Deutschland: Rechtsextreme Demo nahe Leipziger Pride-Veranstaltung aufgelöst

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Neonazi-Aktivisten veranstalteten am Samstag im Umfeld einer Pride-Veranstaltung in Leipzig eine kurze Demonstration, die zweite Gegendemonstration dieser Art innerhalb einer Woche.

Der Marsch wurde so organisiert, dass er in Hörweite der 19.000 Teilnehmer umfassenden Pride-Parade verlief, zur Unterstützung der lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen und queeren (LGBTQ+) Community.

Was ist bei den rechtsextremen Protesten passiert?

Nach Angaben der Polizei nahmen etwa 300 bis 400 Menschen an der Kundgebung rechtsextremistischer Politiker am Hauptbahnhof teil. Das Motto lautete: „Stolz, deutsch, national“.

Es seien mehrere Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und das Versammlungsrecht festgestellt worden, schrieb die sächsische Polizei in einem Thread auf X (ehemals Twitter).

Die Teilnehmer der rechtsextremen Kundgebung hätten bei ihrer Ankunft „ein versammlungstypisches und zum Teil aggressives oder militantes Verhalten“ gezeigt, hieß es weiter.

Der Neonazi-Protest wurde nach kurzer Zeit aufgelöst. Mehrere hundert Teilnehmer seien vorläufig in Gewahrsam genommen worden, “um sämtliche strafprozessualen Maßnahmen durchzuführen”, teilte die sächsische Polizei mit.

Die Demonstranten wurden einer Identitätskontrolle unterzogen und nach gefährlichen Gegenständen durchsucht.

Wiederholung der Bautzen-Proteste

Am vergangenen Samstag organisierten fast 700 rechtsextreme Demonstranten während einer Pride-Kundgebung in Bautzen, einer Stadt im sächsischen Bundesland wie Leipzig, einen Marsch, der ein großes Polizeiaufgebot auslöste.

Der Gegenprotest trug den Titel „Gegen Genderpropaganda und Identitätsverwirrung!“.

Auch die kleine rechtsextremistische Partei Freie Sachsen veranstaltete eine Protestkundgebung.

Die Demonstrationen seien ohne größere Zwischenfälle oder Festnahmen verlaufen, teilte die Polizei mit.

Teilnehmer der Pride-Parade in Leipzig am 17. August 2024
Mehrere tausend Menschen nahmen an der jährlichen Pride-Parade in Leipzig teil, einer von mehreren in Deutschland

Pride-Marsch zieht Tausende an

Bis zu 19.000 Menschen kamen am Samstag zur Pride-Kundgebung in Leipzig, wie die Polizei auf X schrieb. Die Demonstranten versammelten sich auf dem Augustusplatz, einem großen Platz im Osten der Stadt.

Hochrangige deutsche Politiker und Führungspersönlichkeiten der LGBT+-Community zeigten ihre Unterstützung, darunter die Vizepräsidentin des Bundestages Katrin Göring-Eckardt und der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann.

In Deutschland als Christopher Street Day bekannt, finden jedes Jahr in mehreren Städten Pride-Kundgebungen statt, um an die Bürgerrechtsbewegung zu erinnern, die einen jahrzehntelangen Prozess zur Verbesserung der LGBTQ-Rechte einleitete.

In der Christopher Street fand 1969 in der Schwulenbar Stonewall ein Bürgerrechtsaufstand gegen die Diskriminierung durch die Polizei in New York statt.

Auch das Bündnis „Leipzig zeigt Haltung“ hatte unter dem Motto „Kein Platz für Nazis“ mehrere Gegendemonstrationen angemeldet.

Die Rechte von LGBTQ-Personen gelten durch den Aufstieg der extremen Rechten als bedroht, insbesondere in drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im nächsten Monat Wahlen zur Wahl ihrer Regionalparlamentarier stattfinden.

Die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) dürfte bei den Landtagswahlen am 1. September in Thüringen und Sachsen sowie am 22. September in Brandenburg deutliche Zugewinne erzielen.

Die neue linksextreme Partei von Sahra Wagenknecht, benannt nach der populistischen Abgeordneten und Abspaltung der Linkspartei, wird ihr Wahldebüt geben und es wird ebenfalls ein gutes Ergebnis erwartet.

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