Silent-Dating ist nonverbales Kennenlernen

Silent-Dating – wortlos verlieben

von Redaktion
8 Minuten Lesedauer

Das besondere Single-Event

Es gibt eine gefühlte Wahrheit: Die Zahl der Singles in Niedersachsen ist groß. Genaue Daten gibt es jedoch nicht. Boomende Dating-Events und nicht zuletzt stark frequentierte Singlebörsen legen jedoch nahe, dass sich viele Menschen auf der Suche nach einem Partner befinden. In diesem Zusammenhang sind organisierte Veranstaltungen wie Speed-Dating spannende Ansätze zum Kennenlernen. Ein neuer Trend ist das Silent-Dating. Was ist das?

Definition: Was ist Silent-Dating?

Klassisch übersetzt heißt Silent-Dating “Stille Verabredung”. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dating-Methoden wird die erste “Kennenlernphase” nicht über ein Gespräch herbeigeführt, sondern über Mimik, Gestik, Körpersprache und natürlich die visuellen Aspekte. Organisatorisch hat Silent-Dating große Parallelen mit Speed-Dating, ist aber inhaltlich genau das Gegenteil.

Definition: Silent-Dating ist ein organisiertes wortloses Kennenlernen, bei dem die Singles nur durch Gesten und Mimik kommunizieren. Lediglich kleine Zettel sind erlaubt. Es erinnert an Speed-Dating, nur ohne Worte.

Eckpunkte schnell erklärt

Bei dieser Art des Kennenlernens geht es darum, das Gegenüber ohne gesprochene Worte in einem festgelegten Zeitfenster genauer abzuchecken und sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Frei nach dem Motto: Top oder Flop.

Im Mittelpunkt steht die nonverbale Kommunikation. Kommuniziert wird mit dem Körper, mit Gesten, Gesichtsausdruck und als kleines Hilfsmittel sind Zettel und Stift erlaubt, um sich kurz und knackig schriftlich auszutauschen. Es herrscht also großes Schweigen, auch Musik und andere Geräuschkulissen werden in der Location bewusst ausgeschlossen. Psychologisch gesehen eröffnet das wortlose Kennenlernen neuen Spielraum für die Konzentration auf den anderen und das Lesen zwischen den Zeilen oder den normalerweise gesprochenen Worten.

Woher stammt dieses Dating-Event?

Silent-Dating hat seinen Ursprung in den USA. Inzwischen ist es in Europa insbesondre in der britischen Metropole London verbreitet. Auch in Deutschland ist die nonverbale Form des Speed-Datings angekommen.

Zuverlässige Quellen, wer genau diese Form des wortlosen Kennenlernens denn nun erfunden hat, existieren nicht. Weit verbreitet ist jedoch die Meinung, dass die Idee für Silent-Dating auf zwei New Yorker zurückgeht, denen Kennenlern-Gespräche in lauten Clubs einfach zu anstrengend und wenig effektiv waren. So begannen sie Quiet-Partys zu organisieren. Daraus wiederum ist die heutige Eventform entstanden.

Der Ablauf: organisiertes Schweigen

Silent-Dating bedeutet GestenSilent-Dating-Events werden vielfach von Veranstaltern beworben, die auch Speed-ating und andere Formate ausrichten. Eine Anmeldung ist in der Regel erforderlich. Die Bezahlung erfolgt im Normalfall im Voraus.

Die stille Verabredung soll in einem atmosphärischen Ambiente stattfinden, daher werden oft abgeschlossene oder abgetrennte Räume vom Veranstalter angemietet. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und kann von Angebot zu Angebot variieren. Üblich sind maximal zehn oder zwölf Singles, die in wechselnde Paare aufgeteilt werden. Jeder Teilnehmer erhält ein Namensschild mit dem Vornamen.

