Traditionsreiche Kleinstadt in Nord-Niedersachsen
Im Nordosten von Niedersachsen liegt die gleichnamige Kreisstadt des Landkreises Rotenburg (Wümme). Die Wümme ist mit 8,7 km Länge der bedeutendste Fluss in der Region. Da sich in Deutschland gleich mehrere Städte namens Rotenburg bzw. Rothenburg finden, grenzt der Flussname die Mittelstadt im Dreieck zwischen Bremen, Hannover und Hamburg ab. Zu allen Namensvertretern pflegt die Stadt Partnerschaften wie z. B. zu Rotenburg an der Fulda (Hessen) und Rothenburg an der Saale (Sachsen-Anhalt). Nachbarstädte in Niedersachsen sind Osterholz-Scharmbeck, Schneverdingen, Walsrode, Verden.
Rotenburg an der Wümme zählt 22.800 Einwohner und weist eine Gebietsfläche von 99 qkm vor. Die Stadt gliedert sich in die Kernstadt und die Ortsteile Borchel, Mulmshorn, Unterstedt, Waffensen. Vor der Gebietsreform 1974 waren die heutigen Ortsteile eigenständige Gemeinden.
Neben der Wümme finden sich in der Stadt die Flüsse Rodau und Wiedau. Der Große und Kleine Bullensee bilden das bedeutende Naherholungsgebiet der Stadt mit einer eigenen Wochenendhaussiedlung. Die Landschaft wird von der Stader Geest bestimmt und zeigt sich mit natürlichen Mooren und weitläufigem Waldbestand.
Geschichte der Stadt Rotenburg (Wümme)
Die Ursprünge der Stadt (wie auch ihr Name), deren genaues Gründungsjahr nicht sicher belegt ist, gehen auf die so genannte „Rote Burg“ oder „Rodeborg“ zurück. Der Verdener Bischof Rudolf I. ließ die Schutzburg aus roten Backsteinen im Jahre 1195 als Residenz und Abgrenzung zu den Herrschaftsgebieten der sächsischen Herzöge und bremischen Erzbischöfe im Gebiet zwischen den Flüssen der heutigen Stadt errichten.
Im Laufe des Mittelalters siedelten sich mehr und mehr Bewohner um die Burg herum an. Die Befestigung des Marktfleckens Rotenburg mit Toren und Mauern erfolgte um 1500. Im 16. Jahrhundert wurde der Flecken mehrfach niedergebrannt und entwickelte sich zu einem wichtigen Militärstandort. Nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte durch die nun an die Macht gekommenen Schweden eine umfangreiche Modernisierung der Festungsanlage. Burg und Flecken erlebten weitere Kriege und waren auch Quartier für die Soldaten. Bis in das 19. Jahrhundert hinein diente die Burg als Verwaltungszentrum.
Unter dem Generalgouverneur Hans Christoff von Königsmarck wurde das Gebiet um Rotenburg zu einem Verwaltungsgebiet (Amt) zusammengefasst. Die Festungsanlage zerfiel zunehmend und musste dem neuen Amtsgebäude weichen. 1929 erhielt Rotenburg den Stadtstatus. Die Ansiedelung von zahlreichen Behörden machte die neue Stadt zu einem wichtigen Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.
Wirtschaft und Verkehr in Rotenburg (Wümme)
Die Bewohner des Marktfleckens Rotenburg lebten vorrangig von der Landwirtschaft, bis sich das Handwerk seinen neuen Wirtschaftsstatus eroberte. Es entstanden verschiedene Handerker-Gilden. Auch Dienstleistungen für das Verwaltungswesen sicherten den Lebensunterhalt. Als Knotenpunkt der Pferdepost spielte der Flecken ebenso eine große Rolle.
