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Korn- und Hansestadt im Emsland
Die historische Hansestadt Haselünne, mit einer über 200-jährigen Kornbrennertradition, liegt zentral im Landkreis Emsland. Sie gilt als älteste Stadt im Kreis und der gleichnamigen kulturhistorischen Region Niedersachsens. Nächstgrößere Städte in der Nähe sind Meppen und Lingen. An Haselünne grenzen die Samtgemeinden Sögel, Herzlake, Lengerich sowie die Gemeinde Geeste und die Kreisstadt Meppen an.
Die Stadt im Hasetal am Fluss Hase weist eine Fläche von 159,31 qkm auf und zählt etwa 14.000 Einwohner. Sie gliedert sich in die Kernstadt Haselünne und 15 Ortsteile: Andrup, Bückelte, Dörgen, Eltern, Flechum, Hamm, Huden, Hülsen, Klosterholte, Lage, Lahre, Lehrte, Lohe, Lotten, Westerloh.
Haselünne, als staatlich anerkannter Erholungsort, ist ein reizendes Fleckchen Erde, an dem man die Kunst des Kornbrennens mit Bravur beherrscht und welches über den größten zusammenhängenden Wacholderhain des Nordwestens verfügt. Das mittelalterliche Flair der Stadt begeistert ebenso wie die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten und Touristikangebote.
Geschichte der Stadt Haselünne
Bereits in der jüngeren Steinzeit war das heutige Stadtgebiet besiedelt, wie Hünengräber und Bodenfunde belegen. Der Name der Stadt geht vermutlich auf den Wohnplatz Haselünne-Dörgen zurück, der 1935 entdeckt wurde und an dem sich um 500 n. Chr. ein sächsischer Haupthof befunden haben soll. Dort verlief in unmittelbarer Nähe die Hase, damals noch „Hassa“. Am Flusslauf wurde eine Furt mit Rundhölzern, den so genannten „lunni“ errichtet. So ist der zusammengesetzte Name „Hassalunni“ bzw. Haselünne entstanden.
Der Haupthof ging im Jahre 834 zusammen mit Meppen als Geschenk von Kaiser Ludwig dem Frommen an das Kloster Corvey. Der Herrenhof wurde zum befestigten Handelsplatz wie die urkundliche Erwähnung „oppidum“ von Haselünne aufzeigt. Im Jahre 1025 erhielt Haselünne das Marktrecht.
Der Hof wurde um 1130 an die Grafen von Vechta-Ravensburg vererbt. Der Bischof von Münster erwarb 1252, zwei Jahre nach dem Haselünne erstmals die Stadtrechte erhalten hatte, alle Besitztümer der Ravensburger Grafen und erneuerte die Stadtrechte am 25. März 1272, was mit einer urkundlichen Eintragung einherging. Zu dieser Zeit war Haselünne Teil des Bundes zwischen Rhein und Elbe, der späteren Hanse. 1636 fand die Schlacht bei Haselünne (Dreißigjähriger Krieg) statt. Von 1733 bis 1798 wurde die Stadt immer wieder von Feuer und Brandunglücken heimgesucht. Dabei fielen etliche Gebäude und Wohnhäuser den Flammen zum Opfer.
Nach der Auflösung der geistlichen Fürstentümer im Jahre 1803 ging das Amt Meppen mit der Stadt Haselünne an den Herzig von Arenberg. 1810 war die Stadt kurzzeitig Teil des französischen Kaiserreiches bevor sie ab 1815 zum Königreich Hannover gehörte. Dieses wurde nach dem Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich im Jahre 1866 von Preußen übernommen. 1894 fand die Eröffnung der Meppen-Haselünner Eisenbahn statt.
Mit der Gründung des Landes Niedersachsen 1946 wurde Haselünne Teil von Niedersachsen. Im Zuge der niedersächsischen Kreisreform erfolgte 1977 die Zusammenlegung der einstigen Landkreise Lingen, Meppen, Aschendorf-Hümmling zum Landkreis Emsland. Die heutigen Ortsteile wurden 1974 eingemeindet.
