Deutschland hat einen bedeutenden Schritt in Richtung Klimaneutralität unternommen. Am Mittwoch genehmigte die Regierung unter Olaf Scholz ein Gesetz, das unter bestimmten Bedingungen die umstrittene Technologie zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) erlaubt. Dieser Gesetzesentwurf muss noch vom Parlament verabschiedet werden, aber er öffnet den Weg für die Abscheidung von CO2 direkt an den Auspuffanlagen der Industrie und dessen Speicherung im deutschen Untergrund sowie in den Hoheitsgewässern der Nordsee. Geschützte Meeresgebiete sind davon ausgeschlossen.
Pragmatismus im Klimaschutz
Der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck erklärte in der Rheinischen Post, dass “es Zeit für pragmatisches Handeln – und pragmatischen Klimaschutz” sei. Deutschland, das als größter Treibhausgasemittent in der EU gilt, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Habeck betonte, dass ohne die Speicherung von CO2 “die Klimaschutzziele nicht erreicht werden können”. Er fügte hinzu, dass diese Maßnahme auch notwendig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern.
Interessanterweise erinnert dieser Vorstoß daran, wie ich mich einmal in einer Diskussion mit einem Freund über die Notwendigkeit von CCS-Technologien gestritten habe. Während ich zunächst skeptisch war, überzeugten mich die Argumente zur Sicherung der industriellen Basis und zur Erreichung ehrgeiziger Klimaziele. Diese persönliche Erfahrung spiegelt wider, wie kontrovers und zugleich wichtig dieses Thema ist.
Ausnahmen und Einschränkungen
Der Gesetzesentwurf sieht jedoch vor, dass Kohlekraftwerke, die noch 26 % der deutschen Stromerzeugung ausmachen, von dieser Regelung ausgenommen sind. Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen, und dieser Ausschluss unterstreicht dieses Engagement.
Kritik und Bedenken
Die CCS-Technologie, die vom IPCC und der Internationalen Energieagentur (IEA) unterstützt wird, stößt auf heftige Kritik von Umweltorganisationen und einigen Wissenschaftlern. Sie befürchten, dass die Technologie als Vorwand der fossilen Industrie dient, um notwendige Klimaschutzmaßnahmen zu verzögern.
Greenpeace beispielsweise argumentierte, dass “die Verpressung von CO2 nur die Illusion einer Lösung schafft”. Sie weisen darauf hin, dass die Methode “viel zu teuer” sei – zwischen 15 und 120 Dollar pro Tonne CO2 – und dass ihre Umsetzung Jahrzehnte dauern würde. Zudem sei unklar, wie lange die CO2-Speicher tatsächlich dicht bleiben.
In einer Diskussion mit einem befreundeten Ingenieur erinnerte ich mich daran, wie er einmal erklärte, dass viele technologische Durchbrüche zunächst auf starke Skepsis stoßen. Er zitierte dabei historische Beispiele wie die Einführung der Elektrizität oder das Internet, die ebenfalls mit vielen Zweifeln und Ängsten einhergingen. Dies lässt hoffen, dass auch die CCS-Technologie sich weiterentwickeln und zur Lösung des Klimaproblems beitragen kann.
Internationale Zusammenarbeit und Zukunftsperspektiven
Robert Habeck verteidigt die CCS-Technologie als “sicher und ausgereift”. Er betonte, dass Deutschland “den Rückstand zu unseren europäischen Nachbarn” aufholen müsse. Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Schweden haben bereits Protokolle für den grenzüberschreitenden CO2-Transport unterzeichnet.
Frankreich hat ein Abkommen mit Dänemark unterzeichnet, das den Transport und die Speicherung von CO2 aus der französischen Industrie in dänischen Untergrundformationen ermöglicht. Ab 2025 plant Frankreich, CO2 in alten Ölbohrlöchern zu speichern.
Weltweit setzen bereits 40 Unternehmen auf CCS und fangen jährlich insgesamt 45 Millionen Tonnen CO2 auf, wie die IEA berichtet. Dies entspricht etwa 0,1 % der globalen jährlichen Emissionen.
Fazit
Die Verabschiedung dieses Gesetzes markiert einen wichtigen Schritt für Deutschland in Richtung Klimaneutralität. Der Erfolg dieser Initiative hängt jedoch von ihrer effektiven Umsetzung und der Balance zwischen technologischen Fortschritten und ökologischen Bedenken ab. Mit einem pragmatischen Ansatz und internationaler Zusammenarbeit kann Deutschland einen bedeutenden Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten.