Deutsche Polizei untersucht „rassistisches“ Video auf Urlaubsinsel

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Die Polizei im norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein untersucht ein in den sozialen Medien verbreitetes Video, das offenbar eine Gruppe junger Leute zeigt, die vor einer Bar auf der Insel Sylt rassistische Texte singen.

“Ein Video von Partygängern auf Sylt macht derzeit in den sozialen Medien die Runde”, teilte die Polizei am Freitagmorgen auf X, ehemals Twitter, mit. “Das Video ist uns bekannt und wird wegen möglicherweise rechtswidriger Inhalte untersucht.”

Das Video, das offenbar letztes Wochenende vor dem exklusiven Nachtclub „Pony“ in der Inselstadt Kampen aufgenommen wurde, zeigt Menschen, die zum Partyhit „L‘amour toujours“ des italienischen DJs Gigi D‘Agostino tanzen, allerdings mit geändertem Text: „Ausländer raus, Ausländer raus, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus.“

Man sieht einen Gast, der den Nazi-Diktator Adolf Hitler zu imitieren scheint, indem er einen kurzen Schnurrbart zeigt und den Nazigruß macht.

Niemand im Video scheint sich durch das Verhalten gestört zu fühlen.

Nachtclub verurteilt Vorfall und nennt Namen von „Nazis“

Nachdem „Pony“ auf das Video aufmerksam geworden war, postete es auf Instagram, es sei „zutiefst schockiert“ und distanziere sich „von allen Formen des Rassismus und der Diskriminierung“.

Weiter heißt es: „Jeder Gast ist willkommen, unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit … wir sind stolz auf unsere Vielfalt. Hätten wir von diesem Vorfall gewusst, hätten wir die Betroffenen natürlich hinausgeworfen. Für Rassismus ist kein Platz!“

In einem Nachtrag hieß es: „Alle, die sich vorstellen können, auf diesem Video zu singen, sind ausgeschlossen!“

Der bekannte deutsche Satirejournalist und Late-Night-Moderator Jan Böhmermann teilte das Video in den sozialen Medien und fragte seine 2,7 Millionen Follower: „Wer und wo sind diese Leute?“

Wenige Stunden später teilte der Verein mit, man habe “die Namen dieser Nazis erhalten” und werde “mit allen rechtlichen Mitteln Anzeige gegen dieses widerwärtige Verhalten erstatten”.

Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli postete inzwischen mit Blick auf die im Video singenden Menschen: „Sie fühlen sich so sicher.“

Die deutsche Journalistin und Nachrichtensprecherin Dunja Hayali sagte: „Hitlerbärte und Champagner, aber keine ‚Ausländer‘. Sylt. 2024. Am Tag, an dem wir das Grundgesetz feiern.“

Rechtsextremer Trend

Das Video erschien an dem Tag, an dem Deutschland den 75. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes feierte, dessen erster Absatz lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Der Trend, umformulierte rassistische Liedtexte zur Melodie von „L’amour toujours“ zu skandieren, wurde in rechtsextremen Kreisen in Deutschland bereits 2023 populär.

Im Jahr 2024 hat die Polizei bislang Ermittlungen zu ähnlichen Vorfällen bei Partys und Feiern in mehreren abgelegenen bayerischen Städten, im Süden Deutschlands und auch in Schleswig-Holstein aufgenommen.

mf/fb (AFP, dpa)

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