Saterland mit eigener Sprache

Saterland

von Redaktion
4 Minuten Lesedauer

Gemeinde mit eigener Sprache

Im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg liegt die Gemeinde Saterland. Auf einer Fläche von knapp 124 Quadratkilometern leben etwas über 13.280 Einwohner. Das Saterland wird durch die Saterfriesen und die Saterfriesische Sprache geprägt, die sich in der einst abgeschiedenen Moorlandschaft entwickelt hat.

Die Gemeinde gliedert sich in die vier Gemeindeteile Ramsloh, Strücklingen, Scharrel und Sedelsberg, die wiederum in so genannte Bauernschaften unterteilt sind. Direkte Nachbargemeinden sind die Samtgemeinden Jümme und Nordhümmling sowie Barßel, Friesoythe und Ostrhauderfehn.

Das Saterland wird dem Nordwesten des Oldenburger Münsterlandes zugeordnet und findet sich im Dreieck Leer, Cloppenburg, Oldenburg nördlich des Küstenkanals. Die natürliche Grenze zur historischen Landschaft Ostfriesland im Norden bildet der Fluss Leda. Der bezeichnende Fluss ist die Sagter Ems, der die beiden Hauptmoore Wester-Moor und Oster-Moor teilt.

Mit den Bundesstraßen B72, B401, B438 sind die Anschlussstellen der Autobahnen A1, A28 und A31 leicht zu erreichen. Bahnhöfe finden sich in Augustfehn, Ocholt und Leer.

Sehenswürdigkeiten und Freizeit im Saterland

Das Erholungsgebiet Barßel Saterland gilt als beliebte Ferien- und Urlaubsregion, es verknüpft eine Vielzahl von Rad- und Wanderwegen in faszinierenden Landschaftsgebieten, führt in Naturschutzgebiete und auf Naturlehrpfade, wartet mit regionalen Museen und Kulturhighlights sowie historischen Windmühlen auf. Nicht zu vergessen die Fülle an Freizeitangeboten rund um den Wassersport, darunter auch Paddeln und Bootfahren oder Angeln. Badespaß und Naherholung verspricht der Hollener See.

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Das Saterland ist bekannt für seine Moore und die Saterfriesische Sprache. Beides wird den Besuchern aus nah und fern im Saterland auf eindrucksvolle Art und Weise nähergebracht. Die Moorflächen im Gemeindegebiet gehören daher zu den wichtigen und eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten, denn auf ihnen und um sie herum warten jede Menge Entdeckungen. Es werden Torflorenfahrten mit dem „Seelter Foonkieker“ angeboten. Die Moorbahn bietet informative Exkursionsfahrten, die über den geschichtlichen und wirtschaftlichen Hintergrund der Moorlandschaften Aufschluss geben.

Die Saterfriesen

Die Saterfriesen gelten als die kleinste anerkannte Sprachminderheit in Deutschland. Saterfriesisch ist ein Urdialekt, der sich speziell in diesem Moorgebiet gebildet hat und heute nur noch von wenigen Teilen der Bevölkerung gesprochen wird. Um diese wertvolle Sprache zu erhalten, hat sich der Heimatverein Saterland mit dem Namen „Seelter Buund“ gegründet, der sich um den Erhalt und die Wiederverbreitung der Saterfriesischen Sprache bemüht. Die Gemeinde Saterland steht voll und ganz hinter diesem Projekt und so kann auch die Internetpräsenz der Gemeinde in der saterfriesischen Version abgerufen werden.

Saterfriesisch – Geschichte und Wiederbelebung eines friesischen Dialekts.

Saterland heißt auf Saterfriesisch: Seelterlound. Saterfriesisch ist ein Dialekt der altfriesischen Sprache, durchzogen mit niederdeutschen Elementen. Die Saterfriesische Sprache hat sich im Mittelalter als „eigene Sprache“ der Menschen auf der kleinen Sandinsel umgeben von Mooren herausgebildet. Da die Moore zur damaligen Zeit nur schwer zu durchdringen waren, lebten die Menschen auf Saterland relativ abgeschieden. Ohne Einflüsse von außen konnte sich so das Saterfriesische entwickeln. Im Jahre 1991 erhielt das Saterland als kleinste Sprachinsel Europas einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. Um den wertvollen Dialekt vor dem Vergessen zu bewahren, engagieren sich im Saterland die Personen, die Saterfriesisch noch aktiv sprechen.

In der Gemeinde Saterland ist Saterfriesisch präsent und wird in jeder Hinsicht gelebt und gesprochen. Davon zeugen das Saterlied, Mundart-Gedichte, zahlreiche saterfriesische Sprichwörter, die auch die Gäste der Moorgemeinde häufig zu hören bekommen. Ortseingangsschilder sind zusätzlich mit den saterfriesischen Namen versehen. Die ehrenamtlichen Helfer des Seelter Buundes führen Sprachkurse an Kindergärten und  Schulen und für die interessierten Erwachsenen durch.

Mit dem vorbildlichen Modellprojekt: „Das Saterland als Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit“, das die enthusiastischen Saterfriesen in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen, der Ostfriesischen und der Oldenburgischen Landschaft 2010 gestartet haben, wird der pädagogische Gedanke der Sprachförderung weiter ausgebaut. Lehrer und Erzieher in Schulen und Kindergärten werden in der saterfriesischen Sprache ausgebildet, um sie selbst zu lehren.

Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang, dass ein amerikanischer Professor humorvoll als „Der letzte Saterfriese“ bezeichnet wird. Dr. Marron Fort, bis 2003 Akademischer Oberrat an der Universität Oldenburg, trägt einen großen Anteil am neuen Aufleben und dem Fortbestand der saterfriesischen Sprache. Bereits als Germanistik-Student in Amerika wurde die niederdeutsche Sprache zu seiner Leidenschaft. Im Jahre 1965 promovierte Fort über die niederdeutsche Mundart der Kreisstadt Vechta – an der Universität of Pennsylvania. Während einer Gastprofessur an der Uni Oldenburg 1982 kam er mit der saterfriesischen Sprache in Berührung und es war Liebe auf die erste Silbe. Fort blieb, erforschte den altfriesischen Dialekt und wurde deutscher Staatsbürger, der heute im ostfriesischen Leer lebt.

Die renommierte Zeitung Die Welt titelte in einem Beitrag aus dem Jahre 1995: „Sein Platt ist so rein, da fließen Tränen“. Marron Fort übersetzte das Neue Testament in die saterfriesische Sprache und gab das Saterfriesische Wörterbuch heraus. Damit legte er auch den Grundstein für weitere saterfriesische Literatur, die den Spracherhalt intensiv fördert. Zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen wurden Fort für seine leidenschaftliche Begeisterung zum Saterfriesischen und seine Verdienste um den Erhalt und die Wiederbelebung der Sprache zuteil.

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