Region Hannover - mehr Tuberkulosefälle

Tuberkulose wird oft zu spät erkannt

von Michael Weber
2 Minuten Lesedauer

Region Hannover mit den meisten Fällen in Niedersachsen

Tuberkulose ist heilbar. Aber von allen heilbaren Krankheiten ist sie die, an der weltweit die meisten Menschen sterben. Auch in der Bundesrepublik ist sie nach wie vor ein Thema. Jährlich erkranken hier zwischen 4.500 und 5.000 Menschen an Tuberkulose. Das Problem: Meistens wird sie zu spät entdeckt. Als Folge waren 2008 über 150 Todesfälle zu beklagen.

Niedersachsen steht vergleichsweise gut da. Einer der Gründe ist, dass Tuberkulose häufig bei Menschen mit Migrationshintergrund, speziell bei Osteuropäern auftritt. Stadtstaaten wie Berlin, Hamburg und Bremen, aber auch Nordrhein-Westfalen oder die ostdeutschen Länder sind entsprechend stärker betroffen. In Niedersachsen gibt es die höchsten Zahlen in der Region Hannover als Ballungszentrum. Letztes Jahr stieg die Anzahl der Erkrankten auf 82 an.

Zahl der Tuberkuloserkrankungen – Anstieg nicht besorgniserregend

Dieser Anstieg sei jedoch nicht besorgniserregend, meint Helga Heykes-Uden, Lungenfachärztin von der Tuberkulose-Beratungsstelle der Region Hannover: „Die hohe Zahl der neuen Fälle lässt sich möglicherweise auch damit erklären, dass durch die anhaltend kalte Witterung in 2009 viele Menschen unter zum Teil hartnäckigem Husten gelitten haben, geröntgt wurden und somit die Diagnose Tuberkulose als Zufallsbefund gestellt wurde.“ Auch andere Gesundheitsämter in Deutschland berichten von einem Anstieg der Zahl der Neuerkrankungen, so die Fachärztin für Pneumologie, Allergologie und Umweltmedizin. Wie viele Fälle jährlich registriert werden, steht außerdem im engen Zusammenhang mit dem Meldeverhalten der Ärztinnen und Ärzte.

Tuberkulose ist keine harmlose Krankheit!

Allerdings weist die Expertin darauf hin, dass Tuberkulose häufig sehr spät entdeckt wird. Denn um eine solche Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren, muss die Lunge der Patienten geröntgt werden. Doch das passiert aber zunehmend seltener, da Tuberkulose kaum noch als Gefahr angesehen wird. „Die Patienten werden oft erst dann auf Tuberkulose untersucht, wenn die Krankheit bereits hochinfektiös ist und viele Menschen infiziert sind“, sagt Heykes-Uden. Wird die Krankheit diagnostiziert, muss gehandelt werden. „Bei einem aktiv Erkrankten ermitteln wir umgehend seine engen Kontaktpersonen, um eine Verbreitung einer ansteckenden Tuberkulose zu verhindern – mitunter können das bis zu mehrere Hundert Menschen sein“, so die Lungenärztin.

So verbreitet sich Tuberkulose

Tuberkulose ist sehr ansteckend und verbreitet sich in der Regel über eine Tröpfcheninfektion. Bakterien dringen auf diesem Weg in den Körper ein und greifen in erster Linie die Lunge an. Das muss noch nicht heißen, dass die Krankheit wirklich ausbricht, denn dies ist nur etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten der Fall. Meistens sind es immungeschwächte Menschen. Diese klagen anfangs „nur“ über allgemeine Beschwerden wie Husten, Schweißneigung, Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder Auswurf beim Husten.

Foto: Region Hannover

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