Sonderrufnummer 116 117 - ärztlicher Bereitschaftsdienst

Sonderrufnummer 116 117

von Redaktion
6 Minuten Lesedauer

Ärztlicher Bereitschaftsdienst außerhalb der Praxissprechzeiten

2012 wurde die bundesweit einheitliche Sonderrufnummer 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigungen für die medizinische Hilfe in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen eingeführt. Damit sollte ein vereinfachtes System für die Erreichbarkeit von regionalen Bereitschaftsdiensten geschaffen werden, denn bis zu diesem Zeitpunkt existierten mehr als 1.000 regionale Bereitschaftsdienstnummern, die sich mitunter sogar täglich änderten. Auch die Entlastung der schon damals überfüllten Notaufnahmen in den Krankenhäusern war ein Ziel der einheitlichen Nummer. Über 6,5 Millionen Menschen haben die Rufnummer im Jahre 2017 genutzt, wobei laut Statistik die meisten Anrufe an Samstagen zwischen 9.00 und 10.00 Uhr eingingen. Es gibt nur ein Problem: Die Nummer ist zu unbekannt.

Viele Bürger kennen die Nummer nicht oder wissen sie nicht richtig einzuordnen, weshalb sie auch bei akuten Beschwerden und Krankheitserscheinungen, die nicht als lebensbedrohlich einzustufen sind, die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufzusuchen. Dass dies ein nicht unerhebliches Problem darstellt, ist mittlerweile auch durch die Medien hinreichend bekannt. Denn wie der Name schon sagt, ist die Notaufnahme für lebensbedrohliche Erkrankungen oder Verletzungen gedacht und nicht, um es überspitzt zu formulieren, für den entzündeten Fingernagel oder den verstauchten Fuß. Viele können die Schwere oder den Gad der akuten Beschwerden gar nicht richtig einordnen, auch dabei hilft die 116 117, damit die richtige Zuständigkeit festgestellt werden kann.

Tel. 116 177: Die Nummer, unter der Ihnen schnell geholfen wird

Die 116 117 ist leicht zu merken, eine Vorwahl gibt es dabei nicht. Sie kann kostenfrei angerufen werden, wenn die Hausarzt- oder Facharztpraxis geschlossen hat und der Anrufer medizinische Hilfe benötigt.

In der Regel erkennt der Dienst schon über den Wahlvorgang die Postleitzahl des Anrufers und kann direkt mit der regionalen/lokalen Leitstelle verbinden. Dort erfährt der Anrufer dann, an welche Bereitschaftsdienstpraxis in seiner Nähe er sich wenden kann, mitunter ist auch schon der diensthabende Arzt selbst am Telefon oder der Anrufer wird mit ihm verbunden. Je nach Situation und Dringlichkeit wird der Arzt über den Service auch direkt zum Anrufer nach Hause geschickt.

Die Vermittlungszentralen sind mit medizinisch geschulten Personal besetzt, die dem Anrufer auch weiterhelfen können, wenn er selbst nicht einordnen kann, ob es sich um einen Fall für den ärztlichen Bereitschaftsdienst oder den Notruf bzw. die Notaufnahme handelt. Auch kann es sein, dass weder ein Fall für den Bereitschaftsdienst noch die Notaufnahme vorliegt, denn auch für den Bereitschaftsdienst gilt, dass es sich um dringliche Angelegenheiten handeln muss. Dies zu definieren, ist für den Laien schwer, auch deshalb ist die 116 117 die richtige Nummer.

Irreführend ist für viele Bürger, dass z. B. in den lokalen Amts- und Anzeigenblättern gleich mehrere Rufnummern für ärztliche Notdienste zu finden sind. Neben dem ärztlichen Bereitschaftsdienst ist dies z. B. der augenärztliche oder zahnärztliche Notfalldienst. Da verliert man schnell mal den Überblick. Generell gilt:

Der ärztliche Bereitschaftsdienst deckt die allgemeinmedizinische Versorgung in akuten, nicht lebensbedrohlichen Fällen ab.

