Deutschland: Münchner Schütze feuerte bei „Terroranschlag“ neun Schüsse ab

von Otto Hofmann
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Ein 18-jähriger österreichischer Staatsbürger gab am Donnerstag in München insgesamt neun Schüsse auf das israelische Konsulat, ein Museum aus der Nazizeit und auf bewaffnete Beamte ab, bevor er von der Polizei angeschossen wurde, bestätigten Beamte.

In einem Gespräch mit Journalisten in der süddeutschen Stadt sagte Polizeipräsident Christian Huber am Freitag, die Staatsanwaltschaft ermittle wegen eines „Terroranschlags im Zusammenhang mit dem Konsulat des Staates Israel“.

Huber sagte, der Mann, der inzwischen an seinen Verletzungen gestorben ist, habe zunächst zwei Schüsse auf die NS-Dokumentationszentrumein Dokumentationszentrum und eine Ausstellung zum Dritten Reich, die die Glasfassade und den Haupteingang des Gebäudes treffen.

Anschließend feuerte er zwei weitere Schüsse auf das benachbarte israelische Konsulat ab, wobei er zwei Glasfenster traf und versuchte, sich Zugang zu dem Gelände zu verschaffen, indem er auf ein geparktes Auto und über einen Zaun kletterte, was ihm jedoch nicht gelang.

Ein Polizist und eine Passantin hätten durch die Schüsse einen akustischen Schock erlitten, sagte Huber. Weitere Verletzte habe es jedoch nicht gegeben.

Polizei geht von „islamistischem“ und „antisemitischem“ Motiv aus

Da sich der Vorfall am Jahrestag des Massakers ereignete, bei dem elf israelische Sportler und Trainer bei den Olympischen Spielen 1972 in München von palästinensischen Militanten ermordet wurden, schließen die deutschen Ermittler ein islamistisches und antisemitisches Motiv nicht aus.

Darüber hinaus gaben die österreichischen Behörden an, dass der Täter, der Berichten zufolge Balkanwurzeln hat und der Polizei zufolge allein handelte, nachweislich radikalisiert sei.

Gegen ihn sei bereits vor einigen Jahren ermittelt worden, sagte Guido Limmer, Vizepräsident des Bayerischen Landeskriminalamtes. Die Ermittler hätten Hinweise darauf gefunden, dass er in Videospielen Scheinhinrichtungen durchgeführt habe.

Außerdem sei bei ihm Material mit Verbindungen zur sunnitisch-islamischen Gruppe Hay’at Tahrir al-Sham gefunden worden, sagte Staatsanwältin Gabriele Tilmann.

Welche Art von Waffe hat der Täter verwendet?

Bei dem Gewehr handele es sich um ein historisches Schweizer Armeekarabiner, das trotz Nachladens nach jedem Schuss über eine “gewaltige Durchschlagskraft” verfüge. Eine “Dekorationswaffe” sei es nicht, sagte Huber.

Ein Waffensammler in Wien gab an, der Täter habe ihm am Vortag das Gewehr für 350 Euro abgekauft, dazu ein Bajonett für 50 Euro und rund 50 Schuss Munition.

Solche Gewehre werden von den österreichischen Behörden in die Kategorie C eingestuft. Sie sind daher im Handel frei erhältlich und müssen lediglich bis zu sechs Wochen später bei den Behörden angemeldet werden.

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