Deutschland: Hunderte protestieren gegen rechtsextremen Autor

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Mehrere hundert Menschen gingen am Montagabend in der deutschen Universitätsstadt Marburg auf die Straße, um gegen eine geplante Lesung des rechtsextremen österreichischen Autors und Aktivisten Martin Sellner zu protestieren.

Nach Angaben der örtlichen Polizei versammelten sich im Laufe des Nachmittags rund 700 Demonstranten auf dem Marburger Marktplatz. Bürgermeister Thomas Spies geht davon aus, dass diese Zahl auf eine „deutliche vierstellige Zahl“ ansteigen wird.

Er erwarte von den Bürgern ein “klares Zeichen” gegen “plumpe Theorien und menschenverachtende Äußerungen”, sagte der SPD-Politiker Spies.

„Eine klare Haltung gegen Rechtsextremismus ist Teil meines Amtseids. Dafür sollte es hier und anderswo keinen Platz geben“, fügte er hinzu.

Der 35-jährige Sellner, geboren in Wien, gilt als Schlüsselfigur der sogenannten „Identitären Bewegung“, die vom deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz offiziell als rechtsextreme Bewegung eingestuft wird.Verfassungsschutz).

Was ist „Remigration“?

Im November 2023 trat Sellner als Redner bei einem Treffen von Persönlichkeiten der deutschsprachigen extremen Rechten in Potsdam bei Berlin auf und stellte dort seine sogenannte „Remigrationstheorie“ vor – einen Plan zur Massenabschiebung von „nicht assimilierten“ deutschen Staatsbürgern sowie Asylbewerbern und bestimmten Inhabern einer deutschen Aufenthaltserlaubnis.

Das Treffen wurde vom deutschen Investigativportal aufgedeckt Korrekturwas zu Massenprotesten gegen die extreme Rechte in ganz Deutschland führte.

Am Montagabend wird Sellner in Marburg aus seinem neuen Buch vorlesen. Darin beschreibt er seine Idee eines „Modellstaates“, in den er die Ansiedlung (Remigration) von bis zu zwei Millionen Menschen, insbesondere afghanischer Flüchtlinge, plant.

Die Lesung sollte in einer der Universitätsstädte stattfinden. Burschenschaften – Deutsche Studentenverbindungen, deren Ursprünge bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Einige von ihnen weisen streng konservative und sogar rechtsextreme Tendenzen auf.

Zwei solcher Burschenschaften in Marburg, die für ihre Verbindungen zur “Identitären Bewegung” bekannt sind, distanzierten sich von Sellner und sagten gegenüber dem lokalen Medienunternehmen Hessenschau dass sie die Lesung nicht veranstalteten.

Wie reagierten die Marburger Verantwortlichen?

Der Marburger Stadtrat, dem auch die AfD-Abgeordneten angehören, erklärte im Vorfeld der geplanten Veranstaltung: „Die Universitätsstadt Marburg missbilligt aufs Schärfste, dass Martin Sellner Theorien über die Abschiebung einiger unserer Bürger verbreiten will.“

Sie bezeichnete derartige Theorien als „eine Gefahr für unseren Zusammenhalt sowie für die Demokratie und die Verfassung in unserem Land“.

Mehrere Länder, darunter die USA und Großbritannien, haben gegen Sellner Einreiseverbote verhängt. Im März hatte ein Gericht in Potsdam bereits vorab ein Einreiseverbot für Deutschland verhängt, das der Österreicher jedoch in einem Eilverfahren aufheben ließ.

Angesprochen von HessenschauSellner wies den Vorwurf zurück, seine Theorien seien menschenverachtend oder stellten eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar.

mf/wmr (epd, dpa)

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