Frankreichs Präsident Macron rühmt bei Deutschlandbesuch „unverzichtbare“ Beziehungen

von Otto Hofmann
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Der französische Präsident Emmanuel Macron begann am Sonntag einen dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland, den ersten eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren.

Der Staatsbesuch erfolgt auf Einladung des deutschen Präsidenten Frank-Walter Steinmeier. Steinmeiers Büro erklärte, die Reise werde „die einzigartigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern hervorheben“.

Macrons Deutschlandreise beginnt mit seiner Ankunft in der Hauptstadt Berlin.

Macron: Deutschland und Frankreich „kommen voran“

Kurz nach seiner Landung in Berlin sagte Macron, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich sei für Europa „unverzichtbar“.

„Die deutsch-französischen Beziehungen sind für Europa unverzichtbar und wichtig“, sagte er.

„Wir müssen uns einem imperialistischen Verlangen in Europa stellen. Dies setzt eine Stärkung der deutsch-französischen Beziehungen voraus“, sagte er mit Bezug auf die Invasion Russlands in der Ukraine.

Macron wies die Behauptung zurück, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern beginnen, sich zu entspannen.

„Das stimmt nicht. Wir machen Fortschritte“, sagte er.

Steinmeier sagte, trotz unterschiedlicher Auffassungen würden Berlin und Paris “am Ende immer zu einer Einigung kommen”.

“Wenn Deutschland und Frankreich sich einig sind, kann in Europa noch viel erreicht werden”, sagte er.

Macron warnte vor einer Zunahme des „Autoritarismus“ und verwies dabei auf Umfragen, die darauf schließen lassen, dass rechtsextreme Parteien bei den kommenden Wahlen zum EU-Parlament an Unterstützung gewinnen könnten.

Er sagte, wenn die extreme Rechte in den vergangenen Jahren in Europa an der Macht gewesen wäre, „wäre die Geschichte nicht dieselbe“ und verwies dabei auf Krisen wie die Covid-19-Pandemie und den Krieg in der Ukraine.

„Wir brauchen eine Allianz der Demokraten in Europa“, sagte Steinmeier.

Der französische Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier spielen Tischfußball.
Macron und Steinmeier betonten beim Besuch des französischen Präsidenten die Bedeutung der deutsch-französischen Partnerschaft

Macron reist durch Deutschland

Die beiden Staatschefs werden mehrere Regionen Deutschlands bereisen, nahmen am Sonntag jedoch zunächst am Fest der Demokratie im Berliner Regierungsviertel teil. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes – der demokratischen Verfassung, die in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde – nahmen sie teil.

Anschließend soll Macron mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue in Berlin empfangen werden.

Am zweiten und dritten Tag von Macrons Besuch sind laut Steinmeiers Büro Stationen in Dresden und Münster vorgesehen.

Im Mittelpunkt stehen dabei gemeinsame Herausforderungen, „auf die Frankreich und Deutschland gemeinsame europäische Antworten finden können“, heißt es in einer Erklärung aus Steinmeiers Büro. Bei allen Stationen werde man die europäische Integration feiern, hieß es weiter.

Steinmeiers Rolle ist weitgehend zeremonieller Natur. Auch wenn deutsche Präsidenten nur über wenig exekutive Macht verfügen, streben sie doch danach, als moralische Autorität über der Tagespolitik zu stehen.

Frankreich und Deutschland uneinig über die Ukraine und strategische Autonomie

Zwischen Frankreich und Deutschland besteht in zahlreichen Fragen Uneinigkeit, unter anderem hinsichtlich des Krieges in der Ukraine.

Anfang des Jahres sagte Macron, Frankreich schließe die Entsendung von Truppen zur Unterstützung der Ukraine nicht aus, was eine kritische Reaktion von Bundeskanzler Olaf Scholz hervorrief.

Paris hat zudem seinen Wunsch nach einer strategischen Autonomie der EU betont, die die Union weniger abhängig von den USA machen würde. Die Regierung hat ihre Besorgnis über die Entscheidung Deutschlands zum Ausdruck gebracht, für den europäischen Luftverteidigungsschirm, die European Sky Shield Initiative, vor allem in den USA produzierte Ausrüstung zu kaufen.

Macrons Reise findet zwei Wochen vor den Europawahlen statt. Umfragen zufolge liegt Macrons Koalition hinter der rechtsextremen Rassemblement National zurück.

Der Rassemblement National (Rassemblement National) hat vor kurzem mit der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gebrochen, weil der AfD-Kandidat Maximilian Krah sich über die paramilitärische Truppe der Nazis geäußert hatte.

kb/wd (AFP, dpa)

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