Schloss Salder

Schloss Salder

von Redaktion
7 Minuten Lesedauer

Die städtische Kunstsammlung

Das Renaissance Schloss Salder, das 1608 erbaut wurde, beherbergt seit über 50 Jahren das Städtische Museum der Stadt Salzgitter. Das große repräsentative Anwesen im Stadtteil Salder war in früherer Zeit Fürstensitz und landwirtschaftliche Domäne. Heute dreht sich im altehrwürdigen Gemäuer alles um die Stadtgeschichte, angefangen im Zeitalter der Saurier bis hin zur Neuzeit Ende des 20. Jahrhunderts. In aufeinander aufbauenden Ausstellungabteilungen erfahren Interessierte anhand von Exponaten und Infos jede Menge Wissenswertes über Salzgitter. Ergänzt werden die Dauerausstellungen durch den Eiszeitgarten auf dem Außengelände und Geopfade, die Geschichte an Ort und Stelle in der Landschaft Salzgitters erlebbar machen. Weiteres Highlight im Schloss Salder ist die Städtische Kunstsammlung, die in drei abwechslungsreiche Bereiche gegliedert ist.

Ursprüngliches Bauwerk und Aufteilung

Das Schloss ist auf hölzernen Pfählen, die den sumpfigen Untergrund stabilisieren mussten, aufgebaut. Das eigentliche Bauwerk im Stil der Weserrenaissance besteht aus Kalksandsteinen, die Innenwände wurden mittels Holzfachwerk konstruiert. Im Westen zum Dorf gewandt, befindet sich der Haupteingang des Schlosses mit einer breiten Treppe, zu den anderen Geschossen wurde rückseitig ein Treppenturm angebaut.

Schloss Salder gliedert sich in Keller-, Erd- und Obergeschoss sowie zwei Dachgeschosse. Im Erdgeschoss fand das tägliche Leben statt. Durch die Eingangshalle, welche sich über die gesamte Tiefe des Gebäudes erstreckt, erreichte man links und rechts davon die Schlafgemächer sowie das Grüne und Rote Gemach. Im östlichen Teil des Erdgeschosses war die Küche untergebracht. Im Obergeschoss, das früher repräsentativen Zwecken diente, lagen das Fürstenzimmer, das Fürstengemach sowie ein Blaues, Gelbes und Rotes Zimmer. In den  Dachgeschossen wohnten die Bediensteten, hier waren auch Lagerräume eingerichtet. Schon damals heizten die Herrschaften sehr modern. Neben einer Warmluftheizung, die im Keller verbaut war, kamen Kamin und Einzelöfen zum Einsatz.

An der Ostseite des Schlosses war einst ein Lustgarten angelegt, der sich in drei Reviere einteilte und von Rosenbüschen, Haselstöcken, Liguster und Rieps eingerahmt wurde. Nebenan befand sich ein Baumgarten mit insgesamt 18 alten Obstbäumen und 54 jungen Bäumen. Ehemals gehörten auch landwirtschaftliche Gebäude zum Schloss, die ein Karree um den Schlosshof bildeten.

Die wechselvolle Geschichte des Schlosses

Wegen Schulden in Höhe von 21.000 Talern muss die Familie von Saldern zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihren Stammsitz an den Statius von Münchhausen verpfänden, der als einer der berühmtesten Bauherren der Weserrenaissance gilt. Der fürstlich-braunschweigische Geheimrat und Obrist David Sachse aus Wolfenbüttel pachtet das Stammgut in Salder für 40 Jahre und errichtet darauf im Jahre 1608 Schloss Salder, das er selbst „Sachsenschloss“ nennt. Als Architekt wird Hofbaumeister Paul Francke genannt.