Die Spielregeln

Wie beim Speed-Dating sitzen sich zwei Singles am Tisch gegenüber oder auch nebeneinander. Jedes Paar hat dann 10 bis 15 Minuten (mitunter auch weniger) Zeit für das nonverbale Kennenlernen. Sprechen und tonale Äußerungen wie lautes Lachen sind sozusagen während dieser Zeit verboten, jeder hat jedoch Stift und Zettel vor sich liegen zum Austausch von kurzen Fragen und Antworten an das Gegenüber. Ist die Zeit vorüber, ertönt ein Signal und die Singles tauschen die Plätze. Haben alle Singles die Runden durchlaufen, geht es zum gemütlichen Teil über und die Teilnehmer können ihre nonverbalen Eindrücke nun weiter vertiefen, in dem sich Interessierte weiter verbal austauschen. Dazu stehen meist loungige Sitzecken zur Verfügung.

Eine andere Variante, die stark an Speed-Dating erinnert, ist die Verteilung von so genannten Lovecards, auf denen die Teilnehmer ihre Eindrücke zum Gegenüber notieren und die im Anschluss von den Organisatoren ausgewertet werden. Durch Einloggen auf der Online-Plattform des Veranstalters können die Ergebnisse abgerufen werden und die Teilnehmer erfahren, mit wem ihre Matches besonders erfolgreich waren. Erst dann ist auch der Austausch von Kontaktdaten über die Online-Plattform möglich, das eigentliche Kennenlernen findet bei einem neuen Date statt.

Darauf kommt es an

Silent-Dating stellt die teilnehmenden Singles vor eine ganz besondere Herausforderung: Sie müssen sich einerseits mit sich selbst und andererseits mit dem Gegenüber auf eine andere Art und Weise beschäftigen. Achtsamkeit ist hier ein bedeutendes Stichwort, der Blick fürs Wesentliche wird geschult.

Viele erkennen auch, wie sehr Optik und Sprache täuschen können, wenn sie nur aus Mimik, Gestik, Körperhaltung des anderen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und die Sympathie gewinnen können. Hinzu kommt ein Aspekt, den wir im Alltag komplett vernachlässigen: Wie nehmen uns andere, aufgrund unserer Körpersprache wahr, was senden wir für Signale?

Silent-Dating bedeutet MimikZielgruppe: Für wen ist es geeignet?

Silent-Dating ist grundsätzlich für alle Singles geeignet, jedenfalls zum Ausprobieren. Introvertierte und Schüchterne haben es hier aber leichter, als Singles, die viel und gerne reden und sich gerne verbal inszenieren. Für den einen oder die andere können selbst wenige Minuten Schweigen schon eine echte Geduldsprobe sein. Und wiederum andere haben Probleme, sich nur durch Körpersprache und Mimik auszudrücken oder mitzuteilen.

Das Spickzettelchen für kleine Notizen an das Gegenüber hilft zwar ein wenig dabei, aber auch hier kommt es auf die richtige bzw. ehrliche Reaktion an. Eines darf nicht vergessen werden: Auch in der nonverbalen Kommunikation geht es nicht immer absolut ehrlich zu. Einige Teilnehmer verstehen es, auch nonverbal zu schauspielern.

Darum funktioniert Silent-Dating

Nur wenige Singles lernen sich im Alltag direkt durch ein Gespräch kennen. Meist ist es so, dass Interesse durch Aussehen, Ausstrahlung, Aura, bestimmte Verhaltensweisen geweckt wird. Das findet überwiegend im Rahmen wie Club, Disco, Kino, Tanzbar oder bei Freizeitaktivitäten statt. Zuerst beobachtet man den anderen, studiert Gestik, Mimik, versucht herauszulesen, ob er oder sie auch an einer Kontaktaufnahme interessiert sein könnte. Oft geht das Beobachten über einen längeren Zeitraum und viele Facetten werden gedeutet, bis das eigentliche “Ansprechen” erfolgt.

