Das Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Mittwoch eine Reihe von 30 Maßnahmen verabschiedet, die größtenteils vom Arbeits- und Außenministerium vorgeschlagen wurden und darauf abzielen, die Einwanderung aus Indien zu fördern und so qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, um Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu schließen.
Ein Mangel an Fachkräften, sagen Beamte, Unternehmen und Ökonomen, gefährdet die deutsche Innovation und das Wirtschaftswachstum.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagte zu den gezielten Anstrengungen der Regierung: „Deutschland braucht mehr wirtschaftliche Dynamik und dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte.“
Deutschland ist notorisch unter Personalmangel, was zum Teil auf den demografischen Wandel in einer alternden Gesellschaft zurückzuführen ist, und hat sich seit langem auf das Ausland konzentriert, um seine Wirtschaft voranzubringen.
„In Indien ist die Situation genau umgekehrt“, sagte Heil Anfang der Woche, „jeden Monat kommen eine Million neue Menschen auf den Arbeitsmarkt.“ Obwohl Indien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, kann der Arbeitsmarkt mit der schieren Zahl potenzieller Arbeitskräfte einfach nicht mithalten.
Die Situation hat Indien – das bevölkerungsreichste Land der Erde – dazu veranlasst, auf mehr Arbeitsmigration zu drängen.
„Deshalb sieht Deutschland Indien als besonders wichtigen Partner beim Thema Fachkräftemigration“, heißt es im Berliner Strategiepapier zum Thema.
Deutschland erhofft sich von den Maßnahmen, Lücken im Gesundheitswesen – etwa in Pflegeheimen und Krankenhäusern – sowie im IT- und Bausektor zu schließen. Der IT-Sektor fordert mehr als jeder andere mehr qualifizierte Arbeitskräfte und warnt davor, dass er die Stellen einfach nicht besetzen könne.
Kabinettsmitglieder werden ihren Pitch in Indien vortragen
Arbeitsminister Heil wird nächste Woche mit Bundeskanzler Scholz und anderen hochrangigen Regierungsvertretern in Indien zusammen sein. Dort soll er bei einem Besuch in einer auf deutsche Brote spezialisierten Bäckerei über traditionelle Berufe sprechen und bei einem Schulbesuch mit Schülern über eine mögliche Zukunft in Deutschland sprechen.
Dennoch ist Deutschland für seine komplizierte und unflexible Bürokratie bekannt, die Ausländer oft zurückhält. Um die Migration von Fachkräften aus Indien zu vereinfachen, hat die Regierung in Berlin angekündigt, bis Ende 2024 ein neues digitales Visum einzuführen.
Darüber hinaus plant Berlin, Jobmessen in Indien zu veranstalten und Deutschkurse für Umzugswillige anzubieten. Auch die Bundesagentur für Arbeit kündigte an, dass sie bei der Beratung indischer Studenten, die sich bereits in Deutschland aufhalten, aktiver vorgehen werde. Diese Strategie steht im Einklang mit dem Ansatz des Kabinetts sowie mit dem sogenannten „Fokus auf Indien“ des Auswärtigen Amtes.
Arbeitsminister nennt indische Migration „eine Erfolgsgeschichte“
„Der Zustrom indischer Fachkräfte ist für unser Land bereits eine Erfolgsgeschichte“, sagte Arbeitsminister Heil und betonte, dass die in der Fachkräftestrategie der Regierung skizzierten Schritte die Grundlage für einen weiteren Erfolg seien.
Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums waren im Februar 2024 rund 137.000 Inder in Facharbeiterpositionen beschäftigt, das sind rund 23.000 mehr als im Jahr zuvor.
Im Jahr 2015 lag die Zahl der Inder in solchen Berufen insgesamt bei etwa 23.000.
Aktuelle Statistiken zeigen zudem, dass die Arbeitslosigkeit der in Deutschland lebenden Inder nur 3,7 % beträgt und damit deutlich unter der Gesamtarbeitslosenquote von 7,1 % liegt.