Der havarierte Öltanker Eventin, der nördlich der deutschen Insel Rügen in der Ostsee treibend gelaufen war, erreichte am frühen Sonntag eine sichere Position vor der Küste des Hafens der deutschen Hafenstadt Sassnitz.
Der Tanker – mit rund 99.000 Tonnen Öl und angeblich Teil der russischen Schattenflotte, die zur Umgehung westlicher Sanktionen eingesetzt wird – soll an Ort und Stelle bleiben, bis eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen ist.
Was wir über die Operation wissen
Die „Eventin“ werde von zwei Schleppern auf einer Reede etwa fünf Kilometer (rund drei Meilen) vor der Küste festgehalten, sagte ein Sprecher des Seenotfallkommandos. Eine Reede ist ein Ankerplatz, an dem Schiffe außerhalb eines Hafens sicher vor Anker liegen können.
Wann und wo der 274 Meter lange Tanker mit 24 Besatzungsmitgliedern repariert wird, ist noch unklar.
Das Schiff erlitt in der Nacht zum Freitag einen Totalausfall, einen sogenannten Blackout, und trieb stundenlang unkontrolliert auf der Ostsee.
Den Rettungskräften gelang es am Freitagnachmittag, Schleppverbindungen zum Tanker herzustellen.
Ein speziell ausgebildetes Expertenteam wurde von einem Hubschrauber auf das havarierte Schiff abgesetzt. Ihre Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass die Schiffsladung gleichmäßig auf die Schlepper verteilt wurde.
Eine Sprecherin des Einsatzkommandos sagte, das Schiff sei wasserdicht und es bestehe keine Gefahr für die Umwelt. Mehrere Schlepper schleppten das Schiff ab dem frühen Samstagmorgen zunächst in Richtung eines Seegebiets nordöstlich von Rügen.
Da sich jedoch zahlreiche Windkraftanlagen im Meer in der Nähe des ursprünglichen Ziels befanden, wurde der Plan auf eine Position weiter um die Insel herum bei Sassnitz geändert.
Zeigt bereits technische Mängel
Die Umweltorganisation Greenpeace hat die „Eventin“ auf ihrer Liste der russischen Schattenflotte. Darin hieß es, das fast 19 Jahre alte Schiff, das unter panamaischer Flagge fährt, habe schon vor dem Stromausfall technische Mängel gehabt und sei unzureichend versichert gewesen.
Nach Angaben der Organisation bedeutete dies, dass im Falle eines schweren Unfalls wie einer Ölpest wahrscheinlich der Steuerzahler die Kosten tragen müsste.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kritisierte am Freitag Russlands Abhängigkeit von heruntergekommenen Tankern in seiner „Schattenflotte“ und warnte, dass dies eine Bedrohung für die europäische Sicherheit darstelle.
„Durch den rücksichtslosen Einsatz einer Flotte rostiger Tanker umgeht (der russische Präsident Wladimir) Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch bereitwillig in Kauf, dass der Tourismus auf der Ostsee im Falle eines Unfalls zum Erliegen kommt“, beschrieb Baerbock die Tanker als „baufällig“.