Hochgelegenster Stausee im Harz
Nahe Bad Harzburg im Harz, zu Füßen des Brockens, findet sich die im Zweiten Weltkrieg errichtete Eckertalsperre, welche das Wasser der im Brockengebiet entspringenden Ecker und ihrer Zuflüsse staut. Sie gilt als höchstgelegene und kleinste Talsperre der Harzer Wasserregulierungssysteme. Neben dem wichtigen Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung dient die Eckertalsperre auch der Trinkwasser- und Energieerzeugung. Betrieben wird die Anlage von den Harzwasserwerken. Um den malerisch gelegenen Stausee, der von bewaldeten Hügeln umrahmt wird, ist ein Rundweg angelegt, der von Naturfreunden und Spaziergängern sehr gerne genutzt wird.
Entstehungsgeschichte und Daten zur Eckertalsperre
Als drittes modernes Talsperrenbauwerk entstand im Kriegszeitraum 1939 bis 1943, drei Kilometer südlich von Bad Harzburg, die Eckertalsperre mit Stausee. Das Absperrbauwerk, das als Gewichtsstaumauer errichtet wurde, hat eine Kronenlänge von 235 m, eine Kronenbreite von 2,2 m und eine Höhe von 57 m über der Talsohle. Die Bauwerkskronenhöhe beträgt 599 m über N.N., das Bauwerksvolumen 168.000 m³. Für den Bau der massiven Staumauer wurde seinerzeit erstmalig in Deutschland sogenannter „Rüttelgrobbeton“ verwendet. Die Mauer hat dadurch ein Gewicht von 420.000 Tonnen. Durch das hohe Eigengewicht in Verbindung mit der dreiecksförmigen Konstruktion fängt die Mauer den Wasserdruck ab. Im Inneren der Staumauer befinden sich Kontrollgänge.
Bei Vollstau wird die Ecker auf eine Wasserfläche von 0,68 qkm aufgestaut, was einem Stauvolumen von 13 Millionen Kubikmetern gleichkommt. Der Eckerstausee weist dann eine Länge von etwa zwei Kilometer auf.
Die Eckertalsperre als deutsch-deutsches Grenzgebiet
In der deutsch-deutschen Geschichte spielt die Eckertalsperre als Grenzgebiet zwischen Niedersachen und Sachsen-Anhalt ebenfalls eine Rolle. Als Deutschland in Ost und West geteilt wurde, verlief die innerdeutsche Grenze durch Stauraum und Staumauer. Der östliche Teil der Mauerkrone war von den DDR-Grenztruppen mit einer aufgesetzten Backsteinmauer plus Stacheldraht abgeriegelt worden. Die alte Grenzsäule auf der Mauerkrone des Absperrbauwerks erinnert an eine beklemmende Zeit. Kaum vorstellbar, dass dieses malerisches Ambiente einst zum Todesstreifen der DDR gehörte.
Nutzungszwecke der Eckertalsperre: Hochwasserschutz, Trinkwasser- und Energieversorgung
Die Eckertalsperre wurde zur Hochwasserregulierung erbaut und fängt Niederschlagsspitzenmengen von bis zu 1700 mm pro Jahr ab. Damit weist der Eckertalstausee auch die höchsten Niederschlagsmengen der Harztalsperren auf.
Ein weiterer wichtiger Nutzungszweck ist die Trinkwasserversorgung für Braunschweig und Wolfsburg. In den 1930er Jahren stieg der Trinkwasserbedarf rasant durch den Aufbau des Volkswagenwerkes und der späteren Stadt Wolfsburg an. Auch nahm die Einwohnerzahl von Braunschweig stetig zu. Etliche hundert Arbeitskräfte aus dem Ausland sowie Kriegsgefangene wurden bei den Bauarbeiten, die während des Zweiten Weltkrieges stattfanden, eingesetzt. Heute ist die Eckertalsperre Teil des Trinkwasserverbundsystems der Harzwasserwerke, die Wasser nach Bremen, Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg liefern. Das Wasser der Ecker hat einen pH-Wert von 4,6 und ist somit sauer und nährstoffarm, wodurch es sich für die Trinkwasseraufbereitung optimal eignet.
Zudem produzieren zwei Wasserkraftwerke mit je 300 kW Leistung umweltfreundlich und ressourcensparend Energie. 3,2 Millionen Kilowattstunden können jährlich in das öffentliche Netz eingespeist werden.
Rundweg Eckerstausee für erholsame Auszeiten in der Natur
Mit dem Auto ist die Eckertalsperre für Besucher nicht zugänglich, dafür kann sie aber romantisch erwandert werden. Die grünen Berge im Hintergrund, führt ein ca. 10 km langer Rundweg am Stausee und an der Staumauer vorbei. Die Wanderroute mit blauer Welle ist als leicht gekennzeichnet und kann auch von Anfängern gut bewältigt werden. Ohnehin sollte man in der urromantischen Landschaft öfter mal innehalten und einfach die Aussicht auf Stausee und Brocken genießen. Dazu bieten sich ausreichend Ruhebänke an. Es finden sich verschiedene Einstiegspunkte für die Rundwanderung: Einmal der Parkplatz Taternbruch an der B 4 aus Richtung Bad Harzburg oder die Bushaltestelle Abzweig Eckerstausee der Waldlinie, die in der Sommersaison in den Nationalpark Harz fährt. Auf dem Weg gibt es am Skidenkmal und an der Staumauer Stempelstellen der Harzer Wandernadel. Am Nord- und Nordostufer können Interessierte in den “Frankenbergweg“ einsteigen, der zum Harzer Teufelsstieg gehört. Im Winter wird der Rundwanderweg auf eigene Gefahr begangen, es handelt sich um keinen ausgewiesenen Winterwanderweg.