Deutschland: Razzien der Polizei im Visier mutmaßlichen Schleuserring

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Am frühen Mittwoch startete die deutsche Polizei groß angelegte Razzien im Kampf gegen einen mutmaßlichen Schleuserring, der mindestens 140 Menschen gegen Bezahlung dabei geholfen haben soll, illegal über den Balkan nach Deutschland zu kommen.

Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, Schwerpunkte des Einsatzes seien das östliche Bundesland Thüringen und die Stadt Jena.

Was wissen wir über die Operation?

15 der 19 durchsuchten Objekte lagen nach Polizeiangaben in Thüringen, zehn davon in Jena selbst.

Die ins Land gebrachten Personen würden dort zunächst in einer Wohnung untergebracht, teilte die Polizei mit.

Zwei Polizeifahrzeuge parkten während einer Razzia gegen ein mutmaßliches Schleusernetzwerk vor einem Gebäude in Jena. 4. September 2024.
Insgesamt wurden am frühen Mittwoch rund 340 Beamte mobilisiert, teilte die Polizei mit.

Insgesamt waren rund 340 Beamte in fünf Bundesländern im Einsatz, darunter auch Spezialeinheiten der GSG 9 in Jena. Auch weiter westlich in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen fanden Durchsuchungen statt.

„Ziel der Maßnahmen war die Entdeckung und Beschlagnahme von Beweismitteln, die die Verbrechen beweisen könnten“, erklärte die Polizei zu den Razzien am Mittwoch.„Im Fokus standen Dokumente, elektronische Datenträger, Bargeld und andere Wertgegenstände.“

Was die Polizei über die mutmaßliche Gruppe und die Verdächtigen sagte

Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Einsatz am Mittwoch fünf Männer festgenommen – drei syrische Staatsbürger und zwei mit irakischer Staatsangehörigkeit. Alle fünf wurden in Thüringen festgenommen. Drei wurden in Jena festgenommen, einer in Sondershausen und einer in Bad Sulza.

Nach Angaben der Polizei handelt es sich in dem Fall insgesamt um 18 Verdächtige im Alter zwischen 23 und 57 Jahren, vom Fahrer bis hin zu Personen auf organisatorischer Ebene.

“Ermittlungen zufolge wurden seit Dezember 2022 mindestens 140 Menschen von der Gruppe nach Deutschland transportiert”, heißt es in einer Erklärung der Polizei. “Die Schleuser sollen für den Transport von der Slowakei nach Deutschland rund 700 Euro verlangt haben.” Für den Weitertransport in ein anderes Nachbarland würden sie weitere 500 Euro verlangen, teilte die Polizei mit.

Dies geschah im Austausch gegen Zahlungen über Mittelsmänner, die das in Deutschland verbotene informelle sogenannte Hawala-Überweisungssystem nutzten. Unter den Verdächtigen sind zwei Hawala-Mittelsmänner, die sogenannten Hawaldar.

Die Ermittler konnten die Verdächtigen identifizieren und aufspüren, nachdem sie an den Grenzen mehrere Lieferwagen – das bevorzugte Transportmittel der Gruppe – abgefangen hatten.

Eine Kernaufgabe der Bundespolizei oder Bundespolizeiüberwacht die Grenzen Deutschlands.

Der Einsatz erfolgte vor dem Hintergrund einer in jüngster Zeit gestiegenen politischen Aufmerksamkeit für das Thema Migration nach einem tödlichen Messerangriff in Solingen und dem Erfolg der einwanderungsfeindlichen Partei Alternative für Deutschland (AfD) bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am Sonntag.

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