Als Sachse sich mit Herzog Friedrich Ulrich überwirft, muss er das Land verlassen. Nach Sachses Tod 1613 erben seine Töchter die verbleibenden Pachtrechte. Die Familie von Saldern wird vom Herzog verpflichtet, das Schloss zurückzukaufen, was sich aber, aufgrund von problematischen Erbschaftsverhältnissen, als langwieriger Prozess bis weit in das 17. Jahrhundert gestaltet. Die Familie von Saldern verschuldet sich für den Rückkauf bei der Familie von Quitzow. Zu allem Unglück tobt der Dreißigjährige Krieg und das Schloss erleidet durch Besetzung zahlreiche Zerstörungen. Auch der lange Leerstand hat dem Anwesen nicht gut getan.

Bis 1695 kommt es zu Auseinandersetzungen um den Schlossbesitz zwischen den Familien von Saldner und Quitzow, die letztlich durch den Verkauf an den Erbprinzen August Wilhelm von Hannover enden. Dieser lässt das Schloss durch den Hofbaumeiter Hermann Korb zu einer Sommerresidenz im italienischen Barockstil umgestalten und erweitern. So werden u.a. ein säulengestützter Balkon, ein Dachgiebel und das Wappen des Erbprinzen angebracht. Die Decken im Inneren erhalten eine umfangeiche Stuckverzierung vom italienischen Meister Giacomo Perinetti.

Als Herzog August Wilhelm 1731 stirbt, erhält seine Witwe Elisabeth Sophie Marie von dessen Nachfolger Herzog Ludwig Rudolf das Nutzungsrecht für das Schloss, was sie jedoch 1740 nach Zahlung einer Entschädigung aufgibt. Schloss Saldern wird fortan als herzogliche Domäne bewirtschaftet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfährt der Landwirtschaftsbetrieb einen deutlichen Aufschwung durch die Aufstockung an Viehbestand und Personal. 1920 beschlagnahmt der Freistaat Braunschweig die Domäne, die fünf Jahre später zur Saatguterzeugung unter staatliche Verwaltung gestellt wird.

Nach der Übernahme durch die Reichswerke Hermann Göring im Jahre 1939 wird die Domäne zum Sitz der Großdeutschen Umsiedlungsgesellschaft, die Land zum Bau von Industrieanlagen im Raum Salzgitter erwirbt. Ab 1945 nutzen britische Truppen Schloss Salder als Quartier, auch wohnungslose Heimatvertriebene finden vorübergehend hier Unterkunft. Zum Symbolpreis von einer DM verkauft die Salzgitter AG, als Rechtsnachfolgerin der Reichswerke, 1955 die Schlossanlage an die Stadt Salzgitter.

Der damalige Stadtschulrat Franz Zobel beginnt schon in Teilbereichen des Schlosses ein Heimatmuseum einzurichten. 1958 wird mit Renovierungsarbeiten begonnen, vier Jahre später, 1962 erhält das Schloss durch die feierliche Einweihung als Städtisches Museum seine neue Bestimmung. 1968 wird der landwirtschaftliche Betrieb endgültig eingestellt. 1976 muss das Museum wegen Baufälligkeit geschlossen werden, ab 1977 erfolgen umfangreiche Sanierungs-, Ausbau und Umbaumaßnahmen. Am 08. Mai 1981 kann das Museum mit einer vergrößerten Ausstellungsfläche von nunmehr 2.000 Quadratmeter wiedereröffnet werden. Auch die Nebengebäude haben im Laufe der Jahre ihre museale Aufteilung gefunden.

Die Dauerausstellungen als Etappenreise durch die Zeitgeschichte

Die Sammlungen des Städtischen Museums sind als Dauerausstellungen aufgebaut, welche  die Geschichte der Stadt nach Zeitabschnitten und innerhalb des 20. Jahrhunderts nach Themenschwerpunkten gliedern.

