Hochwasser in Deutschland: Feuerwehrmann stirbt bei Rettungseinsatz in Bayern

von Otto Hofmann
7 Minuten Lesedauer
  • Bei der Evakuierung in Bayern kam ein Feuerwehrmann ums Leben, ein weiterer wird vermisst
  • Ein Zivilist wird vermutlich in einem überfluteten Keller vermisst
  • Meteorologen warnen vor weiteren Regenschauern in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs

Hier sind die wichtigsten Updates zu den Überschwemmungen in Deutschland am Sonntag, 2. Juni

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat am Sonntagabend die Absage des Präsenzunterrichts an über 40 Schulen in acht Landkreisen des Freistaates bekannt gegeben.

Die Sperrungen gelten für die kommende Woche in den Landkreisen Pfaffenhofen an der Ilm, Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen, Freising, Fürstenfeldbruck, Dachau, Dillingen und Augsburg. Dort bleiben Grund-, Mittel- und Oberschulen sowie Berufsschulen, Kindergärten und Kitas wegen der Hochwasser geschlossen.

Die Regionalbehörden ordneten am Sonntagabend die „sofortige Evakuierung“ mehrerer Dörfer im bayerischen Landkreis Donau-Ries entlang der Flüsse Donau und Schmutter an.

Die Kreisverwaltung Donauwörth erklärte, der Beschluss – der die Ortschaften Auchsesheim, Heißesheim, Nordheim, Mertingen, Asbach-Bäumenheim und Urfahrhof betrifft – sei durch eine „massive Schwächung“ der Staudämme in der Region veranlasst worden.

Die Behörden forderten die Bewohner auf, „Ruhe zu bewahren, notwendige Gegenstände und Dokumente einzupacken und den Anweisungen der Rettungskräfte vor Ort zu folgen.“

Auf der Website der Bezirksverwaltung wurden die Bewohner außerdem darüber informiert, dass Notunterkünfte für diejenigen eingerichtet worden seien, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen könnten.

Ein bayerisches Alten- und Pflegeheim am Ufer der Donau wurde evakuiert, da die Hochwasser in der gesamten Region am Sonntagabend weiter ansteigen.

Die Stadt Lauingen gab die Entscheidung auf ihrer Internetseite bekannt, nachdem sie die Situation am Samstag und Sonntag aufmerksam beobachtet hatte. Sie sei getroffen worden, um die langfristige Betreuung der Bewohner der Einrichtung mit über 100 Betten sicherzustellen.

Die Bewohner werden vorübergehend in einem nahegelegenen Bildungszentrum untergebracht.

Im Vordergrund eine Parkbank und Hochwasser, dahinter ein Fachwerkhaus, Häuser, eine Steinbrücke und zwei Kirchen im Dorf Lauingen
Die Behörden von Lauingen haben beschlossen, Senioren zu evakuieren, als die Donau die Stadt am späten Sonntag überschwemmte

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostizierte am Sonntag für den Sonntag und Montag in ganz Süddeutschland weitere heftige Regenfälle, nachdem in mehreren Gemeinden der Region innerhalb von 24 Stunden mehr Niederschlag fiel als normalerweise in einem Monat.

Besonders heftige Regenfälle sind am Sonntag in der Region Stuttgart zu erwarten. Von den Alpen bis nach Sachsen, in den Süden Brandenburgs und nach Berlin sind Gewitter und Starkregen vorhergesagt.

Die nächtlichen Unwetter werden voraussichtlich ein Gebiet treffen, das sich vom Schwarzwald im Südwesten über den gesamten Süden Deutschlands bis zum Bayerischen Wald an der Grenze zu Tschechien im Osten erstreckt.

Auch für Montag ist mit ähnlichen Temperaturen zu rechnen: Der DWD warnt, in manchen Gebieten seien innerhalb einer Stunde bis zu 40 Millimeter Regen pro Quadratmeter zu erwarten.

Der DWD teilte mit, dass es am Freitag im baden-württembergischen Kisslegg innerhalb von 24 Stunden 130 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter gab und im bayerischen Bad Wörishofen im selben Zeitraum 129 Millimeter pro Quadratmeter. Die durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmengen liegen im Mai bei 118 bzw. 101 Millimeter pro Quadratmeter.

