Der deutsche Minister fordert „Superreiche“ auf, für das Klima zu zahlen

von Otto Hofmann
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Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze forderte am Donnerstag größere Beiträge der reichsten Menschen der Welt zum Schutz der Umwelt.

„Milliardäre haben den größten CO2-Fußabdruck, tragen aber dennoch viel zu wenig zur Lösung bei“, sagte Schulze im Vorfeld des Petersberger Klimadialogs in Berlin.

Die deutsche Ministerin brachte ihre Unterstützung für den brasilianischen Vorschlag zum Ausdruck, die Superreichen zu besteuern, um Projekte zu finanzieren, die zur Bekämpfung der Bedrohungen der globalen Erwärmung erforderlich sind.

„Genug Reichtum auf der Welt“

Schulze forderte „rekordverdächtige Anstrengungen für den globalen Klimaschutz“, als sich in der deutschen Hauptstadt Diplomaten zum zweitägigen Gipfel trafen, an dem Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock teilnahmen.

Ziel des Dialogs ist vor allem die Vorbereitung des diesjährigen COP-Klimatreffens in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku.

„Die Diagnose ist eindeutig“, sagte Schulze. „Öffentliche Mittel allein werden niemals ausreichen, um den Bedarf an Klimainvestitionen zu decken.“

„Gleichzeitig gibt es genügend Reichtum und Geld auf der Welt. Deshalb ist die Initiative der brasilianischen G20-Präsidentschaft, die globalen Superreichen endlich fair zu besteuern, so wichtig“, fügte sie hinzu.

Der Minister, der der SPD von Scholz angehört, betonte, es seien bereits Fortschritte erzielt worden.

„Mit der Reform der Weltbank konnten wir in den nächsten Jahren zusätzliche 70 Milliarden US-Dollar (65 Milliarden Euro) an Investitionen in den Klimaschutz und andere globale Herausforderungen sichern“, sagte sie.

„Letztes Jahr beteiligte sich auch ein nicht-traditioneller Geber, die (Vereinigten Arabischen) Emirate, an unserer Einzahlung in einen neuen UN-Klimafonds, den Loss and Damage Fund“, fügte Schulze hinzu.

Mehr Mittel für Entwicklungsländer

Außenministerin Baerbock sagte auf dem Gipfel, dass Industrieländer wie Deutschland „unserer Verantwortung weiterhin gerecht werden müssen“.

Deutschland habe seine finanziellen Zusagen eingehalten und werde dies auch weiterhin tun, fügte sie hinzu. Die Bundesregierung hat für dieses Jahr 6,4 Milliarden Euro und für nächstes Jahr weitere 6 Milliarden Euro eingeplant.

Laut dem Kopenhagener Abkommen von 2008 haben sich die Industrieländer verpflichtet, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz in Entwicklungsländern zu mobilisieren.

Doch „öffentliche Gelder werden einfach nicht ausreichen“, betonte Baerbock. „Wir müssen den Privatsektor dazu bringen, deutlich mehr in eine sichere, saubere und widerstandsfähige Wirtschaft in Entwicklungsländern zu investieren“, fügte sie hinzu.

Außenministerin Annalena Baerbock spricht am 25. April beim Petersberger Klimadialog
Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen sprach am Donnerstag mit Vertretern beim Petersberger Klimadialog in Berlin

Staats- und Regierungschefs bereiten sich auf die COP 2024 vor

Am Petersberger Klimadialog werden Vertreter aus rund 40 Ländern teilnehmen, darunter G20-Mitglieder wie die EU, die USA, China und Indien.

Die G20-Länder sind für etwa 80 % der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Das deutsche Außenministerium sagte, auf dem Treffen in Berlin werde darüber diskutiert, ob es möglich sei, an der im Pariser Abkommen festgelegten Grenze von 1,5 Grad Celsius für die globale Erwärmung festzuhalten. Experten sind skeptisch, ob dieses Ziel erreicht werden kann.

„Trotz erster Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes erwärmt sich die Welt weiter und steuert auf eine unumkehrbare Klimakatastrophe zu“, sagte Greenpeace-Deutschlandchef Martin Kaiser.

„Um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten und menschliche Katastrophen weitaus größeren Ausmaßes zu vermeiden, sollte die Bundeskanzlerin die Staaten auffordern, ihre bundesweit angegebenen Beiträge zur CO2-Reduktion deutlich zu erhöhen und den Ausstieg aus Öl und Gas einzuleiten“, fügte Kaiser hinzu.

Der Petersburger Klimadialog findet seit 2010 jährlich zur Vorbereitung der COP-Gipfeltreffen statt.

ab/sms (AFP, EPD, KNA, dpa)

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