Dieses Prinzip liegt auch dem Silent-Dating zugrunde, es wird anhand anderer Kriterien erst einmal aussondiert. Bei dieser Dating-Form sind die Augen besonders aktiv, gefolgt von Geruchs- und Tastsinn sowie den Reizsensoren im Gehirn. Sprache und Ton sind inaktiv. Auch die Konzentration ist gefordert, denn neben dem Beobachten gilt es auch bei den Kurznotizen auf den Zetteln mit Bedacht zu schreiben.

In einem sind sich die Experten auf dem Gebiet der Beziehungsforschung einig: Ob sich zwei Menschen sympathisch sind und somit eine Chance auf mehr haben, entscheidet sich innerhalb von wenigen Sekunden über die Wahrnehmung von Optik, Geruch, Körpersprache. Diese Feststellung bewahrheitet sich bei jeder Art von Dating-Variante. Wer sein Gegenüber auf den ersten Blick schon nicht attraktiv, anziehend und interessant findet, der wird dies auch beim Silent-Dating durch seine Körpersprache signalisieren.

In der Liebe findet zusammen, was zusammen gehört, was sich anzieht und gegenseitig begeistert. Die Ausstrahlung ist dabei noch wichtiger als das Aussehen. Das gewisse Etwas, das nicht in Worte zu fassen ist. Körpersprache und Körperhaltung sowie die Augen sind der Spiegel der Seele. Wer hier genau hinschaut, der kann weitaus mehr erkennen, als Worte jemals sagen können.

Vorteile des nonverbalen Kennenlernens

Silent-Dating bedingt das Interpretieren des GegenübersDie Vorteile sind speziell für schüchterne und wenig eloquente Menschen klar. Es geht direkter und ruhiger zu. Statt sich selbst gegenseitig verbal ins rechte Licht zu rücken; kommt es hier auf andere Signale an. Hinzu kommt eine gewisse Spannung, denn die fehlende Stimme einerseits und das konzentrierte Hinsehen andererseits schaffen eine Ausnahmesituation. Diese kommt ohne unbewusste Manipulation durch Worte aus.

Beim Silent-Dating erhalten die Teilnehmer einen wesentlich weniger vorgeprägten oder voreingenommen Eindruck, sie dürfen vielmehr auch deutlich auf ihr Bauchgefühl hören, das bei vielen wichtigen Entscheidungen im Leben größeren Einfluss hat, als rationelle Abwägungen.

Doch es gibt auch Nachteile

Wo Vorteile sind, finden sich bei genauem Hinsehen auch Nachteile. Diese Nachteile ergeben sich aus den Erwartungen, die Singles mit dem Dating allgemein verknüpfen. Wer eine ernsthafte Liebesbeziehung sucht, geht von vorneherein anders an die Sache heran, als diejenigen, die ein lockeres Abenteuer ins Auge fassen. Je nach Ausgangssituation fallen auch die nonverbalen Kommunikationssignale unterschiedlich aus und es kann zu einer Täuschung oder Fehlinterpretation kommen.

Nicht zuletzt sind diese Events noch relativ selten, sodass eine sehr heterogene Menschengruppe zusammenkommt. Alle Singles werden praktisch in einen Topf geworfen, die Beziehungssuchenden ebenso wie die Neugierigen und die Abenteuerlustigen. Damit verfälscht sich auch die Ausgangsbasis, denn hier kommen dann nicht gleich und gleich zusammen.

Ein weiteres Problem: Beim Dating haben aber die meisten Singles den Anspruch, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Wer hinter die Fassade blicken möchte, hat es wegen der begrenzten Kommunikation schwerer.

Schließlich fehlt ein wichtiger Punkt. Die Stimme. Ein toller Typ oder die Traumfrau – und dann kommt eine piesige, schrille oder durch unschönen Dialekt gefärbte Stimme. So etwas kann in null Komma nix die Attraktivität komplett zerstören. Beim Silent-Dating fehlt dieses Merkmal und das damit verbundene Filtern.

