Wirtschaftsminister Robert Habeck war am Dienstag zum 5. Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsgipfel in Nairobi, Kenia, und forderte dort eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Afrika.
Aber Habeck verwies auch auf die Bedenken der Wirtschaft hinsichtlich Sicherheit und Stabilität, was seiner Meinung nach einer der Gründe dafür sei, dass nur etwa 1 % der deutschen Auslandsinvestitionen nach Afrika fließen.
„Die konstanten Wachstumsraten in diesem Bereich dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch Potenzial für mehr gibt“, sagte Habeck.
„Deutsche Investoren brauchen ein sicheres und stabiles Investitionsumfeld“, sagte der Wirtschaftsminister, der auch Vizekanzler der scheidenden Regierung in Berlin ist.
Diese Bedingungen seien nicht nur eine Grundlage für Investitionen von außen, sondern auch für die Verbesserung des Lebens der Menschen in Afrika, sagte er.
„Wenn ein politisches System unter Druck stünde, wenn niemand wüsste, wie es nach den nächsten Wahlen weitergeht und ob man sich auf Zusagen der Länder verlassen kann, dann sei eine solche Situation „wirklich Gift für die Wirtschaft“, sagte Habeck.
Zweijährlicher Gipfel: 800 Teilnehmer aus 35 Ländern
Der 5. Deutsch-Afrikanische Wirtschaftsgipfel ist die größte Veranstaltung dieser Art, die Deutschland alle zwei Jahre organisiert und dieses Jahr zum zweiten Mal in Nairobi stattfindet.
Rund 800 Teilnehmer aus 35 Ländern Afrikas und aus Deutschland waren anwesend.
Kenias Mudavadi fordert klare Regeln und weniger Investitionshemmnisse
Auch der kenianische Kabinettschef Musalia Mudavadi, zu dessen Rolle auch die Aufgaben eines Außenministers gehören, erklärte auf der Konferenz, dass das Kapital klare rechtliche Regeln benötige.
Gleichzeitig kritisierte er bürokratische Hürden und Gesetze, die Investoren abschrecken könnten.
„Wir sollten keine Gesetzgebung haben, die ausländische Direktinvestitionen in unseren Ländern behindert“, sagte er.
Mudavadi sagte, dass Afrika in Kernsektoren wie Energie, Landwirtschaft, Infrastruktur und Industrie über ein „enormes Potenzial“ verfüge, von dem ein Großteil noch ungenutzt sei.
Dies sei nur mit starken Partnerschaften möglich, sagte er.
Der kenianische Staatschef und Regierungschef von Präsident William Ruto lobte das bisherige deutsche Engagement im Land und sagte, es habe „nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch zum Wissenschafts- und Technologietransfer beigetragen, der für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung Kenias von entscheidender Bedeutung ist.“
Habeck: Fachkräfte gesucht, in Deutschland willkommen
Mudavadi verwies auf die junge und wachsende Bevölkerung Afrikas und sagte, wie wichtig es sei, für sie Arbeitsplätze zu schaffen.
Habeck forderte die Teilnehmer unterdessen auf, vielleicht über Beschäftigungsmöglichkeiten in Deutschland nachzudenken, versuchte jedoch zu argumentieren, dass dies nicht unbedingt zu einem sogenannten „Brain Drain“ führen müsse.
„Der Umzug nach Deutschland ist einfacher geworden“, sagte Habeck und verwies auf die von der aktuellen Koalition in Berlin beschlossenen Reformen der Einwanderungsbestimmungen für Fachkräfte.
Deutschland und Kenia haben im September ein Fachkräfte- und Migrationsabkommen unterzeichnet.
„Wir wollen den Volkswirtschaften hier nicht die Talente wegnehmen“, argumentierte Habeck. Wenn solche Menschen stattdessen für ein paar Jahre nach Deutschland ziehen und dann mit neuen Fähigkeiten nach Kenia zurückkehren würden, könnte dies eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten schaffen, sagte er.
Zunehmender deutscher Handel mit Afrika, aber noch Raum für Wachstum
Das deutsche Handelsvolumen mit Afrika erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 61,2 Milliarden Euro (64,5 Milliarden US-Dollar).
Die Exporte stiegen um 8,3 % auf 28,7 Milliarden Euro, während die Importe aus Afrika um 4,9 % auf 32,5 Milliarden Euro sanken.
Ein Hauptgrund für diesen Rückgang ist nicht das verringerte Handelsniveau, sondern vielmehr die gesunkenen Preise für einige wichtige Importe und Rohstoffe.