Tabellenführer Holstein Kiel erkämpfte sich am späten Samstagabend ein knappes 1:1-Unentschieden gegen den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf und sorgte damit dafür, dass Düsseldorf nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Wochenende nicht mehr an ihnen vorbeiziehen kann.
Damit ist Kiel sicher, entweder Erster oder Zweiter der 2. Bundesliga zu werden und damit automatisch in die höchste deutsche Spielklasse aufzusteigen.
Der Verein hat es noch nie in die Bundesliga geschafft, ebenso wenig wie eine Mannschaft aus Deutschlands nördlichstem Bundesland Schleswig-Holstein.
Fans, Spieler und Trainer in „überwältigendem“ Jubel
Nach dem Schlusspfiff strömten die Fans auf das Spielfeld, und der Verein baute ein provisorisches Podium auf, auf dem die Spieler stehen und die Feierlichkeiten leiten konnten.
„Der Blick von der Tribüne auf das Publikum war überwältigend“, sagte Kapitän Philipp Sander nach dem Spiel. „Ich weiß nicht, ob ich in meiner Karriere jemals wieder so etwas erleben werde.“
Ähnlich bewegt war Kiels erfahrener Mittelfeldstar Lewis Holtby, der zu Beginn seiner Karriere auf größeren Bühnen bei Vereinen wie Schalke und Blackburn gespielt hat.
„Ich bin stolz und dankbar, Teil dieses historischen Erfolgs für dieses Land zu sein“, sagte er und verwies auf die ständige Abwesenheit schleswig-holsteinischer Mannschaften aus der Bundesliga seit der Gründung der Liga im Jahr 1963.
Sander gab zu, dass es ein harter Abend gewesen sei und nannte die Auslosung „harte Arbeit“.
Kiel war in den letzten Wochen ins Stocken geraten und hatte Mühe, das Märchen zu vollenden, nachdem es sich zu Beginn der Saison mit einem Blitzstart einen großen Vorsprung erarbeitet hatte. Düsseldorf spielte am Samstag gut – mit mehr als 60 % Ballbesitz und mehr als doppelt so vielen Torschüssen wie Kiel – und hatte wohl das Pech, von Kiels Patrick Errras keinen Elfmeter und vielleicht auch eine Rote Karte wegen Handspiels zu bekommen.
Trainer Marcel Rapp berief ziemlich kurz nach Spielende eine spontane Pressekonferenz ein, aber wie es zur Tradition geworden ist, unterbrachen die Spieler sie innerhalb weniger Augenblicke, stürmten herein, übergossen ihren Trainer mit Bier und unterbrachen Rapps Kommentare.
„Das Gefühl ist überwältigend“, konnte Rapp bei seinem kurzen Auftritt sagen.
Vor einigen Jahren war Kiel dem Aufstieg sehr nahe, verlor jedoch das Relegations-Playoff-Spiel 2021 gegen den Kölner FC Köln und blieb so in der zweiten Liga.
St. Pauli steht kurz vor dem Wechsel zu Kiel und kehrt nach mehr als einem Jahrzehnt in die höchste Spielklasse zurück
Der in Hamburg beheimatete FC St. Pauli scheint die Pole-Position für den zweiten automatischen Aufstiegsplatz zu haben. Der Verein braucht nur einen Punkt aus den letzten beiden Ligaspielen, um endgültig aus der Reichweite des drittplatzierten Düsseldorfs zu kommen und die Rückkehr in die Bundesliga in der nächsten Saison zu garantieren.
Die erste Chance dazu erhält St. Pauli später am Sonntag, als starker Favorit zu Hause gegen den VfL Osnabrück, der auf dem 18. und letzten Tabellenplatz liegt.
Der Kultverein, der in Hamburg und darüber hinaus vor allem im linken politischen Spektrum eine große Fangemeinde hat, ist seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr in der Bundesliga vertreten.
Der letzte Aufstieg gelang ihnen im Jahr 2010, in der darauffolgenden Saison landete sie jedoch auf dem letzten Tabellenplatz und kehrte in die zweite Liga zurück. Seitdem ist ihnen trotz häufiger Platzierungen in der oberen Hälfte der 2. Bundesliga der Aufstieg verwehrt geblieben.
msh/dvv (dpa, SID)