Deutsche Polizei durchsucht Häuser pro-palästinensischer Aktivisten

von Otto Hofmann
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Die Polizei erklärte am Montag, sie ermittle gegen fünf Männer in Berlin, denen Straftaten „durch angeblich pro-palästinensisch motivierte Aktivitäten“ vorgeworfen werden.

Die deutschen Behörden haben versucht, gegen Proteste vorzugehen, die ihrer Meinung nach antisemitische Kommentare und Slogans sowie einige Vorfälle von Gewalt enthielten.

Kritiker werfen der deutschen Polizei jedoch vor, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken.

Was ist bei den Razzien passiert?

Die Polizei sagte, sie habe am Montagmorgen die Wohnungen der fünf Verdächtigen durchsucht und Mobiltelefone, Computer und andere Datenspeichergeräte beschlagnahmt.

Diese würden nun ausgewertet, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin mit.

Den Männern im Alter zwischen 18 und 40 Jahren werden Landfriedensbruch, Volksverhetzung und die Verwendung von Symbolen in Deutschland verbotener Organisationen vorgeworfen.

Rund 125 Polizisten waren an Grundstücksdurchsuchungen in den Bezirken Friedrichshain, Britz, Gropiusstadt, Tegel und Schöneberg beteiligt. Es kam zu keinen Festnahmen.

Die Polizei untersucht nach eigenen Angaben Fragen zur Urheberschaft von Social-Media-Beiträgen und den Verdacht einer Vernetzung der Tatverdächtigen in der pro-palästinensischen Szene.

Der 18-Jährige, gegen den ermittelt wird, soll bei der Eröffnung eines örtlichen Kunstzentrums Mitte September einen Mikrofonständer auf den Berliner Kulturminister Joe Chialo geworfen haben – dabei verfehlte er, traf aber eine Frau.

Chialo hat dazu aufgerufen, die öffentliche Finanzierung von israelkritischen Kulturgruppen zu kürzen, insbesondere von solchen, die Boykotte wegen des Gaza-Konflikts unterstützen.

Berichten zufolge skandierten Dutzende Demonstranten bei einer kürzlichen Veranstaltung Parolen und beleidigten Chialo. Ein junger Mann wird nun der Ruhestörung und der versuchten schweren Körperverletzung verdächtigt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird unterdessen gegen einen 31-Jährigen wegen Volksverhetzung ermittelt, nachdem er angeblich auf Instagram gepostet hatte, in dem er sich „die Rückkehr Adolf Hitlers“ und „einen neuen Holocaust“ wünschte.

Pro-palästinensische Proteste, insbesondere in Berlin, sind seit den Terroranschlägen auf Israel am 7. Oktober und dem anschließenden israelischen Militäreinsatz in Gaza an der Tagesordnung.

Die deutschen Behörden gehen häufig gegen diese Demonstrationen vor und berufen sich dabei auf antisemitische Parolen, gewalttätige Vorfälle und zunehmende Spannungen.

Kritiker argumentieren jedoch, dass die deutsche Regierung und das deutsche Rechtssystem in dieser Frage möglicherweise überempfindlich reagieren, was nicht zuletzt auf die Geschichte des Landes im Zweiten Weltkrieg und seine Bemühungen, Israel nach dem Holocaust zu verteidigen, zurückzuführen ist.

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