauung und sexueller Orientierung.

Wo haben sich die Fälle ereignet?

Mehr als ein Viertel der Fälle (2.646) waren auf den Arbeitsplatz zurückzuführen. Damit ist dieser der häufigste Beschwerdegrund.

Die nächsthäufigste Quelle war mit über 1.500 Beschwerden der Alltag, beispielsweise im Restaurant, Supermarkt oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Weitere 1.146 Beschwerden betrafen Diskriminierung durch öffentliche Stellen und Regierungsbehörden, während sich über 400 auf die Polizei oder das Justizsystem bezogen.

Kommissar fordert Reformen der für 2020 versprochenen Gesetze

Ataman appellierte an die Regierung, die Reformen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) „zügig“ abzuschließen. Die Koalition hatte dies bei ihrem Amtsantritt 2020 versprochen, aber noch nicht abgeschlossen. Die steigende Fallzahl zeige, dass diese Reformen „überfällig“ seien, sagte sie.

“Die Reform des AGG muss jetzt höchste Priorität haben”, sagte Ataman. “Sie lässt sich nicht länger aufschieben. Ich erwarte von der Regierung ein konzertiertes Vorgehen gegen diesen alltäglichen Hass und Rassismus. Das ist die Regierung den Betroffenen schuldig.”

Die Agentur wurde 2006 gegründet und begann bald darauf, regelmäßig Berichte zu diesem und anderen Themen zu veröffentlichen.

msh/rmt (dpa, KNA)

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