Übergriff auf jüdische Tanzgruppe
Die Polizei hat mehre Tatverdächtige ermittelt, die am letzten Wochenende in Hannover eine jüdische Tanzgruppe mit Steinen beworfen haben sollen. Beim Stadtteilfest „Internationaler Tag im Sahlkamp 2010“ haben mehrere Jugendliche den Auftritt durch antisemitische Parolen gestört und dann Steine in Richtung Bühne geworfen. Eine Tänzerin hatte leichte Verletzungen erlitten. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung, gefährlicher Körperverletzung und versuchter gefährlicher Körperverletzung.
Von den tatverdächtigen Jugendlichen zwischen neun und 19 Jahren sind inzwischen neun ermittelt worden. Die Polizei ermittelt im Fall weiter, obwohl sie bislang von neun Jugendlichen Tatverdächtigen ausgegangen ist. Die Kinder und Jugendlichen haben einen arabischen Migrationshintergrund und sind teilweise bereits durch Gewaltdelikte aufgefallen.
Die Öffentlichkeit reagierte geschockt. Nicht nur wegen des antisemitischen Vorfalls dieser Art, sondern auch wegen des Alters der Tatverdächtigen. Der für den Stadtteil zuständige Integrationsbeirat Bothfeld-Vahrenheide verurteilte heute den Angriff auf die jüdische Tanzgruppe. In einer Erklärung hieß es: „Der Integrationsbeirat hat seine Arbeit im vergangenen Jahr mit der Motivation aufgenommen, dass die verschiedenen hier lebenden Menschen und Nationalitäten einander friedlich, mit Respekt und Akzeptanz begegnen und miteinander zusammenleben. Insbesondere Angriffen auf Minderheiten wirkt der Integrationsbeirat entgegen. Wir verurteilen jede Form von Rassismus oder Gewalt in unserem Stadtteil und verlangen auch von den hier lebenden Mitbürgern mit und ohne Migrationshintergrund, dass sie dies respektieren und es auch ihren Kindern zu vermitteln haben.”
Auch Oberbürgermeister Stephan Weil kündigte bereits kurz nach der Tat an, den Fall schonungslos aufzuarbeiten. „Ein Übergriff, wie er am vergangenen Wochenende beim Stadtteilfest im Sahlkamp erstmals in Hannover vorgekommen ist, passt nicht in unsere Stadt“, so Weil. „Alle Menschen in Hannover, egal wie alt sie sind oder aus welchen Ländern sie kommen, müssen sich darüber im Klaren sein, dass wir antisemitische, rassistische oder fremdenfeindliche Ausfälle hier nicht dulden werden,” unterstrich Weil. Der Bürgermeister warnte davor, dies zum Anlass für Spekulationen über einen grundlegenden Konflikt zwischen den Kulturen und Nationalitäten in Hannover zu nehmen. Denn der Vorfall sei besonders deshalb so bedauerlich, weil von Hannover wichtige Signale der Versöhnung ausgegangen sind. „Gerade zwischen den jüdischen und palästinensischen Gemeinden in Hannover hat es eine bundesweit einmalige Annäherung gegeben”, sagte Weil.
Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan zeigte sich heute bestürzt. Der Vorfall widerspreche dem Integrationsgedanken fundamental. Sie sagte: „Wir dürfen auch die Eltern nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, in der Erziehung ihrer Kinder und Jugendlichen für den Geist der Toleranz zu werben. Eltern tragen ein hohes Maß an Verantwortung.”
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