Daneben existieren weiterhin Rufnummern für die regionalen fachspezifischen Bereitschafts- oder Notfalldienste der Augen-, HNO-, Kinder- oder Frauenärzte sowie der Zahnärzte.

Wenn klar ersichtlich ist, dass es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt oder ein solcher vermutet wird und die medizinische Hilfe keinen Aufschub duldet, ist der Notruf 112 zu wählen. In allen anderen Fällen und bei Unsicherheiten sollte zunächst die 116 117 gewählt werden, da die Mitarbeiter am Telefon hier weiterhelfen können und ggf. auch an die 112 weitervermitteln.

Die Mehrzahl der ärztlichen Bereitschaftsdienste ist heute mit Räumlichkeiten in zentralen Krankenhäusern vor Ort eingerichtet, in denen sich Ärzte im Dienst abwechseln. Die Bereitschaftspraxen sind jedoch nicht mit der Notaufnahme zu verwechseln, auch wenn die Anmeldung für beide Einrichtungen an der Zentrale der Klinik erfolgt.

Infografik: Welcher Arzt bei welchem Notfall?

Häufig gestellte Fragen rund um die Telefonnummer 116 117

Wer kann anrufen?

Jeder, der akute Beschwerden, Verletzungen oder Krankheitserscheinungen hat, und deren Behandlung nicht bis zur Öffnung der Hausarzt-/Facharztpraxis warten kann. Bei schweren Unfällen und in lebensbedrohlichen Notfällen ist die 112 zu wählen.

Was kostet der Anruf aus Deutschland/aus dem Ausland?

Der Anruf ist innerhalb Deutschlands immer kostenfrei, unabhängig davon, ob über Festnetz, Mobilfunknetz oder Internet telefoniert wird. Aus dem Ausland ist die 116 117 ebenfalls erreichbar, wobei hier die Länderkennung +49 der Nummer vorangestellt wird. Aus dem EU-Ausland entstehen für den Anrufer in der Regel keine Kosten, allerdings kommt es auch auf die Tarife des jeweiligen Mobilfunkanbieters an.

Wann ist der ärztliche Bereitschaftsdienst erreichbar?

Die 116 117 kann grundsätzlich außerhalb der praxisüblichen Sprechzeiten – in den Abend- und Nachtstunden, Mittwoch- und Freitagsnachmittags, an Wochenenden und Feiertagen angerufen werden. Je nach Bundesland kann die konkrete Erreichbarkeit an Wochentagen um eine oder zwei Stunde variieren, sie liegt im Allgemeinen zwischen 18.00 und 07.00 Uhr des Folgetages, mittwochs und freitags ist der ärztliche Bereitschaftsdienst schon ab den Mittagstunden zu kontaktieren. An Wochenenden und Feiertagen ist die Nummer rund um die Uhr erreichbar. Innerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten läuft eine Bandansage, die über die Bereitschaftsdienstzeiten in der Region informiert. In Bayern, Berlin, Hamburg und Hessen sind die Vermittlungszentralen täglich rund um die Uhr besetzt.

In Niedersachsen ist der Dienst täglich zwischen 19 Uhr und 7 Uhr des Folgetages, am Freitag zwischen 15 Uhr und 7 Uhr des Samstags, an Wochenenden und Feiertagen zwischen 8 Uhr und 7 Uhr des Folgetages erreichbar.

Wer meldet sich?

Das System hinter der deutschlandweiten Rufnummer funktioniert als „intelligentes Netz“, das automatisch, ohne dass der Anrufer dies merkt, anhand der übermittelten Vorwahl den Bereitschaftsdienst bzw. die Leitstelle in seiner Region aussucht. Ist eine automatische Zuordnung nicht möglich, wird der Anrufer über ein Spracherkennungstool gebeten, seine Postleitzahl zu nennen. Dann wird er entweder direkt an den zuständigen Bereitschaftsdienst oder eine regionale Vermittlungszentrale weitergeleitet.

Was sind Fälle für den ärztlichen Bereitschaftsdienst?