  • Einblick in die Erdgeschichte: Im Schlossgewölbe ist die Geologische Abteilung eingerichtet, die einen Rundgang durch die Erdgeschichte ermöglicht. Er deckt die Zeitspanne von der Entstehung der Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren bis zur Eiszeit ab. Abbildungen und Fossilfunde belegen die Veränderungen von Flora, Fauna und Umwelt in der Region Salzgitter. Eine weltweit einzigartige Sensation ist das fast fünf Meter große Skelett eines Ichtyosauriers, das 1940 in Salzgitter gefunden wurde. Dieser Fischsaurier lebte vor 115 Millionen Jahren im Unterkreidemeer. Nicht minder spannend zeigen sich die Zahn- und Knochenfunde eiszeitlicher Tiere wie Mammut, Riesenhirsch und Wollnashorn aus dem Salzgitter-See. Auch Eisenerz und Salz gehören zum Erbe der Meere. Ergänzend zu diesem Themenbereich lassen sich die Geopfade Salzgitter-Lichtenberg und Salzgitter-Bad erkunden, auf denen versteinerte Zeitzeugnisse aus der frühen Erdgeschichte vorzufinden sind.
  • 50.000 Jahre Leben in Salzgitter: Die Ur- und Frühgeschichte können Besucher im Erdgeschoss des Schlosses durch etliche Fundstücke nachvollziehen. Im Mittelpunkt stehen das Leben in der Steinzeit und Römischen Kaiserzeit. Belege über die Neandertaler finden sich mit der Ausgrabung der altsteinzeitlichen Jagdstation von Salzgitter-Lebenstedt, wo die Urmenschen in der Eiszeit auf Rentierjagd gingen. Neben Feuersteinartefakten und Knochen eiszeitlicher Tiere konnten auch menschliche Schädelknochen geborgen werden. In der Ausstellung wurde die eiszeitliche Landschaft in Salzgitter rekonstruiert und ein Original-Abguss eines Ausschnittes der Grabungsstelle ist zu bestaunen. In Salzgitter-Lobmachtersen brachte die Ausgrabung einer germanischen Siedlung Licht in das Leben zur Römischen Kaiserzeit. Auch hierzu hält die Ausstellung interessante Informationen bereit. Auf dem Außengelände wartet der „Eiszeitgarten“, der eine subarktische Landschaft wie zur Eiszeit nachahmt.
  • Salzgitter im Mittelalter: Diese Abteilung im südlichen Erdgeschossflügel widmet sich dem Mittelalter mit Burgen, Rittern, Handwerkern und den Salzsiedern. Behandelt wird die Herrschaftsgeschichte der Sachsen und Franken. Wie die Ritter auf der Burg Lichtenberg lebten, erklärt eine authentische Installation mit originalen Objekten. Auch der Alltag der mittelalterlichen Dorfbevölkerung mit Handwerk, Arbeit, Kirche wird anhand von Rekonstruktionen und Ausgrabungsfunden thematisiert. Die Salzgewinnung ist entscheidend für die Entstehung der Stadt und ihren Namen gewesen, wie eine nachgebaute Salz-Kate zeigt.
  • Salzgitter in der Neuzeit – Zwischen Reformation und Republik: Im ersten Obergeschoss wird die Geschichte des Salzgittergebietes von 1700 bis 1933 behandelt. Hier begegnen die Besucher den Wandermusikanten aus Salzgitter, die rund um den Globus zogen, einem Tagelöhner und Bundestagsabgeordneten, die stellvertretend für wichtige Persönlichkeiten im Stadtgebiet stehen. Das Töpfer- und Zinngießerhandwerk wird vorgestellt. Außerdem öffnen sich die Türen zu einem Esszimmer der Jahrhundertwende.
  • Salzgitter – Die neue Stadt: Die Geschichte der Stadt Salzgitter im 20. Jahrhundert, die am  1. April 1942 gegründet wurde, ist im Ausstellungsgebäude Pferdestall präsent. Sie beginnt mit dem Ende der Weimarer Republik, bewegt sich durch Kriegszeiten und Wirtschaftswunderjahre und endet mit der deutsch/deutschen Wiedervereinigung.