Rettungsmannschaften setzen ihre Bemühungen den dritten Tag fort, während schwere Regenfälle den Süden Deutschlands durchnässen und Tausende zur Evakuierung zwingen.

Die DW hat mit mehreren Einheimischen über ihre Erfahrungen gesprochen.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wird voraussichtlich am Montag Süddeutschland besuchen, um mit lokalen Politikern zusammenzutreffen und sich aus erster Hand einen Eindruck von den betroffenen Gebieten zu verschaffen.

Die Nachrichtenagentur AFP berief sich bei ihrer Berichterstattung über die Pläne auf Regierungsquellen, gab jedoch keine weiteren Informationen.

Am Sonntag reiste Vizekanzler Robert Habeck nach Bayern, wo er sich mit Ministerpräsident Markus Söder im besonders betroffenen Bundesland Reichertshofen traf.

Nach Angaben der Polizei Oberbayern ist aufgrund eines Dammbruchs ein 50 Kilometer langer Abschnitt der Autobahn A9 zwischen Ingolstadt und München gesperrt.

Die Polizei erklärte, sie habe in der Gegend noch nie derartige Überschwemmungen erlebt. Sie machte keine Angaben dazu, wie lange die Straße gesperrt sein würde. Sie riet den Anwohnern lediglich, sich von der Gegend fernzuhalten, um sich selbst zu schützen und die Rettungsarbeiten nicht zu behindern.

Auch die Deutsche Bahn (DB) gab am Sonntag mehrere Updates heraus. Unter anderem kündigte sie an, dass der Zugverkehr in Süddeutschland am Montag, 3. Juni, eingeschränkt bleiben werde. Reisende, die Tickets für Sonntag und Montag gekauft hätten, dürften diese zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, teilte die DB mit.

Die DB machte keine Angaben zum Ausmaß der Störungen und zu ihrer voraussichtlichen Dauer. Sie riet Reisenden lediglich, Reisen in Bayern und Baden-Württemberg zu meiden, bis sich die Lage entspannt.

Eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums sagte am Sonntag, 3.000 Einwohner seien aus ihren Häusern evakuiert worden, als das Hochwasser den süddeutschen Staat überschwemmte, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung Tageszeitung.

Bayernweit sind derzeit mehr als 20.000 Einsatzkräfte an Such- und Rettungsaktionen beteiligt. Seit Beginn der Überschwemmungen am Freitag waren bereits mehr als 40.000 im Einsatz.

Zudem seien rund 800 Soldaten im Einsatz, teilte das Verteidigungsministerium auf X, ehemals Twitter, mit.

Rettungskräfte waren damit beschäftigt, angesichts des steigenden Wasserstands der Donau Menschen aus der Stadt Günzburg, etwa auf halber Strecke zwischen München und Stuttgart, zu evakuieren.

“Große Teile unseres Stadtgebietes sind überschwemmt. Menschen werden mit Booten und Hubschraubern aus ihren Häusern und Wohnungen gerettet”, schrieb Bürgermeister Gerhard Jauernig in einem Online-Post. Er forderte die Günzburger auf, zu Hause zu bleiben, den Anweisungen der Rettungskräfte Folge zu leisten und die Straßen zu meiden, um die Evakuierungsarbeiten zu erleichtern.

„Neugierige Schaulustige und Katastrophentouristen behindern die Rettungsmaßnahmen und können tödliche Folgen haben“, schrieb Jauernig.

Der Pegel der Donau in der deutschen Stadt ist seit Freitag um fast drei Meter gestiegen, wie aus Daten hervorgeht, die von Augsburger Allgemeine Papier.

Rettungskräfte suchten im bayerischen Offingen nach einem 22-jährigen Feuerwehrmann, der über Nacht verschwunden war. Wie sein Kollege in Pfaffenhofen war der Mann an der Evakuierungsaktion beteiligt und befand sich mit mehreren anderen Personen auf einem Schlauchboot, als dieses kenterte.

Polizeisprecher Holger Stabik dementierte die Gerüchte über den Tod des Mannes.

