Hunderte Menschen nahmen am Samstag an einer Demonstration gegen die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) teil, die auf dem besten Weg ist, bei mindestens einer der beiden Landtagswahlen in Ostdeutschland zu gewinnen.
Der Protest fand im krisengeschüttelten Erfurt statt, der Landeshauptstadt Thüringens, wo am Sonntag eine der Landtagswahlen stattfindet. Die andere findet in Sachsen statt.
Der Erfurter Marsch wurde vom Bündnis „Auf die Plätze“ veranstaltet.
Viele von ihnen hielten Transparente in die Höhe und skandierten Parolen. Sie zogen durch die Erfurter Innenstadt zum Domplatz.
Protest fand zeitgleich mit AfD-Kundgebung statt
Die AfD hatte für später am Samstag auf dem Platz eine Kundgebung zum Abschluss des Wahlkampfs abgehalten, an der auch der örtliche Scharfmacher Björn Höcke und die Ko-Vorsitzende der Partei Alice Weidel teilnehmen würden.
Höcke ist in ganz Deutschland für seine radikalen Ansichten und höchst umstrittenen Äußerungen bekannt. Zu seinen Verurteilungen zählen auch zwei, in deren Verlauf er bewusst einen Nazi-Slogan zitiert hatte.
„Wir werden nicht zulassen, dass die AfD das Wahlwochenende mit ihrer rechtsextremen Hetze dominiert, die Menschen einschüchtert und unsere Stadt als Bühne für ihre Propaganda missbraucht“, erklärte das anti-rechtsextreme Protestbündnis laut der Nachrichtenagentur DPA.
Auch in mehreren anderen Städten im Osten des Landes kam es zu Protesten, darunter in Dresden, Görlitz und Zwickau.
AfD soll in Thüringen stärkste Partei werden
Die AfD dürfte bei der Wahl am Sonntag in Thüringen rund 30 Prozent der Stimmen erhalten, gefolgt – mit deutlichem Abstand – von der konservativen Christlich Demokratischen Union (CDU), dem neuen populistischen Sahra Wagenknecht-Bündnis BSW und der sozialistischen Linkspartei.
In Sachsen liegt die AfD in den Umfragen zwar innerhalb der Fehlertoleranz hinter der CDU, der linkspopulistische BSW belegt den dritten Platz.
Beide Wahlen dürften der Dreiparteienkoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz einen schweren Schlag versetzen, da die Unzufriedenheit der Wähler angesichts der wirtschaftlichen Schwäche, des Rückstands Ost gegenüber West und der hohen Einwanderungszahlen zu groß ist.
Die etablierten Parteien weigern sich, mit der AfD zusammenzuarbeiten. Das bedeutet, dass die Partei, selbst wenn sie am Sonntag einen Sieg erringen sollte, in keinem der beiden Bundesländer wahrscheinlich eine Koalition bilden könnte.
Der deutsche Verfassungsschutz stuft die AfD in Thüringen und Sachsen als rechtsextremistische Organisation ein.
mm/lo (DPA, DW-Quellen)