  • Geschichte der Kindheit: Im Dachgeschoss darf in Kindheitserinnerungen geschwelgt werden und zwar von jeder Generation. Spielzeug und Spielmöglichkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind ebenso zu finden wie eine umfangreiche Schulbuchsammlung. Das rekonstruierte Klassenzimmer einer Dorfschule lässt Schüler der heutigen Zeit staunen.
  • Technisierung der Landwirtschaft und des öffentlichen Lebens:  Der ehemalige Schafstall des Anwesens Salder bietet die passende Kulisse für die Sammlung der landwirtschaftlichen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Historische Erntegeräte, große Landmaschinen oder Exponate aus dem ländlichen Handwerk belegen den Wandel im Laufe der Jahrzehnte.
  • Vom Erz zum Stahl: In dieser Dauerausstellung wird die wirtschaftliche Entwicklung von Salzgitter seit Beginn der Industrialisierung eindrücklich dargestellt. Auf 550 Quadratmetern Fläche geben etwa 200 Exponate Auskunft über den Bergbau und die Verhüttung von Eisenerz im Salzgitter-Gebiet, welche die Wirtschaft begründeten.
  • Vom Büssing-Rad zum VW K70: Innovative Entwicklungen in den Bereichen Arbeit, Mobilität und Industrie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts präsentiert die Schauabteilung zur Technikgeschichte in Salzgitter. Technikfans erfreuen sich an Dampfmaschinen, Lastenfahrrädern und Fahrzeugen der großen Fahrzeugfabrikanten in Salzgitter.
  • Bockwindmühle: Die 50 Tonnen schwere Osterlinder Bockwindmühle, die von der Jahrhunderte alten Mühlentradition in Salzgitter zeugt und viele Besitzer gesehen hat, wurde nach der 1978 erfolgten Schenkung an die Stadt im Außenbereich des Schlosses aufgebaut und kann zu den Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden.
  • Städtische Kunstsammlung der Stadt Salzgitter: Die Galerie der Städtischen Kunstsammlung befindet sich in den ehemaligen Stallungen des Anwesens. Sie ist in verschiedene Bereiche und Formate gegliedert. Dazu gehören die jährlich stattfindende Ausstellung „Salon Salder – Neue Kunst aus Niedersachsen“ sowie die Reihe „präsenz“, die zeitgenössische junge Kunst zu wechselnden Themen zeigen. Das Ausstellungsformat „Erinnerung der Arbeit“ eröffnet Werke zum Thema Arbeit in abwechslungsreichen Wechselausstellungen. Perfekt ergänzt wird die Kunstsammlung durch die Freiluft-Sammlung, die den Namen „KUNSTüberall“ trägt. Die Galerie der Städtischen Kunstsammlung versteht sich als Ort der Diskussion und Interaktion und lädt alle Interessierten zu Führungen, Künstlergesprächen, Lesungen, Konzerten und Workshops ein.

Noch mehr Ausstellungen und Veranstaltungen im Schloss Salder

Schloss Salder ist ein Geschichts-, Kunst- und Kulturtreffpunkt für Menschen jeden Alters. Neben den Dauerausstellungen und der Städtischen Kunstsammlung finden Wechselausstellungen zu verschiedenen und aktuellen Themen statt. Mit dem Museumsfest und dem Kultursommer warten zwei der großen jährlichen Veranstaltungshighlights.

Familien und Kinder sind sowohl im Konzept der Dauerausstellungen mit besonderen kindgerechten Stationen berücksichtigt, als auch in der Vielseitigkeit der Angebote. Im Gewölbekeller ist die Lernwerkstatt des Museums untergebracht, in der Kinder unter Anleitung basteln, werkeln und die Geschichte tatkräftig untersuchen. Das museumspädagogische Programm spricht Kindergärten und Schulen mit zahlreichen themenbezogenen Lernveranstaltungen an. Auch zum Feiern des Kindergeburtstages ist das Museum Schloss Salder der richtige Ort.

Adresse:
Städtisches Museum Schloss Salder
Museumsstraße 34
38229 Salzgitter
Internet: www.salzgitter.de/kultur/museum

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