Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
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Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

von Redaktion
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Einzigartige Naturlandschaft

Das Wattenmeer ist ein ganz besonderes Ökosystem und findet sich weltweit nur mit begrenzten Gebieten. Mit einer Wasseroberfläche von ca. 8.000 Quadratkilometern und einer Länge von etwa 450 Kilometern bildet das Wattenmeer an der Nordsee, das von der Stadt Den Helder in den Niederlanden bis ins dänische Esbjerg reicht und die deutsche Nordseeküste einschließt, das wichtigste und größte Wattenmeer weltweit ab. Vom Festland bis in die Nordsee zeigt das deutsche Wattenmeer eine Flächenausdehnung bis zu 40 Kilometern. Bei Ebbe fallen ca. 3.500 Quadratkilometer deutsches Wattenmeer trocken.

Der Nationalpark Wattenmeer als UNESCO Weltnaturerbe gliedert sich an den deutschen Küsten in das Niedersächsische Wattenmeer, das Hamburgische Wattenmeer und das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer. Im Folgenden wollen wir den Begriff des Wattenmeeres und insbesondere das Niedersächsische Wattenmeer genauer beleuchten.

Was ist ein Wattenmeer?

Wattenmeer wird begrifflich abgeleitet vom Wort „waten“ gleich gehen. Es bedeutet so viel wie begehbares Meer, was sich auf die weiten Wattflächen, die bei Ebbe sichtbar werden, bezieht. Als Wattenmeer werden flache Küstenbereiche des Meeres, mit Ablagerungen von Sand- oder Schlickwatt, die Ebbe und Flut besonders stark ausgesetzt sind, bezeichnet. Die Ebbe kennzeichnet die Niedrigwasserzeit, was bedeutet, dass sich das Wasser zurückieht und ein Großteil der Wattenmeerflächen dann “trocken fallen”, während diese in der Hochwasserzeit, wenn die Flut kommt, unter Wasser stehen. In den Wattflächen bilden sich Rinnen, auch Priele genannt, durch die das Wasser bei Ebbe abläuft oder auch einströmt, wenn die Flut kommt. Künstliche oder natürliche Deiche schützen das Festland.

Je nachdem, wie stark die Wattenmeerflächen überflutet werden, unterscheiden sie sich in verschiedene Zonen. Im Watt können sich bestimmte Queller-Pflanzen ansiedeln, da sie mit den schwierigen Bedingungen sehr gut zurechtkommen. Diese Queller-Pflanzen bilden die Basis für die Entstehung von Salzwiesen, die wiederum für spezielle Tiere, Organismen und andere Pflanzen einen wertvollen Lebensraum darstellen.

Salzwiesen sind einfach ausgedrückt ein weitläufiger Übergang zwischen der offenen Ebene des Wattbereichs mit dem reinen und meist wellenförmigen Schlick-, Sand- oder Mischwatt und dem Festland. Die Bereiche der Salzwiesen, die höher liegen, was naturbedingt durch die Ablagerungen in verschiedenen Schichten möglich ist, weisen einen ausgeprägten und dichten Pflanzenbewuchs auf. Neben den Salzwiesen gehören auch Priele, Dünen, Strände oder Geestkliffe zu den Lebensräumen, die dem Wattenmeer zugerechnet werden.

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Das Watt besteht aus Ablagerungen, die zunächst vom Land in die Gewässer gespült wurden und ins Meer abgewandert sind, auch über die Luft können bei starkem Wind Schwebstoffe auf die flachen Küstenflächen transportiert werden. Das Wattenmeer hat sich über Jahrtausende entwickelt und verändert sein Gesicht täglich aufs Neue.

Wie entstehen Ebbe und Flut?

Ebbe und Flut sind Gezeiten. Für einen vollen Durchlauf von Flut bis zur nächsten Flut benötigen die Gezeiten etwa 12 Stunden und knapp 25 Minuten. In der Zeit der Ebbe zieht sich das Wasser erst zurück und legt den Wattenboden frei. Bei ablaufendem Wasser kann eine Wattwanderung gestartet werden. Allerdings muss man rechtzeitig zurück sein. Denn die Ebbe dauert nur etwas mehr als sechs Stunden und Wattwandergruppen kommen nur langsam voran. Bei auflaufendem Wasser füllen sich Priele und Arme schnell mit zum Teil gefährlich strömendem Wasser.

Ursache der Gezeiten ist der Mond. Vereinfacht gesagt zieht der Mond eine Tide mit sich, also lässt eine Flut entstehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Erde ist in dem Moment seine Anziehungskraft so niedrig, dass dort ebenfalls eine Flut entsteht. Das Wasser kann sich sozusagen von der Erde wegbewegen und „anwachsen“. Zwischen diesen beiden Flutseiten entsteht Ebbe. Durch die Mondwanderung und die Erddrehung werden die Kräfte verstärkt und führen zu Ebbe und Flut.

Die Stärke von Ebbe und Flut im Wattenmeer zwischen den Niederlanden und Dänemark ist besonders groß. Wer sich ein Bild vom Wattenmeer machen möchte, das über die Erfahrungen einer Wattwanderung hinausgeht, findet im Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven sehr spannende Ausstellungen und Informationspräsentationen.