Wirtschaft und Verkehr in Haselünne
Die Wirtschaft in Haselünne wird von der Tradition der Kornbrennerei geprägt. Gleich drei große und alteingesessene Spirituosenhersteller – Berentzen, Heydt und Rosche – sind in der Kornstadt ansässig, deren feinste Brände weltweit vertrieben werden. Auch der Softdrinkhersteller VivarisGetränke produziert in Haselünne.
Gewerbe und Industrie sorgen für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Stark vertreten sind Unternehmen der Branchen Großbäckerei, Bauwesen, Holzzuschnitt und Kunststoffverarbeitung. Nicht zu vergessen ist der Handel in der belebten und attraktiven Innenstadt, der stetig steigende Umsätze verzeichnen kann. Die reizvolle Naturlandschaft und die Lage als zentraler Ausgangspunkt für Ausflüge in zahlreiche beliebte Orte und Städte im Emsland sowie an der Nordsee kurbeln den Tourismus zunehmend an.
Haselünne findet sich im Schnittpunkt der Bundesstraßen B 213 und der B 402, die wichtige Verkehrsanbindungen innerhalb Deutschlands als auch in die skandinavischen Länder und die Niederlande bieten. Die Bundesautobahn A 31 ist hinter Meppen in Richtung Emden und hinter Lingen in Richtung Oberhausen erreichbar. Über einen eigenen Bahnhof verfügt Haselünne nicht, via Buslinien erreichen Passagiere den zentralen Bahnhof Meppen, der die Bahnstrecke Münster-Rheine-Emden bedient. Der öffentliche Personennahverkehr wird durch die Omnibuslinien Meppen-Haselünne-Herzlaken-Löningen, Haselünne-Dohren, Haselünne-Lingen und Haselünne-Sögel abgedeckt. Der Dortmund-Ems-Kanal ab Meppen ist die relevante Wasserstraße. Entlang der Hase verläuft der Radfernweg Hase-Ems-Tour.
Sehenswürdigkeiten & Landschaftshighlights
Im Mittelpunkt der Sehenswürdigkeiten steht die Kornbrenner-Tradition. In der ehemaligen Mälzerei der renommierten Berentzen Brennereien ist das Brennereimuseum eingerichtet, das die Geschichte des Brauereiwesens in der Stadt eindrucksvoll erzählt. Hier können Besucher miterleben, wie aus den Körnern der Korn gebrannt wird. Das Museum steht auf den Grundmauern des ehemaligen Burgmannhofes Bentinckhof.
An die 22 Burgmannshöfe gab es einst in Haselünne. Zu den bedeutendsten und nahezu unveränderten Profanbauten des Emslandes zählt der Westerholtsche Burgmannshof an der Ritterstraße, auf dem Betriebsgelände der Berentzen Brennereien, der das Zentrum der Betriebsgebäude, die in alten Fachwerkgebäuden untergebracht sind, bildet. Der zweigeschossige Wehrturm mit Rittersaal und Burgkeller wurde Ende des 14. Jahrhunderts vom Burgmann Dietrich von Schatt errichtet und war Teil der historischen Befestigungsanlage. Nach mehreren Besitzerwechseln ging er 1893 an die Berentzen Brennereien, die ihn fachkundig restaurieren ließen und heute als Raum für die Erlebnisgastronomie nutzen. Die bietet den Besuchern neben einem großen kulinarischen Angebot eine Reihe von Veranstaltungen.
Auch die Kornacademie Rosche, die ebenfalls zu den Global Playern der Kornstadt zählt, öffnet die Türen zu den alteingesessenen Brennereien und lädt zum Kornstudium oder zur Korn-Erlebnis-Tour ein. Die erste deutsche Korn-Königin hat hier ihren Ursprung.
Dritte im Bunde ist die private Kornbrennerei Heydt, die ihre Kornspezialitäten bei Betriebsbesichtigungen bis ins Detail vorstellt und zu Verköstigungen einlädt. Teil der Kornkultur ist der historische Korn- und Hansemarkt in Haselünne, der alle zwei Jahre als großes Fest in Kostümen mit vielen Attraktionen stattfindet.
