Apfelplantage im Alten Land

Äpfel aus dem Alten Land

von Redaktion
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Leckeres Obst aus Niedersachsen

Äpfel und Apfelspezialitäten aus dem Alten Land sind weit über die deutschen und internationalen Grenzen hinaus bekannt. Die historische Kulturlandschaft, die Teile Niedersachsens und Hamburgs umfasst, gilt als größtes zusammenhängendes Obstanbaugebiet Nordeuropas. Insgesamt finden sich 20 Millionen Obstbäume, wobei der Apfelanbau mit 90 % den größten Anteil der Obstanbauflächen von insgesamt 10.000 Hektar ausmacht, gefolgt von Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Birnen, Pfirsichen und Beeren.

Alte und neue sowie außergewöhnliche Apfelsorten gedeihen im Alten Land. Blüte und Ernte werden gebührend gefeiert. Selbstverständlich darf die Apfelkönigin der Region nicht fehlen. Eine Vielzahl von Obsthöfen verkauft ihre Äpfel direkt an die Verbraucher vor Ort. Darüber hinaus werden die „Ollaner“ Apfelsorten zu zahlreichen Apfelspezialitäten, darunter Säfte, Liköre, Kuchen, Suppe verarbeitet und sind wichtiger Bestandteil der heimischen Gastronomie.

Wissenswertes über das Alte Land

Als „Altes Land“ wird der Elbmarschteil südlich der Elbe bezeichnet, der sich über Gebiete in den niedersächsischen Landkreisen Stade und Harburg sowie der Hansestadt Hamburg erstreckt. Zum Alten Land in Niedersachsen gehören die Gemeinde Jork, die Samtgemeinde Lühe sowie der Ortsteil Rübke in Neu Wulmstorf, in Hamburg kommen die Stadtteile Neuenfelde, Cranz und Francop hinzu.

Die Fläche des Alten Landes beträgt ca. 170 qkm. Es handelt sich um eine historische Kulturlandschaft, wobei der Name Altand oder Olland (Plattdeutsch) auf die niederländische Kolonisierung im Frühmittelalter zurückgeht. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden die ersten Deiche und Kanäle von niederländischen Siedlern angelegt.

Das Alte Land steht für eine reiche Apfelernte

Das Alte Land steht für eine reiche Apfelernte

Aufgeteilt ist das Alte Land entsprechend der Besiedelungsgeschichte in drei Meilen. Die Erste Meile verläuft zwischen den Flüssen Schwinge und Lühe. Nach der Eindeichung im Jahre 1140 wurde dieser Teil erstmals besiedelt. Östlich davon findet sich die Zweite Meile zwischen Lühe und Este, deren Eindeichung im 12. Jahrhundert erfolgte. Zwischen Este und Süderelbe liegt die Dritte Meile, die im 13. Jahrhundert eingedeicht wurde. Gerade die Lage nahe der Elbe mit dem fruchtbaren Marschboden macht das Alte Land zu einem erstklassigen Obstanbaugebiet, das sich über eine gesamte Länge von 35 km erstreckt. In den sogenannten Marschhufendörfern liegen die Höfe mit ihren schmucken Bauernhäusern und Prunkpforten gleich an der Straße, dahinter schließt sich das Land an.

Apfelanbau und Apfelernte im Alten Land

Der Obstanbau im Alten Land geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als die Herren des Klosters Sankt Georg einen Obstgarten in der Stadt Stade anlegten. Es folgte die Anpflanzung von Obstbäumen auf den Höfen, der Verkauf der Früchte galt als Nebenverdienst. Im 17. Jahrhundert intensivierte sich der Obstanbau, im Jahre 1657 wurde ein erstes Obsthof-Verzeichnis angelegt. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits über 500 Obsthöfe im Alten Land. Mit der Gründung des Obstbauversuchsrings im Jahre 1929 verzeichnete der Obstanbau einen großen Aufschwung, der sich in den 1950er Jahren noch deutlich durch Effizienzmaßnahmen, gerade beim Apfelanbau, steigerte.