Die besondere Fauna und Flora im Wattenmeer

Die Lebensräume im Wattenmeer stellen die angesiedelten Lebewesen pflanzlicher oder tierischer Natur vor große Herausforderungen: Trockenheit und Überflutung wechseln sich ab, das Wasser ist salzhaltig, Temperatur und Salzgehalt ändern sich stetig, es herrscht ständig Bewegung am und über dem Boden.

Die Tiere und Pflanzen, die sich im Wattenmeer ansiedeln können, sind an diese Verhältnisse angepasst und wissen mit den Widrigkeiten umzugehen. So verfügen zum Beispiel viele Pflanzen über einen intelligenten körpereigenen Abwehrmechanismus gegen zu viel Salz im Wasser. Das Wattenmeer ist für zahlreiche Tierarten ein wertvoller Lebensraum – von den großen Walen, Robben und Seehunden bis hin zu den kleinen Wattwürmern und Muscheln, die nur im Watt überleben können. Aufgrund der einzigartigen Landschaft gibt es zahlreiche Pflanzen und Tiere, die ausschließlich hier leben können. Hierzu gehören zahlreiche Muschelarten, Pier- bzw. Wattwürmer, Sandgarnelen oder Wattschnecken. Ein besonderes Erlebnis sind die hier lebenden Seehunde, die einzigen im Wattenmeer lebenden Säugetiere. Auch für die vielen Seevögel ist das Wattenmeer ein bedeutsamer Lebensraum. Bei Ebbe finden die Vögel hier reichlich Nahrung, weshalb hier jedes Jahr Millionen von Vögeln auf ihrem Weg zu den subarktischen Brutgebieten Station machen.

Das Niedersächsische Wattenmeer

1986 wurde das Wattenmeer vor der niedersächsischen Nordseeküste als Nationalpark ausgewiesen und ist seit 1993 auch Biosphärenreservat, um das wertvolle Ökosystem zu erhalten und zu schützen. Ein überwiegender Teil des Nationalparks gehört zum Europäischen Schutzgebiet nach EG Vogelschutzrichtlinie. Die Fläche des Niedersächsischen Wattenmeeres entspricht mittlerweile 345.000 Hektar und umfasst Meeresgebiete, Salzwiesen, Strände, Sandbänke, Dünen vor der Niedersächsischen Küste und auf den Ostfriesischen Inseln, die sich geographisch von der niederländischen Grenze am Meerbusen Dollart bis zur Mündung der Elbe bei Cuxhaven erstreckt.

Die Schutzzonen innerhalb des Niedersächsischen Wattenmeeres werden in die Kategorien Ruhezone, Zwischenzone und Erholungszone eingeteilt, wobei die Ruhezone Bereiche mit den strengsten Auflagen hinsichtlich des Betretens darstellt. Eine Karte mit Grenzen und Schutzzonen ist im Internet zu finden.

Das Wattenmeer ist nicht ausschließlich ein stilles Öko-Reservat, es wird auch vom Menschen auf verschiedene Art und Weise genutzt – z. B. für Landwirtschaft, Windenergie, Fischerei, Schifffahrt. Allerdings sind die geschützten Bereiche des Nationalparks davon ausgenommen. Unabhängig davon ist jedoch das Erlebnis Wattenmeer, das den Besuchern, Einheimischen, Gästen und Touristen an der niedersächsischen Nordseeküste die Einmaligkeit dieses Lebens- und Naturraumes näher bringt, durch Info-Einrichtungen, Lehrpfade, geführte Wattwanderungen, Schiffsausflüge, Radtouren und spezielle Erlebnistage. Die Informations- und Bildungseinrichtungen, die auch für spannende und erholsame Erlebnis-Angebote im Nationalpark die richtigen Ansprechpartner sind, finden sich z. B. auf den Inseln Baltrum, Borkum, Juist, Norderney, Spiekeroog, Wangerooge sowie in Bensersiel, Norddeich, Fedderwardersiel, Cuxhaven und Wilhelmshaven. Das Niedersächsische Wattenmeer zeigt eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen, darunter auch viele gefährdete Arten. Bisher sind über 10.000 Tiere und Pflanzen nachgewiesen worden.

Das Wattenmeer bei einer Wattwanderung erleben

Bei einer geführten Wattwanderung haben Teilnehmer die Möglichkeit, das Weltnaturerbe Wattenmeer von seiner schönsten Seite kennenzulernen. Die erfahrenen Führer beantworten alle Fragen zu den hier lebenden Tier- und Pflanzenarten, den verschiedenen Wattbodenarten sowie zur Entstehung von Ebbe und Flut. Besonders für Kinder ist die Wanderung durch diese einzigartige Naturlandschaft ein echtes Erlebnis. Die Wanderungen dauern je nach Tour zwischen zwei und vier Stunden, wobei wegen der zumeist begrenzten Teilnehmerzahl eine rechtzeitige Anmeldung erfolgen sollte. Aufgrund der oftmals schnell einsetzenden Flut sollte eine Wattwanderung immer nur in Begleitung eines erfahrenen Führers unternommen werden.

Fotos: Michael Weber

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