Das Heimatmuseum der Hansestadt präsentiert sich als Freilichtmuseum mit einem Ensemble aus acht historischen Fachwerkhäusern plus Zehntscheune, Backhaus, Dorfschmiede und Kapelle, die das traditionelle Leben und Arbeiten der Ackerbürger in vergangenen Zeiten authentisch abbilden. Mittelpunkt des rekonstruierten Dorfes bildet der Dorfplatz mit Sandsteinbrunnen. Das Freilichtmuseum wird vom Heimatverein Haselünne mit großem Engagement und Herzblut unterhalten.
Bereits im 10. Jahrhundert hat es in Haselünne eine Kirche gegeben, die seinerzeit aus Holz errichtet und um 1200 durch einen Steinbau ersetzt worden war. Heute zeigt sich die katholische Pfarrkirche St. Vincentius, die im 15./16. Jahrhundert nach dem alten Grundriss der ersten Kirche als dreischiffige, hohe Hallenkirche im gotischen Stil an gleicher Stelle erbaut wurde, als Wahrzeichen der Stadt. Zu den ältesten Kunstwerken im Inneren der Kirche gehört der romanische Taufstein aus dem 12. Jahrhundert. Weiterhin findet sich in Haselünne die evangelisch-lutherische Dreifaltigkeitskirche, die 2001 ihren 100. Geburtstag feiern konnte. 500 Jahre alt ist die Bückelter Kapelle, an deren Entstehungszeit die im Jahre 1963 freigelegten Chorfresken erinnern. Vom ehemaligen Klarissenkloster, das 1668 in der Stadt gegründet wurde, sind die 1685 geweihte Klosterkirche und Teile der alten Klostermauer erhalten. Rund um den Marktplatz finden sich das 1850 errichtete alte Rathaus sowie einige historische Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert. Im neuen Rathaus ist ein Brunnen aus dem 16. Jahrhundert zu bestaunen.
Neben den verschiedenen Bauwerken wartet Haselünne mit einer herrlichen Landschaft, die von Naturschutzgebieten, Waldflächen, Erholungsgebieten und etlichen Flussarmen der Hase geprägt wird. Attraktion ist der 38 Hektar große und zusammenhängende Wacholderhain, der in seiner Art einzigartig im Nordwesten Deutschlands ist. Weitere Naturschutzgebiete sind das Dörgener Moor, das Langenberger Moor, das Schweinefehn und das Stadtveen. Reit- und Wanderwege laden zum Erkunden der Landschaft ein, für naturnahe Übernachtungen bieten sich Camping- oder Jugendzeltplatz an.
Freizeitaktivitäten & Veranstaltungen
Es gibt fast nichts, was man nicht in Haselünne erleben kann. Zu Wasser und zu Land, indoor und outdoor, ist zu jeder Jahreszeit viel geboten in der Korn- und Hansestadt. Wandern, Nordic-Walking, Radeln, Reiten, Kutschfahrten, Angeln, Segeln, Kanufahren, Freibadvergnügen, Kegeln, Tennis, Minigolf, Schießsport stehen zur Auswahl. Ein besonderes, gesundes Erlebnis ist ein Besuch in der Salzgrotte Haselünne.
Viele attraktive Ausflugsziele liegen praktisch vor der Haustüre, darunter die Kreisstadt Meppen, das ehemalige Jagdschloss, des Kölner Kurfürsten Clemens August von Wittelsbach in Sögel, das Museumsdorf Cloppenburg. Auch lohnt sich ein Tagesausflug zu den Nordseeinseln Borkum, Juist, Langeoog oder Norderney.
Feste feiern die Haselünner sehr gerne. Und so finden sich als Höhepunkte der kulturellen Aktivitäten im zweijährigen Turnus der Korn- und Hansemarkt, der Haselünner See in Flammen und alle Jahre wieder das Osterfeuer, die Kirmes und der Altstadtlauf.