Deutscher Minister: Umfrage zu Essgewohnheiten zeigt veränderten Geschmack

von Otto Hofmann
4 Minuten Lesedauer

Eine Untersuchung zum Ess- und Lebensmitteleinkaufsverhalten der Deutschen zeigt, dass Verbraucher verstärkt auf Informationen wie den Nährwert, die Herkunft der Lebensmittel und die Haltungsbedingungen der Tiere achten.

Agrarminister Cem Özdemir sagte bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag in Berlin, dieser zeige zwar veränderte Geschmäcker und Vorlieben sowie einen gestiegenen Informationshunger, nicht aber den Wunsch nach von oben vorgegebenen Einkaufsregeln.

„Unsere Bürger entscheiden selbst, wie sie sich ernähren. Sie brauchen dafür keine Vorträge oder Vorschriften von irgendjemandem“, sagte Özdemir.

„Das klingt vielleicht selbstverständlich, aber wir erleben in den letzten Jahren, dass Lebensmittel immer stärker politisch instrumentalisiert werden“, sagt er.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hält eine Kopie des Berichts „Deutschland isst," von seinem Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium auf einer Pressekonferenz in Berlin veröffentlicht. 24. September 2024.
Der Bericht trägt den Titel „Deutschland, wie es isst“, was im Deutschen auch ein Wortspiel mit der Phrase „Deutschland, wie es ist“ ist.

Neue Labels finden Beachtung, so Studie

Es ist die neunte Umfrage dieser Art, die von Özdemirs Ministerium durchgeführt wurde.

Özdemir und die Studie lobten die jüngsten Bemühungen, Lebensmittel deutlicher zu kennzeichnen, um beispielsweise ihren Nährwert und die Haltungsart der Tiere deutlich zu machen.

Er sagte, die Zahlen zeigten, dass die Menschen diesen Informationen zunehmend Aufmerksamkeit schenkten und dass die meisten es für notwendig hielten, derartige Angaben auf Verpackungen anzugeben.

Die größte Zahl der Befragten, nämlich 84 %, war der Meinung, dass Angaben zur Behandlung der Nutztiere auf Verpackungen obligatorisch sein sollten.

Geschmack steht immer noch ganz oben auf der Prioritätenliste, aber gesundes Essen kommt danach

Auf die Frage, was die wichtigsten Faktoren beim Essen seien, antworteten – wenig überraschend – 99 %, dass es gut schmecken sollte.

Die zweithöchste Priorität (91 %) war die Gesundheit, während 56 % der 1.000 Befragten sagten, dass es schnell und einfach zuzubereiten sein sollte und 34 % sagten, dass es kalorienarm sein sollte.

Wie sich diese Angaben der Verbraucher mit der Tatsache vereinbaren lassen, dass schätzungsweise 46 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands übergewichtig und fast 20 Prozent fettleibig sind, ist ein Bereich, in dem die Ministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Gesundheit ihre Erfahrungen austauschen müssen.

Die Kühlabteilung mit Milchprodukten eines deutschen Rewe-Supermarkts. In der Mitte ist ein Einkaufswagen zu sehen.
Nach Obst und Gemüse waren Milchprodukte laut den Befragten die am zweithäufigsten täglich konsumierten Lebensmittel

Steigende Zahl von Vegetariern und Veganern, insbesondere unter jungen

Auf die Frage, was sie mindestens einmal am Tag essen, waren Obst und Gemüse mit 71 % die häufigste Antwort, gefolgt von Milchprodukten mit 62 %.

Weitere 24 % gaben zu, täglich Süßigkeiten oder Junkfood zu essen.

Nur 23 Prozent gaben an, täglich Fleisch zu essen, während 10 Prozent angaben, täglich vegane oder vegetarische Fleischalternativen zu essen. Bei den 18- bis 29-Jährigen war die Wahrscheinlichkeit, dies zu sagen, mehr als dreimal so hoch wie bei den über 60-Jährigen.

In dieser Altersgruppe ernähren sich 14 Prozent vegetarisch, 6 Prozent sind Veganer und 37 Prozent bezeichnen sich als Flexitarier. In allen drei höheren Altersgruppen waren nur 1 Prozent Veganer und etwa halb so viele gaben an, Vegetarier zu sein.

Die Studie wies auch darauf hin, dass Neugier eher ein Motivator für den Anstieg des Konsums vegetarischer und veganer Produkte ist als Überzeugung.

„Neugier ist mittlerweile der am häufigsten genannte Grund für die Kaufentscheidung. Von den Befragten, die in diesem Jahr mindestens einmal vegetarische oder vegane Alternativen gekauft haben, nannten dies 69 Prozent“, heißt es in dem Bericht.

Vegetarische Würstchen, Falafelbällchen und Schnitzel in Schüsseln auf einem Tisch. Undatiertes Symbolbild.
Özdemir sagte, dass viele Menschen vegane oder vegetarische Alternativprodukte eher aus Neugier als aus ideologischer Überzeugung ausprobierten.

Die Behandlung von Nutztieren hat für viele Priorität

Auf die Frage, welche Faktoren den Lebensmitteleinkauf beeinflussen, stand mit 94 % erneut der angenehme Geschmack an erster Stelle.

Doch vier von fünf Befragten legten Wert auf die Auswahl von saisonalem Obst und Gemüse, 79 Prozent erklärten, dass ihnen die gute Behandlung von Nutztieren wichtig sei und 77 Prozent legten Wert auf den Kauf regionaler Produkte.

Sieben von zehn Personen gaben an, dass sie Fair-Trade-Produkte bevorzugen und dass ihnen auch der ökologische Anbau der Lebensmittel wichtig sei.

Nur etwas mehr als die Hälfte (55 %) legten Wert auf die Erschwinglichkeit.

Darüber hinaus wurde gefragt, worauf Politiker und Großunternehmen beim Thema Lebensmittel und Verpackungen achten sollten.

Eine Verbesserung des Lebensstandards für Nutztiere, die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Haushalten und Unternehmen, der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und eine verpflichtende Kennzeichnung der Lebensstandards für Nutztiere bei allen Fleisch- und Milchprodukten erhielten allesamt eine Zustimmung von 85 % oder mehr.

Essen gehen ist immer noch beliebter als Liefern

Die Zahlen zeigten, dass Kochen weiterhin beliebt ist, allerdings in der älteren Altersgruppe mehr als in der jüngeren.

Etwa 45 Prozent gaben an, jeden Tag zu kochen, 37 Prozent sagten, sie würden zwei- bis dreimal pro Woche kochen und nur 7 Prozent erklärten, sie würden normalerweise versuchen, das Kochen selbst zu vermeiden.

Fast drei Viertel der Befragten (74 %) erklärten, sie würden durchschnittlich mindestens einmal im Monat ein Restaurant oder eine Kneipe besuchen, 23 % würden mindestens einmal im Monat eine Kantine nutzen und 39 % erklärten, sie würden sich mindestens einmal alle paar Wochen etwas nach Hause liefern lassen.

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