Die 116 117 ist für akute, dringende, aber nicht-lebensbedrohliche Krankheiten und Beschwerden gedacht, die allgemeinmedizinischen diagnostiziert und versorgt werden können. Dazu gehören beispielsweise:

  • Hohes Fieber über 39 Grad
  • Starke Hals-, Ohren, Bauch- oder Rückenschmerzen
  • Starker Brechdurchfall
  • Leichte Schnittverletzungen, mit geringem Blutverlust

Die fachspezifischen Bereitschaftsdienstpraxen der Augen-, Hals-Nasen-Ohren-, Frauen- und Kinderärzte sind regional unter eigenen Rufnummern erreichbar, ebenso wie der Zahnärztliche Bereitschaftsdienst. Die Mitarbeiter der Leitstelle bzw. Vermittlungszentrale oder der diensthabende Arzt können über diese Rufnummern informieren. Mitunter suchen die Patienten zuerst den ärztlichen Bereitschaftsdienst auf, der dann ggf. zur genaueren Abklärung an einen fachärztlichen Notdienst verweist, wenn Diagnose und Behandlung keinen Aufschub bis zur nächsten offiziellen Sprechstunde eines Facharztes dulden.

Was sind Fälle für den Notruf 112 bzw. die Notaufnahme?

Der Notruf 112 sollte in diesen Situationen unverzüglich gewählt werden:

  • Starke Blutungen, starke Verbrennungen
  • Plötzliche, anhaltende Lähmungen
  • Vergiftungen
  • Bewusstlosigkeit oder starke Bewusstseinstrübung, Orientierungsverlust
  • Massive Atemnot
  • Starke Herz- oder Brustbeschwerden, Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • Unvermittelte und anhaltende Krampfanfälle
  • Massive Schmerzen, die plötzlich auftreten
  • Suizidversuche

Warum findet sich die ärztliche Bereitschaftsdienstpraxis oft in einer Klinik?

Um die Anlaufstellen und Anfahrten für Patienten zentral, einfach und schnell zu gestalten, wurden in den letzten Jahren zunehmend Bereitschaftspraxen in Krankenhäusern eingerichtet. Die diensthabenden Ärzte können dort Räumlichkeiten nutzen, um eine Diagnose zu stellen und die Erstversorgung vorzunehmen. Mitunter kann auch die Einweisung in das Krankenhaus notwendig sein, was dann ohne großen Zeit- und Wegeaufwand möglich ist.

Wann kommt der Arzt zu mir nach Hause?

Bereitschaftsärzte führen Hausbesuche durch, wenn es dem Patienten aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich oder zumutbar ist, die Bereitschaftspraxis aufzusuchen.

Welche Ärzte sind im Bereitschaftsdienst anzutreffen?

Der Bereitschaftsdienst wird von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten aller Fachbereiche geleistet, die dafür spezielle Fortbildungen absolvieren. Nur so kann ein umfassender Dienst an allen Tagen geleistet werden.

Werden Kassenpatienten und Privatpatienten von den Bereitschaftsärzten behandelt?

Ja. Die Abrechnung erfolgt bei Privatpatienten dann nach der Gebührenordnung der Ärzte.

Wer übernimmt die Behandlungskosten?

Je nach Versicherungsstatus des Patienten werden die Kosten von den gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen getragen. Bei Privatpatienten kommt es jedoch auf die genauen Vertragskonditionen an.

Wie funktioniert das mit ausgestellten Rezepten?

Unabhängig davon, ob der Patient eine Bereitschaftsdienstpraxis aufsucht oder der Arzt zu ihm nach Hause kommt: Um die Einlösung der ausgestellten Rezepte muss sich der Patient selbst kümmern. Auch Apotheken leisten Notdienste, weshalb Rezepte bei der zuständigen Apotheke abends, nachts, am Wochenende und an Feiertagen eingelöst werden können. Die Rufnummern und Adressen finden sich in den Amtsblättern oder auch im Internet. Kann der Patient die Medikamente nicht selbst abholen, so sollte er Angehörige, Freunde oder auch einen Taxifahrer damit beauftragen.

Foto: Clipdealer
Infografik: Dein Niedersachsen

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