“Wir haben keine Bestätigung, dass eine Leiche gefunden wurde”, sagte Stabik laut der Bayerischen Tageszeitung. Augsburger Allgemeine.

Zur Unterstützung der Suche wurde ein Hubschrauber eingesetzt.

Angesichts der zunehmenden Überschwemmungen in Süddeutschland erklärte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, dass allein in seinem Bundesland 40.000 Einsatzkräfte im Einsatz seien.

„Das Wichtigste ist, den Austausch (der Rettungskräfte) in den nächsten Stunden zu organisieren“, sagte er Reportern. „Je länger man arbeitet, ohne abgelöst zu werden, desto größer ist die Gefahr von Fehlern und Erschöpfung, und dann ist auch die Gefahr von Tod und Verletzungen größer.“

Söder hält bei Besuch in Markt Reichersthofen einen Regenschirm über der Schulter
Söder (Mitte) äußerte die Hoffnung, dass der Bund Bayern finanziell und personell unterstützen werde.

Söder besucht gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck eine der betroffenen Städte, Reichersthofen.

Der bayerische Ministerpräsident sagte, er erwarte von der Bundesregierung finanzielle und personelle Unterstützung.

Zwei Dämme an der Paar, einem Nebenfluss der Donau, seien in der Nähe der bayerischen Stadt Pfaffenhofen an der Ilm gebrochen, teilten lokale Behörden am Sonntag mit.

Den Anwohnern wurde geraten, die Erdgeschosse ihrer Häuser zu verlassen und in die höheren Stockwerke der Gebäude zu steigen.

Die Nachricht vom Dammbruch kam nur wenige Stunden, nachdem in derselben Stadt der Tod eines Feuerwehrmannes festgestellt wurde.

Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, das anhaltende Hochwasser sei in der Region Pfaffenhofen beispiellos.

Das nahe gelegene Dorf Reichertshofen sei überflutet worden, fügte er hinzu.

„Wir können nichts mehr tun, wir müssen irgendwie aufgeben“, sagte er, fügte jedoch hinzu, dass es den Feuerwehrleuten noch immer gelinge, Menschenleben zu schützen.

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich traurig über den Tod des Feuerwehrmannes in Pfaffenhofen.

„Den Rettern und Helfern, die an vielen Orten gegen die Überschwemmungen kämpfen, gebührt unser Dank und Respekt“, sagte Scholz auf X, ehemals Twitter.

„Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Kollegen“, fügte er hinzu.

In ganz Süddeutschland kommt es zu Zugausfällen und Verspätungen, da die Region mit Überschwemmungen und Erdrutschen zu kämpfen hat.

Betroffen seien mehrere Verbindungen von und nach München, Stuttgart und Augsburg, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB). Dazu zählen Ausfälle zwischen München und Berlin, München und der Schweizer Metropole Zürich sowie Stuttgart und Frankfurt.

„Von Reisen in die vom Hochwasser betroffenen Gebiete in Bayern und Baden-Württemberg raten wir ab“, teilte das Unternehmen mit.

Am Samstag entgleisten im südlichen Bundesland Baden-Württemberg nach einem Erdrutsch durch heftige Regenfälle zwei Waggons eines ICE-Zuges. Von den 185 Passagieren an Bord wurde keiner verletzt.

Nach der Nachricht, dass der Feuerwehrmann im Dienst sein Leben verloren hatte, bezeichnete der deutsche Vizekanzler Robert Habeck den Vorfall als „schrecklich“.

Er fügte hinzu, dass der Mut sowohl der freiwilligen als auch der professionellen Rettungskräfte „nicht als selbstverständlich angesehen werden darf“.

„Wir sollten immer dankbar sein, dass es diese Menschen gibt“, sagte er.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte nach dem Tod des Feuerwehrmannes: „Wir alle trauern.“

„Sein Einsatz und seine Bemühungen, anderen Menschen zu helfen, werden uns immer in Erinnerung bleiben“, sagte er in einem Online-Post.

Sowohl Ministerpräsident Söder als auch Vizekanzler Habeck, der zugleich Wirtschaftsminister und Klimaschutzbeauftragter ist, werden voraussichtlich am Sonntag die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm besuchen, wo sich der tödliche Vorfall ereignete.

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