Heute bewirtschaften an die 650 Obstbaubetriebe das fruchtbare Land und betreiben Bio-Obstanbau. Mit 90 % Prozent Anbaufläche stehen die Äpfel an der Spitze. Der Apfelanbau wird stetig durch Forschungsinstitute optimiert und erweitert. Zu erwähnen ist ebenfalls, dass der Integrierte Obstanbau im Alten Land groß geschrieben wird. Das bedeutet u.a. natürliche Schädlingsbekämpfung mittels nützlicher Insekten.

Feiern zur Apfelblüte

Von der Blüte bis zur Ernte bieten die Apfelbäume jede Menge Erlebnisse, sei es optisch oder kulinarisch. Im Mai erstrahlen die Apfelbäume in ihren schönsten Blütenkleidern von Weiß bis Rosa. Eingeteilt sind die Blütephasen in die Anfangsphase um den 04. Mai, die Vollblüte am 14. Mai und die Endblüte am 22. Mai. Passend dazu finden das Blütenfest in Jork und die Krönung der Blütenkönigin statt, was gleichzeitig mit der Kirschblüte einhergeht.

Die Apfelernte startet Mitte August

Etwa Mitte August beginnt die Apfelernte im Alten Land, die bis Mitte November andauert. Das Erntevolumen beträgt jährlich an die 265.000 Äpfel. Die reifen Früchte der verschiedenen Sorten werden von Hand gepflückt und in Kisten in die Hallen transportiert. Nach der Wäsche erfolgt die manuelle Qualitätsauslese. Dabei aussortierte Früchte gelangen in die Mostereien. Nach einer weiteren, maschinellen Prüfung wird die Einteilung in Güteklassen vorgenommen und der Verkauf und die Weiterverarbeitung beginnen.

Auch die Einlagerung von Äpfeln ist für die Altländer Obstbauern kein Problem, so dass die leckeren Früchte auch weit über die Ernte hinaus verfügbar bleiben. Die Lagerung erfolgt in Hallen, in denen der Sauerstoff-Gehalt deutlich reduziert, dafür aber der Kohlendioxid-Gehalt erhöht ist. Damit kann dem Fäulnis-Prozess effektiv vorgebeugt werden. Unterschieden wird je nach Erntezeitpunkt/Sorte in Früh-, Herbst- und Lageräpfel. Während der Erntezeit finden große Veranstaltungen wie die Altländer Apfeltage mit Tag der offenen Tür sowie das Apfelfest und die Krönung der Apfelkönigin statt.

Alte, neue und spezielle Apfelsorten

Äpfel

Äpfel – leckeres Obst aus dem Alten Land

Im Alten Land warten alte Apfelsorten ebenso wie weltbekannte und neue, süße oder säuerliche Sorten auf die Genießer und Feinschmecker. Zu nennen sind hier Boskoop, Braeburn, Elstar, Gala, Holsteiner Cox, Jonagold, Kanzi, Red Topaz, Rockit, Santana, Wellant. Zu den frühen Sorten, die bereits im August geerntet werden, gehören Delbarestivale und Collina. Hinzu kommen außergewöhnliche Sorten wie Herzapfel und Mondapfel sowie Äpfel speziell für Allergiker.

Altländer Apfelspezialitäten

Pur und frisch vom Baum – So schmeckt der Apfel den meisten am besten. Doch das Markenzeichen des Alten Landes kann auch anders, denn die leckeren, knackigen Äpfel werden in süßen und deftigen Speisen und Gerichten verarbeitet. So entstehen Apfelkuchen aller Couleur oder die beliebte Altänder Apfelsuppe. Nicht zu vergessen klare und trübe Apfelsäfte oder ein milder Apfelessig. Auch bei Hochprozentigem sagt der Apfel nicht nein und präsentiert sich als Apfel-Secco, Apfellikör, Bratapfel-Likör, Apfelbrand. Wie wäre es einmal mit gesunden Apfelchips zum Feierabend? Zum Frühstück wird natürlich Apfelmarmelade oder Apfelgelee serviert.