Am Ende bleibt auch bei diesem Format eben nur ein oberflächlicher erster Eindruck. Das Kennenlernen ohne Worte entscheidet lediglich darüber, ob sich die beiden Parteien noch einmal treffen möchten. Wer also zu viel in die Körpersprache, Gestik, Mimik und sonstige optische Merkmale interpretiert, kann später Überraschungen erleben.

Tipps für das erste Silent-Dating

Silent-Dating kann ein Weg zur Liebe seinGarantien gibt es bei keiner Datingform und jeder, der es ausprobiert, sollte den Spaß an der Sache über die Erwartungen stellen. Und wenn es nicht klappt, dann war es in jedem Fall eine Erfahrung wert. Damit das erste Silent-Dating wirklich Spaß macht, haben wir einige Tipps zusammengestellt.

  1. Kleidung: Kleidung, die dem eigenen Typ gerecht wird und in der sich die Datingkandidaten wohl fühlen bzw. mit der sie sich identifizieren können, ist ein echter Punktgewinn. Verkleidungen und Maskierungen, nur um einem bestimmten Typ zu gefallen, verschleiern den Blick fürs Wesentliche und halten einem weiterführenden Kennenlernen ohnehin nicht stand. Jeder sollte zum eigenen Stil stehen. Ein Date ist kein Schönheitswettbewerb. Zu aufreizende Kleidung kann einen “falschen” Eindruck vermitteln. Hübsch machen, gepflegt erscheinen, die Zähne unbedingt vorher putzen, Maniküre nicht vergessen, all das ist selbstverständlich – Aufmotzen dagegen ist deplatziert.
  2. Selbstwahrnehmung schulen: Klingt komisch, ist es aber ganz und gar nicht. Die wenigsten wissen nämlich, wie sie nach außen hin rüberkommen oder wahrgenommen werden. Wer das eigene Auftreten, die Körperhaltung, den Gang, Mimik und die Gestik immer mal wieder begutachtet und vielleicht im Spiegel ansieht, übt. Denn diese Selbstwahrnehmung ist eine tolle Möglichkeit, um sich auf ein Silent-Date vorzubereiten. Vor dem Spiegel gilt: Gefällt das Gesehene? Fällt etwas besonders auf? Gibt es einige Eigenschaften, die sich abstellen lassen? Das funktioniert auch mit selbstgedrehten Videos.
  3. Zeitlimit üben: Die begrenzte Zeit bei einem organisierten Date ist eine Herausforderung. Das lässt sich üben, um alle Fragen auch nonverbal und mit dem Zettel unterzubringen. Welche Fragen sind für Sie wichtig? Dazu sollten sich alle ein paar Fragen notieren und auch selbst beantworten. Auch das Schreiben kostet wertvolle Zeit. Das sollte berücksichtigt werden.
  4. Keine Schauspielerei: Schauspielerei ist nicht gern gesehen und fällt später auf. Daher gilt: Authentisch bleiben, keine falschen Gesten bewusst einstudieren. Reaktionen sind ohnehin eher unbewusst initiiert.

Nach dem Silent-Dating ist vor dem Kennenlernen

Verläuft ein Event richtig gut, finden sich potenzielle Paare. Dann beginnt das Kennenlernen erst richtig – ohne Konkurrenz- und Zeitdruck im Nacken. Wie bei allen Dates empfiehlt sich für das erste Kennenlernen eine Bar, ein Cafe oder eine Freizeitaktivität. Das private Umfeld oder die Wohnung sind erst einmal tabu.

Entweder kommen sich beide in der gemeinsamen Zeit näher oder nicht. Das zeigt nur das gemeinsame Erleben. Selbst wenn der Funke nicht überspringt, können Sie den Tag in bester Erinnerung behalten, denn sie haben neues gesehen und viel erlebt. Mit etwas Glück wird aus dem Silent-Dating-Event aber eine neue Liebe. Und das ist doch eine tolle Sache.

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