Salzwiese an der Nordsee

Salzwiese

von Redaktion
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Ein besonderer Lebensraum

Salzwiese?  Was ist das eigentlich? Im niedersächsischen Landschaftsraum spielen die Salzwiesen eine bedeutende Rolle. Etwa 8.400 Hektar dieser krautigen Flächen werden am Wattenmeer verzeichnet. Salzwiesen entstehen an flachen Gezeitenküsten, sie können aber auch im Binnenland gedeihen, wenn durch oberflächliches Grundwasser das erforderliche salzhaltige Milieu entsteht.

Die Salzwiesen an der Nordsee sind Naturschutzgebiete, da sie einen wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer werden an verschiedenen Standorten geführte Salzwiesen-Exkursionen, auch auf ausgewiesenen Salzwiesen-Erlebnispfaden unter Einhaltung der Naturschutzgrundlagen, durchgeführt.

Begriff der Salzwiese

Aus der Luft und weiteren Entfernung betrachtet, erscheint die Salzwiese in der Tat als eine Art Wiesenfläche und wer den Bezug zum Meer herstellt, kann auch ableiten, dass der Boden dort sehr salzhaltig sein muss. Salzwiesen bezeichnen krautige Pflanzenlandschaften, die eine natürliche Barriere zwischen dem Meer und dem Land/Deich bilden. Sie sind als Wellenbrecher nützlich und ermöglichen die Ansiedlung von besonderen Pflanzen- und Tierarten.

Wie kann man sich nun als Laie vorstellen, wie eine Salzwiese entsteht? Mit jeder Flut werden so genannte Schwebeteilchen in das Watt geschwemmt. Das Watt ist die ufernahe Zone, die aus Sand, Schlick oder Felssedimenten bestehen kann. Sie bleibt bei Ebbe trocken und füllt sich bei Flut mit Wasser. Wenn nach der Flut die Strömung ruht, setzt sich langsam eine Schlicksicht ab, auf der die Queller-Pflanze Fuß fassen kann. Sie ist sozusagen die erste Pflanze, die sich ansiedeln kann und bildet die Grundlage für weitere Pflanzenarten, die sich in der Salzwiese ausbreiten können.

Die mittlere Hochwasser- oder Flutlinie bildet den Messpunkt für unterschiedliche Pflanzenzonen der Salzwiesen. Je nachdem, ob die Ablagerungsschicht unter, gleich auf oder über dieser Linie liegt, bilden sich verschiedene Wiesenebenen, je näher die Salzwiesen sich zum Land hin ausbreiten, umso weniger werden diese Bereiche im Jahr überschwemmt, wodurch sich auch der Salzgehalt verringert und somit die Vegetation verändert. Salzwiesen wachsen kontinuierlich und vergrößern indirekt die Landfläche. Daher sind Salzwiesen für die Menschen an den Küsten Gebiete, die es zu erhalten und zu fördern gilt.

Welche Pflanzen gedeihen auf Salzwiesen?

Salzwiesen werden nach ihrem Entstehungsbereich und der Untergrundbeschaffenheit in verschiedene Typen unterteilt. So finden sich Lagunen-Salzwiesen, Sandsalzwiesen, Leeseiten-Salzwiesen, Ästuar-Salzwiesen, Vorland-Salzwiesen und künstliche Salzwiesen. Für den Laien ist die Aufschlüsselung der einzelnen Begriffe nicht ohne weiteres nachzuvollziehen, weshalb wir an dieser Stelle auf entsprechende Infoportale oder Fachliteratur verweisen möchten.

Entsprechend dem Höhenunterschied zur mittleren Hochwasser-Linie (mHW), der Überschwemmungshäufigkeit und des Salzgehaltes (Salinität) wird in verschiedene Pflanzenzonen unterteilt:

  • Äußere & innere Quellerzone
    40 cm unterhalb der mHW-Linie bis wenige cm über der mHW-Linie, bis 700 Überschwemmungen jährlich, 26 % Salinität, Pflanzen: Queller und Schlickgras
  • Untere und obere Andelzone
    mHW-Linie bis ca. 40 cm darüber, zwischen 150 und 300 Überschwemmungen jährlich, 20-26 % Salinität, Pflanzen: Andel, Strandflieder, Strand-Dreizack, Strandbeifuß, Strandmelde, Strandaster, Löffelkraut
  • Untere & obere Rotschwingelzone
    ab 35 cm oberhalb der mHW-Linie bis zu 1 m über der mHW-Linie, zwischen 20 und 70 Überschwemmungen jährlich, 5-20 % Salinität, Pflanzen: Rotschwingel, Strandwegerich, Milchkraut, Strandbeifuß, Strandnelke, Strandquecke

Die Zonen gehen je nach Höhenunterschied zum mittleren Hochwasserspiegel ineinander über, wobei die Quellerzonen direkt am Wasser liegen und die Rotschwingelzonen dem Land an nächsten kommen. Wie aus dieser Unterscheidung auch ersichtlich wird, handelt es sich bei verschiedenen Pflanzen um Gräserarten, wie Andel und Rotschlingel, was auch den Namen Salzwiese noch klarer unterstreicht.

Salzwiesen-Pflanzen sind daher so einzigartig, da sie nur auf diesem salzhaltigen feuchten Boden gedeihen und mit den schwierigen Verhältnissen bestens klarkommen. Auf anderen Böden, z.B. am trockenen Land, oder mit Süßwasser hätten sie keine Chance. Für weitergehende Infos zu diesem speziellen Gebiet empfehlen wir auch einen Besuch der Salzwiesen-Erlebnispfade Neßmersiel oder Sehestedt.

Wertvoller Lebens- und Ansiedelungsraum für Insekten und Vögel

Auch die Insekten, die Salzwiesen bevölkern, sind Spezies, die sich nur im Bereich der Salzwiesen-Pflanzen entwickeln und überleben können, wie z.B. der Strandfliederrüsselkäfer, der an den Strandflieder gebunden ist. Insgesamt werden über 400 Insektenarten gezählt, die sich auf ca. 25 Pflanzenarten verteilen.

Zahlreiche Vogelarten nutzen die Salzwiesen als Ruhequartier oder Brutstätte oder sind auf die besonderen Nährstoffe der Pflanzen angewiesen. Austernfischer, Rotschenkel, Wattvögel, Seeschwalben finden hier das richtige Revier und eine geschützte Atmosphäre.
Foto: Clipdealer

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