St. Pauli folgt Holstein Kiel beim Aufstieg in die Bundesliga

von Otto Hofmann
3 Minuten Lesedauer

Der Hamburger Fußballverein St. Pauli spielt erstmals in der Bundesliga Mal in 13 Jahren in der nächsten Saison, nachdem sie sich am Sonntag mit einem 3:1-Sieg über Absteiger VfL Osnabrück den Aufstieg gesichert hatten.

Einen Tag zuvor sicherte sich Tabellenführer Holstein Kiel ein knappes 1:1-Unentschieden gegen den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf.

Das sorgte dafür, dass Düsseldorf nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Wochenende nicht mehr an ihnen vorbeiziehen konnte. Der sichere Platz auf dem ersten oder zweiten Platz in der zweiten Bundesliga bedeutete für Kiel den automatischen Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse.

Der Verein hat es noch nie zuvor in die Bundesliga geschafft. Auch die Seite aus Schleswig-Holstein, dem nördlichsten Bundesland Deutschlands, nicht.

Fans, Spieler und Trainer in „überwältigendem“ Jubel

Nach dem Schlusspfiff strömten die Fans auf das Spielfeld, und der Verein baute ein provisorisches Podium auf, auf dem die Spieler stehen und die Feierlichkeiten leiten konnten.

„Der Blick von der Tribüne auf das Publikum war überwältigend“, sagte Kapitän Philipp Sander nach dem Spiel. „Ich weiß nicht, ob ich in meiner Karriere jemals wieder so etwas erleben werde.“

Ähnlich bewegt war Kiels erfahrener Mittelfeldstar Lewis Holtby, der zu Beginn seiner Karriere auf größeren Bühnen bei Vereinen wie Schalke und Blackburn gespielt hat.

„Ich bin stolz und dankbar, Teil dieses historischen Erfolgs für dieses Land zu sein“, sagte er und verwies auf die ständige Abwesenheit schleswig-holsteinischer Mannschaften aus der Bundesliga seit der Gründung der Liga im Jahr 1963.

Lewis Holtby hält eine Flasche Bier in der Hand und lächelt auf dem Spielfeld neben den Fans, während er feiert, nachdem Holstein Kiel den Aufstieg gesichert hat. Kiel, Deutschland, 11. Mai 2024.
Lewis Holtby hob nach dem Spiel mit den Fans eine Flasche

Sander gab zu, dass es ein harter Abend gewesen sei und nannte die Auslosung „harte Arbeit“.

Kiel war in den letzten Wochen ins Stocken geraten und hatte Mühe, das Märchen zu vollenden, nachdem es sich zu Beginn der Saison mit einem Blitzstart einen großen Vorsprung erarbeitet hatte. Düsseldorf spielte am Samstag gut – mit mehr als 60 % Ballbesitz und mehr als doppelt so vielen Torschüssen wie Kiel – und hatte wohl das Pech, von Kiels Patrick Erras keinen Elfmeter und vielleicht auch keine Rote Karte wegen Handspiels zu bekommen.

Trainer Marcel Rapp berief ziemlich kurz nach Spielende eine spontane Pressekonferenz ein, aber wie es zur Tradition geworden ist, unterbrachen die Spieler sie innerhalb weniger Augenblicke, stürmten herein, übergossen ihren Trainer mit Bier und unterbrachen Rapps Kommentare.

„Das Gefühl ist überwältigend“, konnte Rapp bei seinem kurzen Auftritt sagen.

Dicht gedrängt stehen die Fans von Holstein Kiel, viele von ihnen halten Vereinsschals in die Kameras, auf dem Spielfeld und feiern nach dem Ergebnis am Samstagabend. Kiel, Deutschland, 12. Mai 2024.
Nach dem schwierigen Unentschieden gegen Düsseldorf, das an diesem Abend wohl die besseren Chancen hatte, strömten die Fans auf das Spielfeld, um mit den Spielern zu feiern

Vor einigen Jahren war Kiel dem Aufstieg sehr nahe, verlor jedoch das Relegations-Playoff-Spiel 2021 gegen den Kölner FC Köln und blieb so in der zweiten Liga.

St. Pauli steht kurz vor dem Wechsel zu Kiel und kehrt nach mehr als einem Jahrzehnt in die höchste Spielklasse zurück

Der in Hamburg beheimatete FC St. Pauli scheint die Pole-Position für den zweiten automatischen Aufstiegsplatz zu haben. Der Verein braucht nur einen Punkt aus den letzten beiden Ligaspielen, um endgültig aus der Reichweite des drittplatzierten Düsseldorfs zu kommen und die Rückkehr in die Bundesliga in der nächsten Saison zu garantieren.

Die erste Chance dazu erhält St. Pauli später am Sonntag, als starker Favorit zu Hause gegen den VfL Osnabrück, der auf dem 18. und letzten Tabellenplatz liegt.

Der Kultverein, der in Hamburg und darüber hinaus vor allem im linken politischen Spektrum eine große Fangemeinde hat, ist seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr in der Bundesliga vertreten.

Der letzte Aufstieg gelang ihnen im Jahr 2010, in der darauffolgenden Saison landete sie jedoch auf dem letzten Tabellenplatz und kehrte in die zweite Liga zurück. Seitdem ist ihnen trotz häufiger Platzierungen in der oberen Hälfte der 2. Bundesliga der Aufstieg verwehrt geblieben.

msh/dvv (dpa, SID)

Entdecken Sie mehr Themen