Apfel-Vermarktung im Alten Land und über die Grenzen

Zur Erntezeit verkaufen die Obstbauern ihre Äpfel frisch ab Hof oder auf den zahlreichen Märkten im Alten Land. Auch das Selbstpflücken auf der Obstplantage ist möglich. In den ca. 40 Obsthofläden sind mitunter Hof-Cafés integriert, die mit Apfel- und weiteren Obstspezialitäten aus dem Alten Land aufwarten. Selbstverständlich haben auch die Restaurants im „Olland“ Delikatessen mit Apfel auf der Speisekarte. Über Fruchtgroßhändler werden die Äpfel überregional vertrieben und finden sich dann z.B. deutschlandweit als Früchte im Obsthandel oder in weiterverarbeiteten Produkten.

Events rund um den Apfel: Altländer Blütenfest, Apfeltage, Apfelfest

Am ersten Wochenende im Mai feiern die Altländer mit zahlreichen Gästen das traditionelle Blütenfest in Jork zu Ehren von Kirsch- und Apfelblüte. Das ganze Land erstrahlt dann in einem unfassbar schönen Blütentraum. An diesem Tag wird auch die Altländer Blütenkönigin gekrönt, die seit 1981 jährlich neu gewählt wird. Bezeichnend für die Blütenkönigin ist die Kopfbedeckung in Form einer Haube, die, wie kann es anders sein, mit reichlich Blüten geschmückt ist, der sogenannte „Flunkkranz“. Die Flunken, welche die Flügel einer Windmühle nachahmen, ragen zu beiden Seiten der Haube aus den seidigen Blüten heraus. Die Kopfbedeckung erinnert zudem an die der traditionellen Altländer Braut. Dazu trägt die Blütenkönigin eine Festtracht, bestehend aus Wollrock, weißer Schürze, dunkler Jacke und besticktem Brusttuch. Während ihrer Regentschaft repräsentiert die Blütenkönigin das Alte Land bei zahlreichen regionalen und deutschlandweiten Veranstaltungen.

Im August beginnen jährlich die Altländer Apfeltage, die bis zum Ende der Ernte im November andauern. Dann steht das ganze Alte Land im Zeichen des Apfels, angefangen bei den Hofläden und Hof-Cafés, die ihre erntefrischen Produkte verkaufen und einen Tag der offenen Tür veranstalten, an dem sich Interessierte genauestens über Anbau und Verarbeitung informieren können, bis hin zum Apfelfest im September, das den Erntehöhepunkt darstellt.

Seit 2008 wird das Alte Land von einer Apfelkönigin und ihrer Apfelprinzessin regiert. Beide bringen den Apfel sozusagen auf vielen Veranstaltungen im Rahmen ihrer 2-jährigen Amtszeit unter das Volk. Die Krönung zur“ Ollaner Appelkeunigin“ findet auf dem Apfelfest statt. Mit klassischen Trachten ausgestattet und einer Schärpe umgelegt, eröffnen Apfelkönigin und Apfelprinzessin das Fest, das mit Markttreiben und einem bunten Programm den Apfel in den Mittelpunkt stellt.

Besonderes rund um den Apfel

Das Alte Land verfügt über eine eigene Botschafterin, welche Tradition und Kultur nach innen und außen vermittelt und somit auch zum Erhalt derer beiträgt. Dazu gehört z.B. die einjährige Apfelbaum-Patenschaft, die jeder übernehmen kann. Die Patenschaften werden von den Obstbauern vergeben und mit einer Urkunde belegt. Der Pate oder die Patin kann den Baum auf seinen Namen taufen, die Äpfel ernten und jederzeit am Baum verweilen oder entspannen.

In Jork, einem wichtigen Zentrum im Alten Land, wartet der 1,5 km lange Obstlehrpfad auf dem Westminnerweg. Neben den Obstbäumen finden sich Schautafeln mit Text, Fotos und Grafiken, die über den Obstanbau informieren. Lehren und Forschen gehen Hand in Hand. Mit dem Esteburg Obstbauzentrum Jork in Moorende wurde das Kompetenzzentrum für den norddeutschen Obstanbau geschaffen, das die Obstbauern berät, Obstforschung betreibt, Aus- und Weiterbildungen anbietet und Besucher vielseitig informiert.

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