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Blattläuse & Co. natürlich vertreiben
Frühling ist Wachstumszeit. Derzeit schlagen Büsche und Bäume aus, Blumen schießen empor und das eine oder andere Blütenmeer zeigt sich. Das gilt im Wald, auf Wiesen und Feldern sowie im heimischen Garten oder auf dem Balkon. Doch die Schönheit des Wachstums ist trügerisch. Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnenmilben greifen die grüne Pracht an. Was tun? Chemie und Gifte sind zurecht verpönt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen empfiehlt den Einsatz von Nützlingen.
Nützlinge als Schutz gegen Schädlinge
Grundsätzlich ist die Unterscheidung zwischen Schädlingen und Nützlingen eigentlich Unsinn. Alles sind Lebewesen, die im Garten bestimmte Aufgaben haben können. Doch ein zu starker Befall von Schädlingen beeinträchtigt die Pflanzen. Was bei Sträuchern und Bäumen teilweise zu vernachlässigen ist, kann bei Obst, Gemüse und einigen Blumen ein echtes Problem werden: Die Schädlinge fressen sich regelrecht durch die Pflanze oder ziehen dieser Kraft ab. Blätter ziehen oder wickeln sich ein, die Ernte fällt kleiner aus und das Wachstum kann stark beeinträchtigt sein. Daher sind zu viele Schädlinge nicht gut.
Mit Nützlingen setzen Gartenfreunde auf eine natürliche Bekämpfung der ungebetenen Gäste. Allerdings ist dabei etwas Wissen erforderlich. Denn nicht jeder Nützling ist gegen alle Schädlinge wirksam. Auch sollten Gartenfreunde ein Übermaß an Nützlingen vermeiden. Dr. Thomas Brand, im Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Leiter des Sachgebiets Zierpflanzenbau, Baumschulen, öffentliches Grün, erläutert:
„Das Ziel des biologischen Pflanzenschutzes ist es in der Regel, ein biologisches Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen zu erreichen und nach Möglichkeit zugunsten der Nützlinge zu verschieben, so dass die Schädlingspopulationen unterhalb der Größen gehalten werden, in der sie Schaden anrichten.“
Das heißt: Es ist nicht erforderlich, einen Befall einzelner Pflanzen auszumerzen. Vielmehr geht es darum, die Zahl der Schädlinge ausreichend stark zu begrenzen. Das funktioniert mit den passenden Nützlingen als Bekämpfungsmaßnahme häufig ausreichend gut. Der Vorteil: Durch den Verzicht auf Gifte und Chemie sind Ernteerzeugnisse aus eigenen Grünflächen nicht belastet. Es geht keine Gesundheitsgefahr von gespritzten Substanzen aus.
Welche Nützlinge sind im Garten sinnvoll?
Es gibt eine Reihe von Schädlingen und ebenso viele Insekten und Tiere, die diesen entgegenwirken. Wer gegen wen eine Lösung sein könnte, haben wir hier als groben Anhaltspunkt aufgelistet:
- Florfliege (Larve: Blattlauslöwe) – frisst Blattläuse, Blutläuse, Schildläuse, Blattsauger, Zikaden, Spinnenmilben und einige Raupen
- Schwebfliege – frisst Blattläuse
- Schlupfwespe – frisst Blattläuse, Blutläuse, Schildläuse, Blattsauger und weiße Fliegen
- Marienkäfer – frisst Blat- und Schildläuse sowie Spinnenmilben
- Ohrwurm – frisst Blattläuse und Blattsauger sowie junge Raupen
- Raubwanze – frisst Thripse, Spinnenmilben sowie einige Lausarten
- Laufkäfer – frisst Schnecken, Kartoffelkäfer, Raupen, Engerlinge und Drahtwürmer
- Spinne – frisst je nach Art Zikaden, Schmetterlinge, Mücken, Fliegen, Wanzen, Blattläuse usw.
- Raubmilbe – frisst Spinnenmilben, Trauermückenlarven und Thripse
Neben diesen Nützlingen können auch größere Tiere den Garten frei von ungewünschtem Befall halten. Dazu zählen:
- Kröte – frisst Käfer, Raupe, Schnecken
- Eidechsen – frisst Insekten, Schnecken
- Vögel – frisst Wanzen, Raupen, Fliegen, Blattsauger
- Igel – frisst Nacktschnecken, Larven
- Spitzmaus – frisst Engerlinge, Drahtwürmer, Schnecken
- Maulwurf – frisst Engerlinge, Erdraupen, Rüsselkäferlarven, Schnecken
- Fledermäuse – Insekten, Falter, Käfer
- Greifvögel – Mäuse
Außerdem können Gartenfreunde auch typische Hausmittel einsetzen. Brennnesseljauche, Natronlauge und Seifenlauge können möglicherweise gegen Blattläuse helfen. Aber: Hier kommt es sehr auf die Pflanze, ihren Nutzen und den Standort an. Vor Gebrauch solcher Mittel sollte ein Experte befragt werden!
Insektenfreundliche Gärten unterstützen ausgleichenden Effekt
Ein häufig völlig unterschätztes Vorgehen ist das naturnahe Gestalten von Gärten. Wer statt Schotter und exotische Pflanzen auf heimische Gewächse setzt, hat Vorteile. Diese ziehen mehr Insekten, Vögel und andere Nützlinge an. Eine Totholzecke, ein guter Komposthaufen oder eine nicht zu betoniert wirkende Rasenfläche unterstützt das Vorgehen. Je natürlicher und wilder ein Garten ist, desto mehr Nützlinge stellen sich von ganz allein ein. Bienenhotels und ähnliche Bauten sind ebenfalls nützlich. Allerding s sollten die Hobbygärtner dabei sehr genau hinsehen. Viele handelsübliche Bienenhotels haben zu enge und scharfkantige Öffnungen, die den Insekten schaden können. Dennoch: Je freundlicher der Garten für die nicht-menschlichen Bewohner gestaltet ist, desto weniger können Schädlinge um sich greifen und wichtige Gewächse beeinträchtigen. Das dauert übrigens. Ein naturnaher Garten benötigt einige Monate, um seine Wirkung zu entfalten. Wenn es schneller gehen muss, können Gartenfreunde vorübergehend auf Nützlinge aus dem Gartenbedarfshandel zurückgreifen.
Foto: Brand/Landwirtschaftskammer Niedersachsen