Die deutsche Polizei untersucht eine Schein-Flugticket-Kampagne der AfD

von Otto Hofmann
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Die Polizei in Deutschland hat strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, nachdem in der südwestlichen Stadt Karlsruhe rund 30.000 gefälschte „Abschiebe“-Flugtickets von einem Ortsverband der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) verteilt wurden.

Die Flyer, die klassischen Bordkarten für Flugzeuge ähneln, werben für einen einfachen Flug von „Deutschland“ in ein „sicheres Herkunftsland“ für einen Passagier mit dem Namen „illegaler Einwanderer“ am 23. Februar – dem Datum von Deutschland vorgezogene Bundestagswahl.

Ein Sprecher der AfD in Karlsruhe bestätigte, dass die Initiative Teil des Kommunalwahlkampfs der Partei sei und sagte, die Flyer würden an alle Wahlberechtigten verteilt.

Doch Kommunalpolitiker der Linkspartei sagten, sie seien in den Briefkästen von Karlsruher Bewohnern mit Migrationshintergrund gefunden worden. Funktionäre der Linkspartei kündigten an, Anzeige wegen Volksverhetzung zu erstatten.

Sahra Mirow, Landesvorsitzende der Linkspartei des Landes Baden-Württemberg, wo Karlsruhe liegt, sagte, die AfD zeige mit der Flugblattaktion „ihr wahres Gesicht“. „Sie spalten unsere Gesellschaft und verbreiten Hass“, fügte sie hinzu.

Auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) sagte, die AfD habe eine rote Linie überschritten und sagte dem Lokalsender SWR, dass der Fund „solcher Zettel im Briefkasten das Gefühl der Unsicherheit und Angst verstärkt“.

Ein Sprecher der Bundesregierung bezeichnete die Kampagne am Mittwoch in Berlin als „geschmacklos“, sagte jedoch, dass etwaige Ermittlungen Sache der zuständigen Behörden seien.

AfD-Rückwanderungstickets

Auf den „Tickets“, die auch auf der offiziellen Website der AfD Karlsruhe herunterladbar sind, standen Slogans wie „Daheim ist es auch schön“ und „Nur die Remigration kann Deutschland retten“.

„Remigration“ ist ein rechtsextremes Konzept, das in europäischen ethnonationalistischen Kreisen beliebt ist und sich auf die erzwungene oder geförderte Abschiebung von Einwanderern bezieht – und sogar der Nachkommen von Einwanderern, die möglicherweise in Europa geboren wurden, aber von rechtsextremen Gruppen nicht berücksichtigt werden „ethnisch“ europäisch zu sein – gegenüber den Heimatländern ihrer Vorfahren.

Das Konzept war ein Diskussionsthema, das der österreichische Identitäre Martin Sellner bei einem geheimen Treffen von Rechtsextremisten im November 2023 in Potsdam bei Berlin vorstellte, an dem auch Mitglieder der AfD teilnahmen. Die Nachricht von dem Treffen löste bundesweite Proteste gegen die extreme Rechte aus und führte zu moderaten Unterstützungsverlusten für die AfD – Verluste, die die Partei bereits weitgehend wettgemacht hat.

Nettozuwanderung nach Deutschland gesunken

„Dass die AfD offenbar unter dem Begriff ‚Rückwanderung‘ Menschen massenhaft ausweisen will, zeigt nicht nur ihre Menschenverachtung, sondern auch, wie sehr sie dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden und Arbeitsplätze kosten würde“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser Die Rheinische Post Zeitung am Mittwoch.

Sie stellte fest, dass fast 25 Millionen Menschen in Deutschland – rund 30 % der Bevölkerung – einen Migrationshintergrund haben.

„(Einwanderer) sind seit langem ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und halten unser Land in vielen Bereichen am Laufen – in Krankenhäusern und Pflegeheimen, in Unternehmen und der Industrie. Was diese Menschen tun, verdient mehr Respekt“, sagte Mitglied Faeser der SPD.

Unterdessen heißt es im jüngsten Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass die Nettozuwanderung nach Deutschland im Jahr 2023 um fast 55 % zurückgegangen sei, während die Asylanträge im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um etwas mehr als 30 % zurückgegangen seien.

Auch die Zahl der irregulären Grenzübertritte an den Außengrenzen der Europäischen Union ist im Jahr 2024 deutlich zurückgegangen, so die Grenzkontrollagentur Frontex.

Dennoch bleibt die AfD in den Umfragen vor der Wahl im Februar hinter den Mitte-Rechts-Christdemokraten (CDU) Zweiter.

Allerdings hat Alice Weidel von der AfD kaum Chancen, Kanzlerin zu werden oder gar in die Regierung einzutreten, da keine demokratische Partei ihre Bereitschaft zu einer Koalition mit der AfD erklärt hat. Drei Landesverbände der Partei, nicht jedoch der in Baden-Württemberg, wurden vom Inlandsgeheimdienst als „rechtsextremistisch“ eingestuft.

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