Dienstleistung und Industrie bilden heute den Schwerpunkt der Wirtschaft in Rotenburg ab. Betriebe aus Fahrzeugbau, Baustoffindustrie, Logistik, Informationstechnologie, Garten und Landschaftsbau sind hier angesiedelt. Im sozialen Sektor findet sich eine der wichtigsten Einrichtungen deutschlandweit für Menschen mit Behinderung – die Rotenburger Werke der Inneren Mission. Mit dem Agaplesion Diakonieklinikum ist auch eines der größten Krankenhäuser in Niedersachsen ansässig. Die Stadt ist Bundeswehrstandort und besitzt eine breit gefächerte Medienlandschaft.
Rotenburg zeigt sich als Knotenpunkt der Bundesstraßen B 71, B 75, B 215 und B 440. Im gut ausgebauten Straßennetz mit einer Länge von knapp 170 km finden sich neben den Bundesstraßen etliche Kreis- und Stadtstraßen. Linienbusse der Weser-Ems-Busgesellschaft bedienen den überregionalen Nahverkehr. Weitere beteiligte Unternehmen des ÖPNV in der Region sind die Verkehrsgemeinschaft Nordost-Niedersachsen und der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen. Die Stadt besitzt einen eigenen Bahnhof, der an den Bahnstrecken Hamburg-Bremen und Verden-Rotenburg liegt. Ein kleiner Flugplatz für den Flugsport steht auf dem ehemaligen Militärflugfeld zur Verfügung.
Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten in Rotenburg (Wümme)
Gleich sechs Museen laden in Rotenburg zu einer Reise in die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt ein: Rudolf-Schäfer-Haus, Cohn-Scheune, Museum am Mutterhaus, Kaffeemühlenmuseum, Sparkassenmuseum und das wohl kleinste Museum in Norddeutschland – der Rotenburger Kunstturm.
Auf den drei Kulturpfaden der Stadt können Gäste und Einheimische alle Sehenswürdigkeiten kennenlernen. Dazu gehören der Pferdemarkt mit dem Rathaus und zahlreichen Denkmälern, der Ehlermannsche Speicher in der Fußgängerzone, die Superintendur, der Stadtstreek, die evangelische Stadtkirche mit dem Kriegerdenkmal, das Heimathaus und Burggelände sowie die Wassermühle. Insgesamt weist Rotenburg eine immense Zahl an Denkmälern und Skulpturen auf und ist ein herrliches Beispiel für Backstein- und Fachwerkarchitektur. Auch Natur und Landschaft halten in und um Rotenburg jede Menge Sehenswertes bereit, so z.B. den Moorerlebnispfad am Bullensee und die Rodgau-Wiedau-Niederung.
Die Stadt lässt sich auf vielen sportlichen Wegen erkunden – Beim Reiten, Radeln und Wandern. Segeln auf dem Weichelsee, Kanufahren, Tanzen, Skaten, Golfen, Schießen, Kegeln oder Angeln stehen auf dem vielseitigen Angebotsprogramm. Im großen Erlebnisbad Ronululu kommen große und kleine Wasserratten auf ihre Kosten. Das Naherholungsgebiet Bullenseen eröffnet weitere Freizeitaktivitäten.
Traditionelles in Rotenburg (Wümme)
Traditionsreiche Feste werden in Rotenburg zu jeder Jahreszeit gefeiert. Bis heute hält die Stadt an der Wümme noch an der Landwirtschaft fest, die sich insbesondere mit dem Kartoffelanbau zeigt. Der Rotenburger Kartoffelmarkt, der jedes Jahr im September stattfindet, ist gleichzeitig Schauplatz für die Krönung der Deutschen Kartoffelkönigin. Mit dem Rotenburger Frühjahrsmarkt im Mai, dem Hökermarkt im Juli und dem Herbstmarkt im Oktober bieten sich weitere Highlights.
Schnäpse und Liköre sind eine Rotenburger Spezialität, die bis heute in der 1906 gegründeten Spirituosenfabrik Bruns hergestellt werden, so wie der Kartoffelschnaps, der Rotenburger Tropfen oder der Bullensee blau. Wer in Rotenburg als Besucher weilt, sollte sich auch die traditionellen Speisen wie Grünkohl, Knipp, Spargel und natürlich Kartoffeln in vielen Variationen nicht entgehen lassen.