Kirschlorbeer im Garten - Foto Michael Weber

Streitfall Kirschlorbeer: Gut oder schlecht im Garten?

von Michael Weber
3 Minuten Lesedauer

Heckenpflanze ist eine invasive Art mit umstrittenem Nutzen

Im Frühjahr fangen die Pflanzen an zu wachsen und zu blühen. Das gilt auch für Hecken. Das satte Grün mit den kleinen oder großen Blüten bietet Insekten nicht nur viel Unterschlupf, sondern auch Nahrung. Das gilt für einige Heckenarten besonders wie Schlehe, Weißdorn, Liguster und andere. Der Nutzen von Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) dagegen ist umstritten. Allerdings sind sich die Experten nicht wirklich einig. Ist diese Heckenpflanze nun gut oder schlecht für den Garten?

Kirschlorbeer bietet Insekten eigentlich Lebensraum …

Kirschlorbeer ist äußerst beliebt, denn die satten grünen Blätter bleiben das gesamte Jahr über. Sie bieten auch im Winter einen guten Sicht- und Windschutz. Die Pflanze gilt als invasiver Neophyt, der sich in Europa stark ausbreitet und andere Gewächse verdrängt. Daher hat unter anderem die Schweiz den Import und Anbau dieser Heckenpflanze verboten.

Die Blüte des Kirschlorbeers ist Insektenfutter - Foto Michael Weber

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Kirschlorbeer zum einen eine dichte Hecke schafft, die Vögeln und Insekten einen guten Schutz und Lebensraum bietet. Im Frühjahr blüht die Pflanze zudem mit einer kerzenähnlich weißen Blüte, die Insekten Nahrung bietet. Der ökologische Nutzen ist grundsätzlich durchaus vorhanden. Darauf weist unter anderem die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hin. Nadja Krause, im LWK-Geschäftsbereich Gartenbau Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie erläutert: „Denn an seinen Blättern befinden sich spezielle Nektardrüsen, so dass Kirschlorbeer auch ohne Blüten ein reiches Nahrungsangebot für manche Insekten bietet.“

Formschnitt verhindert Blüte

Kirschlorbeer als Hecke - Foto Michael Weber

Allerdings beginnt die Blüte im April/Mai und damit kurz nach dem ersten Formschnitt im Jahr. Genau der ist allerdings bei Kirschlorbeer dringend notwendig und sollte stark ausfallen. Das wiederum verhindert, dass die Blüten sich überhaupt bilden. Konkret bedeutet das: Kirschlorbeerhecken sind bei guter Pflege keine blühenden Zäune und verlieren damit ihren ökologischen Wert. Zugleich breitet sich die Pflanze ungeschnitten stark aus und verdrängt somit andere heimische Sorten. Nicht zuletzt sind die Beeren in großer Menge konsumiert giftig.

Als Gartenhecke ist Kirschlorbeer aus ökologischer Sicht eher von zweifelhaftem Nutzen.

Alternativen zum satten Grün

Kirschlorbeer ist pflegeleicht. Die Hecken müssen zweimal im Jahr kräftig geschnitten werden. Das Blätterwerk ist dicht und dunkelgrün, sodass es einen erstklassigen Sichtschutz bietet und vor Wind schützt. Allerdings wirken diese Hecken etwas monoton. Sie sind besser als eine Betonmauer, aber es gibt heimische Alternativen mit höherem ökologischen Nutzen und schöneren Blüten.

Thuja ist eine immergrüne Alternative zum Kirschlorbeer - Foto Michael Weber

Nadja Krause betont zwar: „Keine Pflanze ist ökologisch wertlos.“ Denn auch Kirschlorbeer filtert Staub, schafft eine grüne Oase und bietet der Natur ungeschnitten einen Mehrwert. Sie nennt auch Alternativen. Aber, so die Expertin: „Jede Alternative zu Kirschlorbeer hat ihre besonderen Vor- und Nachteile, und man sollte sich darüber im Klaren sein, dass keine Pflanze alle Ansprüche von uns Menschen erfüllen kann. Es gibt keine immergrüne, pflegeleichte, für Insekten und Vögel gleichermaßen wertvolle, schnellwachsende und zugleich kostengünstige Heckenpflanze, die in große wie auch kleine Gärten passt.“

Immergrüne Alternativen zum Kirschlorbeer

Ganzjährig grüne Hecken sind unter anderem Stechpalme, Frühlingsduftblüte, Buchsbaum oder der immergrüne Liguster. Diese Sorten sind aus ökologischer Sicht besser geeignet, haben aber Nachteile. Speziell der beliebte Buchsbaum ist von Schädlingen wie dem Buchsbaumzüngler oder Pilzbefall betroffen. Der immergrüne Liguster ist vielleicht der beste Kompromiss, da die Pflanze schnell zu einer stattlichen Hecke heranwächst und einen großen ökologischen Nutzen hat. Weitere Möglichkeiten sind Eibe, Thuja oder Scheinzypressen, die jedoch den Boden ansäuern und bei Problemen unansehnlich werden.

Liguster als Hecke ist wertvoller als Kirschlorbeer - Foto Michael Weber

Laubgehölz mit Nachteilen

Weitere Heckenpflanzen werfen im Winter ihr Laub ab. Dadurch eignen sie sich nur eingeschränkt als Sichtschutz. Allerdings bieten viele der Laubgehölze schönere Blüten. Typische Laubhecken sind Rotbuche oder Hainbuche. Prächtigere Blüten bieten Weißdorn (und Rotdorn), Berberitzen und Blasenspiere.

Ideale Pflanzzeit ist Frühjahr und Herbst

Ob Kirschlorbeer oder eine Alternative: Hecken sind ein idealer Rückzugsort für Insekten, Vögel und Kleintiere. Wenn sie zudem mit Blüten locken, ist es umso besser. Die beste Pflanzzeit sind Frühjahr und Herbst. Zum einen wachsen die Wurzeln besser an. Zum anderen ist es günstiger, ausreichend Ware zu kaufen. Denn in dieser Zeit bieten die Baumschulen in Niedersachsen wurzelnackte Exemplare an, die besonders preisgünstig sind.

Kirschlorbeer ist dabei nur eine Option. Speziell Blühhecken oder der heimische Liguster sind gute Alternativen, um das eigene Grundstück abzugrenzen und zugleich einen ökologischen Mehrwert zu bieten.

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